Glutheißer Höllentrip
Erklärung: David arbeitete wirklich für die Polizei. Und doch konnte Kathy es noch nicht richtig glauben.
„Wenn du wirklich ein Cop bist – warum hast du den Geiseln dann nicht geholfen? Wie konntest du überhaupt zulassen, dass der Bus gekidnappt wurde?“
„Du hast recht, das hätte nicht passieren dürfen“, gab David zerknirscht zu. „Ich war im Undercover-Einsatz. Ich wurde im Nevada State Prison eingesetzt, um Petes Vertrauen zu gewinnen. Er ist ein Verbindungsmann zum mexikanischen Norte-Kartell, einer besonders brutalen Organisation der Drogenmafia. Ich war Petes Zellengenosse. Nach und nach erfuhr ich von dem geplanten Ausbruch.“ Er sah Kathy unverwandt an, während er erzählte. Kathy war gespannt darauf, wie die Geschichte weiterging. „Natürlich hoffte ich, dass Pete außerhalb der Gefängnismauern Kontakt zu den Drogengangstern aufnehmen würde. Dann hätten wir das ganze Spinnennetz zerreißen können.“ Er lachte frustriert auf, dann fuhr er fort: „Ich glaube auch immer noch, dass Pete demnächst die Hilfe seiner mexikanischen Kumpane suchen wird. Dass bei dem Knastausbruch zwei Wärter verletzt wurden, war schon schlimm genug. Als ich von der geplanten Busentführung erfuhr, konnte ich nichts dagegen machen. Pete vertraut mir nicht hundertprozentig. Jedenfalls hat er mir bisher noch nie eine der Pistolen überlassen.“ David warf Kathy einen besonders frustrierten Blick zu. „Es ist furchtbar, dass der Busfahrer und die Studentin sterben mussten. Aber in beiden Fällen konnte ich nichts dagegen tun. Wenn ich an eine der Schusswaffen gelangen könnte, sähe die Sache schon anders aus. Aber jetzt kann ich wenigstens dich endgültig aus der Schusslinie bringen.“ Er sah sie fragend an. „Ich hoffe nur, dass dieser seltsame Messerschwinger hier irgendwo ein Handy hat. Wer ist das eigentlich? Weißt du etwas über ihn?“
Statt zu antworten, überlegte Kathy, ob David den durchgeknallten Reginald Brown nicht kennen müsste. Doch dann fiel ihr ein, dass der merkwürdige Heilige aus dem Bus ausgestiegen war, bevor Pete und die anderen Ausbrecher das Fahrzeug gekidnappt hatten.
David begann damit, das Gepäck von Reginald Brown zu durchsuchen. Als Erstes fand er eine Wasserflasche. Von diesem Moment hatte Kathy in den vergangenen Stunden schon mehrfach geträumt – Wasser. Und nun wurde die Fantasie Wirklichkeit. Noch nie zuvor in ihrem jungen Leben hatte Kathy sich so sehr nach etwas Trinkbarem gesehnt.
„Hier, du hast nach eurer anstrengenden Flucht bestimmt Durst.“ David warf das Plastikbehältnis zu Kathy hinüber.
Sie schraubte die Flasche mit zitternden Fingern auf und trank gierig. Noch nie hatte ihr etwas Flüssiges so gut geschmeckt wie dieses schale Wasser. Nachdem sie ihren schlimmsten Durst gestillt hatte, berichtete sie David von ihrem Marsch durch die Wüste und von der Begegnung mit Reginald Brown. Sie erwähnte auch die geheimnisumwitterten Si-Te-Cah.
David nickte stirnrunzelnd. „Ja, davon habe ich schon gehört. Hier in Nevada gibt es einen Ort namens Lovelock, wo man Überreste von diesem sagenhaften Riesenvolk gefunden hat. Aber die Knochen stammen wahrscheinlich von ausgestorbenen Bären, und die Haarreste haben durch chemische Prozesse diese rötliche Färbung angenommen. Es hat also kein Riesenvolk gegeben, das ist ein Märchen. Aber dieser Brown scheint sowieso nicht ganz fit im Kopf zu sein.“
„Das kann man wohl sagen“, seufzte Kathy. „Hey, sind das Erdnüsse?“
David, der Browns Rucksack durchwühlte, hatte soeben eine Blechdose zutage gefördert. Er nickte und gab die Büchse an Kathy weiter. Kathy schämte sich, weil sie essen und trinken konnte, während ihre tote Freundin nur einen Steinwurf von ihr entfernt lag. Aber Hunger und Durst waren schon beinahe übermächtig geworden. Li wurde nicht wieder lebendig, wenn Kathy ebenfalls zugrunde ging. Sie musste Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen, denn ihr war schon schwindlig vor lauter Schwäche und Erschöpfung.
Allmählich erwachten ihre Lebensgeister wieder, obwohl der Schock wegen Lis plötzlichem Tod ihr immer noch in den Knochen steckte.
David beschäftigte sich weiter mit Browns Rucksack. Plötzlich hielt er ein Smartphone in der Hand. Kathy war immer noch skeptisch, obwohl sie ihm von ihrem Gefühl her wirklich gern glauben wollte.
„Warum nimmst du nicht eines von den Handys, die ihr uns im Bus abgenommen habt?“
„Pete hat sich die eingesammelten Handys unter den Nagel
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