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Glutroter Mond

Glutroter Mond

Titel: Glutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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in diesem Augenblick verglühen. Ich nehme den Geruch seiner Haare wahr - Sommerluft. Er riecht nach Freiheit und Unabhängigkeit. Jene Dinge, die ich nie kannte. Bis vor kurzem noch hat seine Haut nach gar nichts gerochen. Noch eine Veränderung.
    Als Cade sich von mir löst, spüre ich einen kalten Luftzug auf meinen nassen Lippen und gebe einen leisen Protestlaut von mir. Ich sehne mich zurück nach seiner Wärme und möchte nicht, dass das angenehme Gefühl schon aufhört.
    Ich sehe zu ihm auf. Sein Blick ist voller Liebe. Ich kann ihn nicht gehen lassen, und doch muss ich es. Weshalb hat er es mir so schwer gemacht, mich von ihm zu verabschieden? Weshalb musste er mir zeigen, was ich zurücklassen werde?
    »Ich habe Angst«, haucht er. Die Worte fahren in mein Herz wie ein Messer. Seine Verletzlichkeit durchdringt auch mich, ich atme sie in jeder Sekunde ein.
    Ich muss ein paar Mal tief Luft holen, ehe ich meiner Stimme wieder trauen kann. »Wovor hast du Angst, Cade? Du bist ein erwachsener Mann, du bist stärker als ein Mensch, von schweren Verletzungen erholst du dich binnen weniger Stunden. Wovor könnte jemand wie du Angst haben?« Ich kenne die Antwort, möchte sie jedoch nicht wahrhaben. Ich kann nicht akzeptieren, dass es Cade ebenso schwer fällt, mich zurück in die Stadt zu bringen. Wenn er es einfach tun würde, sich wieder so verschlossen gäbe wie früher, könnte ich besser damit umgehen.
    »Ich habe Angst, was mit mir passieren könnte, wenn du nicht mehr hier bist. Werde ich wieder zu dem werden, der ich früher war? Werde ich in meinem neuen Dasein vergehen? Ich kann das Leben nicht fortführen, das ich hatte. Ich möchte nur noch töten, wenn ich dein Leben damit retten könnte.«
    »Wir haben aber keine Wahl.«
    »Ich weiß.« Er flüstert nur noch. Sein Blick ist auf den Boden gerichtet. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Ich möchte ihn wieder in den Arm nehmen, fürchte aber, die Situation dadurch nur zu verschlimmern. Dieser Kuss hätte nie passieren dürfen.
    Ich besinne mich wieder auf das, was jetzt zählt - zählen muss. »Hole Neal bitte hierher.« Ich komme mir vor wie ein Scheusal, weil ich die Stimmung zwischen uns endgültig zerstöre. Cades Blick verfinstert sich für einen kurzen Moment.
    »Jetzt?!«
    »Wenn es dir irgendwie möglich ist, ja. Ich habe gehört, was Layton gesagt hat. Neal taugt ebenso wenig als Spender wie ich. Er ist für eure Rasse nur Abfall und somit in Gefahr. Bringe ihn her. Ich möchte mit ihm reden. Und danach tun wir, was wir tun müssen. Du bringst uns raus.«
    »Ich kann ihn heute nicht rausbringen.«
    »Weshalb?«
    »Weil das zu auffällig wäre. Ich habe Layton gesagt, dass ich es mit Neal noch einmal probieren möchte. Ihn jetzt still und heimlich verschwinden zu lassen erweckt nur noch mehr Misstrauen. Ich habe ohnehin das Gefühl, dass er mir nicht einmal glaubt, dass ich dich getötet habe. Möglich, dass er sogar gesehen hat, wie ich dich hierher gebracht habe. Layton ist ein intriganter Kerl, er würde jeden Vorwand benutzen, mir eins auszuwischen. Innerhalb unserer Sippe gibt es eine Hierarchie, und bislang stehe ich noch oben. Ich möchte, dass das noch eine Weile so bleibt. Zumindest so lange, bis ich mir etwas Neues habe einfallen lassen. Dauerhaft kann ich ohnehin nicht bleiben.«
    Ich lege meine Hand auf Cades Unterarm. Genau auf das schwarze Mal, das ihn so hübsch ziert, aber von einem tödlichen Fluch kündet. Cade zuckt ein wenig zusammen, als bereite ihm meine Berührung Schmerzen, doch er lässt es geschehen.
    »Dann hole ihn wenigstens kurz hierher und bringe ihn anschließend wieder in seine Zelle. Aber ich muss mit ihm reden. Unbedingt. Und das allein.«
    Jetzt zieht Cade seinen Arm doch weg. Er funkelt mich böse an. »Was soll denn der Mist?« Er redet wieder lauter. »Erst küsst du mich und dann lässt du dir von mir den Freifahrtschein für den nächsten Verehrer ausstellen?«
    »Cade, lass den Unsinn! Neal ist nur ein Freund. Aber er bedeutet mir viel. Außerdem muss ich ihm ein paar Fragen stellen. Ich brenne darauf zu erfahren, was in den letzten Tagen passiert ist und weshalb er überhaupt wieder hier ist.« Ich mache eine Pause, in der Cade mich nur mit zusammengekniffenen Lippen ansieht. »Bitte.«
    »Na schön.« Als hätte ihn ein Stromschlag getroffen, springt er auf. »Aber nur, wenn mich niemand dabei beobachtet. Und sollte dein
Freund
einen einzigen Mucks auf dem Gang machen, ist er sofort tot.«
    »Er

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