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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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der verrottenden, mit Teeröl gestrichenen Schwelle vor ihm gelöst hat. Schotter fliegt umher und prallt einen knappen Meter weiter von einer rostigen Schiene ab.
    Nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte, als Sam auf der Bildfläche erschienen war, ist ihm einmal mehr deutlich geworden, wie attraktiv er sie findet und wie sehr ihm eine Frau in seinem Leben fehlt. Als sie ihn gefragt hatte, ob es ihm etwas ausmache, kurz zu warten, während sie einen Blick auf den Tatort werfe, hatte er gesagt, er warte gern – und hatte es so gemeint.
    Während er jetzt also wartet, dreht er sich um, geht ein Stück in den Wald hinein und spaziert dort herum, denn zum Stillstehen ist es zu heiß.
    Doch nicht nur die Hitze macht ihn so unruhig. Es liegt auch an diesem Geruch nach verbranntem Fleisch, am Anblick der verkohlten Leiche und an den schmerzlichen Erinnerungen, die dadurch heraufbeschworen werden. All das ist lange her und weit weg, doch er kennt den Gestank und fühlt sich dadurch zurückversetzt. So viel Verdrängung, so viel Therapie und Reprogrammierung, und trotzdem ist alles sofort wieder da – das Grauen, der Verlust, die Angst, die immer dicht unter der Oberfläche liegt.
    Zu seiner Rechten sieht er ein Büschel aus hohem Gras und Unkraut, das abgeknickt auf dem Boden liegt. Weil er sich vorstellen kann, dass der Mörder mit seinem wehrlosen Opfer dort entlanggekommen oder auf diesem Weg geflohen ist, geht er hin, um sich das Gelände genauer anzusehen.
    Das Gras wurde eindeutig erst vor kurzem niedergedrückt, aber der Zugang oder Fluchtweg des Mörders kann das nicht sein, denn der Pfad führt nur ein kurzes Stück in den Wald hinein und endet ganz plötzlich am Fuß einer Eiche.
    Als Daniel sich umdreht, um zurück zu den Gleisen zu gehen, begreift er erst nach ein paar Schritten, wie dumm es war, den Baum am Ende des kleinen Pfads nicht genauer zu untersuchen. Also kehrt er hastig um und steht nach ein paar Schritten wieder davor.
    Doch am Fuß des Baums finden sich keinerlei Hinweise, er kommt sich albern vor, weil er einem kleinen Pfad Beachtung schenkt, den wahrscheinlich ein Tier hinterlassen hat – oder ein Polizist mit einem natürlichen Bedürfnis.
    Bis er nach oben blickt.
    Etwa auf halber Höhe des Baums ist ein kleinerer Ast gebrochen, und die Rinde hat eine Schramme. Und als Daniel sich dicht unter den Baum stellt und senkrecht nach oben blickt, entdeckt er ihn. Da, versteckt hinter Blattwerk und wucherndem Greisenbart, klemmt ein alter, grüner Hochstand.
    Hat sich der Mörder irgendwann dort versteckt? Ist er vielleicht noch drin?

6
    »Sieht das Ihrer Meinung nach wie eine Leiche aus?«, fragt Sam.
    Sie steht mit den anderen im Depot und betrachtet den verkohlten Haufen auf dem Boden.
    Der Raum des kleinen Gebäudes ist staubig, überall wächst Unkraut, und auf dem Boden liegen herabgefallene Bretter und Glasscherben herum.
    Die Leiche, oder was von ihr übrig ist, befindet sich unter einem Loch im Dach. Um sie herum hat man Blutspritzer, Fußabdrücke und Benzinlachen durch kleine gelbe, nummerierte Spurentafeln markiert. In der Ecke links vom offenen Türrahmen sind Sachen verstreut, als hätte sie jemand achtlos beiseitegeworfen, ein Damengürtel, Schuhe, eine Uhr und ein Ring.
    »Wenn Sie mich fragen, verdammt kein bisschen«, sagt Gibson.
    Es überrascht Sam ein wenig, dass Preacher wie ein Polizist und nicht wie ein Geistlicher klingt, und das macht ihn ihr umso sympathischer.
    Die Kriminaltechniker nicken, aber Deputys, Feuerwehrleute und Notfallhelfer schütteln den Kopf. Bis auf die Kriminaltechniker wird jetzt eigentlich niemand mehr gebraucht, wenn sie denn je gebraucht wurden, und gleich muss Sam den Tatort räumen lassen, was sicher nicht gut ankommen wird. Die Leute sind aufgeregt, denn den meisten ist klar, dass man so was nur einmal in seinem Berufsleben sieht.
    »Woher wusste Daniel dann, dass es eine ist?«
    »Geruch«, schlägt einer der Deputys vor.
    »Sie verdächtigen den Professor?«, fragt Gibson.
    »Ich stelle nur naheliegende Fragen, und nach allem, was ich über Leute weiß, die mit dem Feuer spielen, sind die ganz gern in der Nähe, wenn ihre Arbeit die Aufmerksamkeit erhält, die sie ihrer Meinung nach verdient.«
    Fast synchron beugt sich der kleine Polizistentrupp vor und blickt durch die Öffnung, in der eigentlich ein Türblatt hängen sollte.
    Dort steht zur allgemeinen Überraschung Daniel.
    »Wenn er anbietet, uns bei der Ermittlung zu helfen,

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