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Glutroter Mond

Glutroter Mond

Titel: Glutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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wird sicherlich keinen Laut von sich geben, wenn du ihm erzählst, dass ich mit ihm sprechen will.«
    Cade hebt mahnend den Zeigefinger. »Das tue ich nur für dich, Holly. Weil ich dich liebe.« Mit diesen Worten verschwindet er aus der Tür. Obwohl sein bedrohlicher Tonfall durchaus Wirkung bei mir zeigt, macht mein Herz dennoch einen freudigen Hüpfer. Hat er eben gesagt, dass er mich liebt?
    Ich rutsche nervös auf der Matratze hin und her, stehe auf, laufe durch das winzige Zimmer, nur, um mich Sekunden später wieder hinzusetzen und erneut aufzuspringen. Weshalb dauert das so lange? Hat es Schwierigkeiten gegeben? Ich hasse es, dass es weder eine Uhr noch Tageslicht in diesem Zimmer gibt, anhand dessen ich bestimmen könnte, wie viel Zeit vergangen ist.
    Dann endlich ein Klicken an der Tür, das in der völligen Stille wie ein Peitschenhieb anmutet. Sie schwingt auf. Zuerst sehe ich in das verbitterte Gesicht von Cade, der mit seinen breiten Schultern kaum durch die Tür passt und Neal sogar noch überragt. Dann wandert mein Blick zu Neal. Cade fasst ihn am Arm, den er ihm auf den Rücken gedreht hat. Wäre das wirklich nötig gewesen? Er stößt ihn unsanft in das Zimmer.
    »Hier ist er. Macht euch eine schöne Zeit allein. In ein paar Minuten komme ich wieder zurück.« Seine Stimme trieft vor Sarkasmus.
    Ehe ich antworten kann, macht Cade auf dem Absatz kehrt. Die Tür schließt sich hinter ihm wieder.
    Ein paar Sekunden lang sagt niemand etwas, aber ich höre Neal schwer atmen. Er trägt inzwischen andere Kleidung, einen schwarzen einteiligen Anzug. Ob er den von den Obersten bekommen hat? Das macht kaum Sinn. Wenn sie sich um sein Wohlergehen geschert hätten, hätten sie ihn nicht wieder laufen lassen. Und weshalb hätte er flüchten sollen? Neal ist nicht so dumm, danach geradewegs wieder in der Arme der Acrai zu laufen.
    Ansonsten gibt Neal ein fürchterliches Bild ab. Ich erschrecke mich, lasse es mir jedoch nicht anmerken. Er ist sehr blass, sein blondes Haar stumpf und glanzlos. Zumindest wirkt er unverletzt.
    »Du wolltest mich sehen.« Seine leise brüchige Stimme jagt mir den nächsten Schauder über den Rücken.
    »Setz dich doch.« Ich biete ihm den Platz neben mir auf der Matratze an.
    »Du scheinst dich hier schon richtig heimisch zu fühlen.« Er kommt meiner Aufforderung nach, aber der Vorwurf in seinem Tonfall ist nicht zu überhören.
    Ich falte nervös meine Hände im Schoß, weil ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll. Ich habe nicht mit seiner ablehnenden Haltung gerechnet. Habe ich mir ernsthaft eingebildet, er würde mir um den Hals fallen und alles wäre wieder so wie früher? Ich muss versuchen, ihn zu verstehen. Er wird in eine Zelle gesperrt, ohne Kontakt nach draußen. Währenddessen erfreue ich mich bester Gesundheit und fahre mit Cade durch die Gegend. Ob Neal das weiß? Ich bin mir sicher, dass er es ahnt.
    »Freust du dich gar nicht, mich zu sehen?«, presse ich hervor, wobei ich mir mühe geben muss, damit meine Stimme nicht bricht. »Wir haben uns seit dem Überfall nicht mehr gesehen. Du warst einfach verschwunden. Ich hätte auch tot sein können.«
    Neal wendet mir den Kopf zu. Sein Blick ist seltsam kalt. Nicht der, den ich von ihm gewohnt bin. Wo ist der Glanz in seinen Augen?
    »Ich wusste, dass du nicht to bist. Ich habe von den Obersten erfahren, dass du flüchten konntest. Du warst nicht auffindbar. Allerdings wundert mich, dass dieses Monster noch lebt. Ich habe gedacht, die Kugeln hätten ihn durchbohrt. Er hat leblos neben seinem Auto gelegen.«
    »Cade ist ein Acrai. Ein ziemlich harter Hund. Er erholt sich rasend schnell von Verletzungen.«
    »Cade? Jetzt seid ihr schon beim Du? Ach herrje, was hat er denn mit dir gemacht? Jetzt sag bloß, du bist freiwillig mit ihm gegangen.«
    Mein Herz hämmert kräftig gegen meine Rippen und mir schießt heißes Blut in den Kopf. »Es hat sich so ergeben, Neal.«
    »
Es hat sich so ergeben, es hat sich so ergeben
«, äfft er mich nach. »Ich habe bemerkt, wie du ihn angesehen hast. Du empfindest etwas für ihn. Für ein gefühlskaltes Monster!«
    Ich hätte Neal beinahe geantwortet, dass
er
mir in diesem Moment mehr als Cade wie das gefühlskalte Monster vorkommt, doch ich halte meine Zunge im Zaum. Es verletzt mich, dass er mich so angreift. Auch spare ich mir die Erklärung, dass Cade sich durch meine Emotionsspende verändert hat. Ich kann mir ja selbst kaum erklären, weshalb ich als Nahrungsquelle nicht tauge,

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