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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewaltigen Zug und griff ungefragt nach dem Andrejs. »Du hast doch nichts dagegen, oder?«, fragte er, nachdem er auch ihn nahezu zur Hälfte geleert und mit einem lauten Knall auf den Tisch zurückgestellt hatte.
    »Der Mann hat recht«, sagte Andrej. »Wir sollten gehen. Wir verschwenden hier nur unsere Zeit.«
    »Tun wir das nicht, seit wir in dieses Land gekommen sind?«, fragte Abu Dun. »Von dieser wunderschönen Stadt ganz zu schweigen?«
    »Er ist hier«, beharrte Andrej.
    »Sagst du.«
    »Ich kann es spüren.«
    Abu Dun setzte zu einer verärgerten Antwort an, schüttelte dann aber stattdessen nur den Kopf und trank einen weiteren Schluck Bier »Na, dann kann es ja nicht allzu schwer sein, ihn zu finden«, sagte er, nachdem er sich den Schaum von den Lippen geleckt hatte. »Ich meine: Wie lange kann es schon dauern, einen einzelnen Mann in einer Stadt mit einer Million Einwohnern zu finden? Oder sind es zwei?« Er kicherte albern. »Oder wir bringen sie einfach alle um, dann wird der Richtige schon dabei sein. Wird eine Weile dauern, aber wir haben ja Zeit.«
    Andrej spürte eine plötzliche, bohrende Sorge. Noch vor w e nigen Stunden hatte er sich gefragt, wann Abu Dun ihn wohl auf dieses Thema ansprechen würde. Wie es aussah, hatte er sich wohl den schlechtmöglichsten Zeitpunkt ausgesucht. Und die schlechtmöglichste Umgebung.
    »Ich sage es dir gerne noch einmal«, begann er so ruhig er konnte; was ihm nicht besonders gut gelang. »Du kannst gerne ...« Er brach mitten im Satz ab, als er sah, wie Abu Duns G e sichtsausdruck sich veränderte. Im allerersten, wirklich nur winzigen Moment las er Überraschung und Unglauben in den Augen des Nubiers. Dann verfinsterte sich sein Gesicht, und sein Körper spannte sich unter dem schwarzen Stoff des Ma n tels an. Er warf Abu Dun einen warnenden Blick zu, drehte sich selbst betont langsam um und registrierte noch in der Bew e gung, wie sämtliche Gespräche im Raum verstummten. Auf den meisten Gesichtern sah er eine Mischung aus Staunen, Überr a schung und Erschrecken und mehr als eine Hand, die sich zur Waffe senkte.
    Was er sah, als er sich ganz zur Tür gedreht hatte, übe r raschte ihn nicht. Es war, als hätte er es tief in sich geahnt oder als hätte ein Teil von ihm es gespürt, ohne dass diese Erkenn t nis bisher ganz in sein Bewusstsein gedrungen wäre.
    Eine sehr große, in einen dünnen schwarzen Mantel gehüllte Frau hatte das Gasthaus betreten. Nicht nur ihr Mantel und die Kleider, die sie darunter trug, waren schwarz, sondern auch Hände und Gesicht. Sie war kahlköpfig, doch jetzt, als Andrej ihr Gesicht das erste Mal bei hellem Licht betrachten konnte, sah er auch, dass sie sehr schön war, wenn auch auf eine exot i sche Art, die faszinierend und verunsichernd zugleich war. G e nau wie die meisten Männer hier drinnen trug sie eine altmod i sche Rüstung - auch wenn ihr Harnisch nicht wie poliertes Si l ber schimmerte, sondern ebenso schwarz war wie a l les andere an ihr - und ein langes, schlankes Schwert am Gürtel sowie e i nen Dolch, dessen Anblick unangenehme Erinnerungen in A n drej weckte.
    »Ist das ...?«, fragte Abu Dun.
    »Ja«, sagte Andrej. »Das ist sie.« Es gab keinen Zweifel. Es war die nubische Kriegerin, die ihn in der vergangenen Nacht angegriffen und um ein Haar getötet hatte.
    Doch kurz darauf kamen ihm Zweifel, denn durch die nie d rige Tür des Star Irin trat eine zweite Frau, die der ersten so sehr ähnelte, dass es beinahe gespenstisch war und man hätte meinen können, es gäbe sie zweimal. Nicht nur ihre Kleidung, ihre Rüstung und Waffen waren identisch, bis auf den letzten Kratzer und die kleinste Falte, auch ihre Gesichter waren gleich. Selbst der kühle, analytische Blick, mit denen ihre A u gen den Raum und jeden, der sich darin aufhielt, abtasteten, war gleich.
    Nach dem ersten ungläubigen Schrecken hob ein erstauntes Murmeln und Raunen unter den Männern an. Zwei der Soldaten an der Theke wandten sich den sonderbaren Neuankömmlingen ganz zu, und einer war mutig (oder dumm) genug, einen Schritt in ihre Richtung zu tun und zu einer Bemerkung anzusetzen, von der Andrej sicher war, dass sie ihn das Leben kosten wü r de. Die ihm am nächsten stehende Kriegerin bedachte ihn j e doch nur mit einem eisigen Blick, der ihn seinen Mut auf der Stelle vergessen ließ. Er blieb stehen. Die andere ging mit schnellen Schritten zur Theke, und Andrej beobachtete ohne die geringste Spur von Überraschung, wie die Männer vor

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