Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glutroter Mond

Glutroter Mond

Titel: Glutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
Vom Netzwerk:
erbaut. Es ist noch ein Relikt aus der Zeit, als die Menschen frei waren. Ich glaube, das hier war einst eines ihrer geheimen Labore gewesen. Die Menschen haben immer schon gerne geforscht.«
    »Und was genau wurde hier erforscht?« Mir läuft ein Schauder über den Rücken, weil ich nichts Gutes ahne. Ein Labor versteckt mitten in der Einöde, und dann noch unter der Erde?
    »Ich bin mir nicht sicher. Als meine Sippe hierher kam, haben wir allerhand Kram herausschaffen müssen, der auf eine Verwendung als Tiefkühllager schließen ließ. Was weiß ich, was sie hier aufbewahrt haben. Gehirne?« Er lächelt matt, aber ich schaffe es nicht, es zu erwidern.
    Ein Klopfen an der Tür lässt mich zusammenfahren. Cades orangebraune Augen verengen sich zu Schlitzen, er presst die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Hat man hier nirgends seine Ruhe?«, knurrt er. In diesem Moment erinnert er mich wieder an den Cade, den ich kennengelernt habe. Griesgrämig und mürrisch.
    »Geh ins Bad«, sagt er.
    Ich nicke und stehe auf. Anders als die Türen, die vom Gang abzweigen, lässt sich diese mit einer normalen Türklinke öffnen, nicht mit einem Scanner. Als ich sie öffne, schlägt mir ein muffiger Geruch nach abgestandener Luft und Feuchtigkeit entgegen. Es macht den Eindruck, als wäre dieser Raum lange nicht betreten worden. Ich schließe die Tür leise hinter mir. Zu meiner Überraschung gibt es eine Lampe an der Decke, eine der grellen Neonröhren. Im Schein des wenigen Lichts, das unter dem Türspalt hervordringt, taste ich nach einem Schalter neben der Tür und finde ihn schließlich. Flackernd springt die Lampe an. Sie gibt ein lautes Surren von sich. Ich befinde mich in einem winzigen gekachelten Raum mit weißen Fliesen. Zumindest nehme ich an, dass sie einmal weiß gewesen waren. Ein grauer Schleier lässt sie stumpf und schmutzig wirken. Auf dem ebenfalls gekachelten Boden liegt Staub. Gegenüber der Eingangstür befindet sich eine Duschwanne, aber ohne Abtrennung. Aus der Wand ragt ein rostiger Duschkopf, darunter eine Mischbatterie. Um den Abfluss herum ist die weiße Keramik schmierig und schwarz. Die Duschen im Badehaus in meiner Stadt sind immer sauber. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Pfui. An der Wand rechts neben der Dusche ist eine Toilette. Der Deckel ist heruntergeklappt und es reizt mich nicht gerade, nachzusehen, was sich darunter befindet, obwohl ich durchaus ein leichtes Bedürfnis verspüre.
    Ein Geräusch aus Cades Zimmer lässt mich herumfahren. Ich höre eine Stimme, die mir allzu bekannt vorkommt und mir einen Schauder über den Rücken jagt. Ich gehe wieder näher an die Tür heran, sodass ich besser hören kann, was gesprochen wird.
    »Wo bist du so lange gewesen? Vince ist schon seit Stunden zurück.« Es ist Layton, jener Acrai, der mir ins Gesicht geschlagen hat, dessen bin ich mir sicher.
    »Spionierst du mir etwa nach? Ich hatte noch etwas anderes zu erledigen.« Cade klingt kein bisschen schuldbewusst, eher aggressiv. Ich erschrecke mich.
    »Du kommst mir in letzter Zeit recht seltsam vor«, sagt Layton, wobei er die Stimme bedrohlich senkt. »Dauernd verschwindest du für längere Zeit. Ich möchte mal wissen, wo du dich herumtreibst.«
    »Was geht es dich an? Kümmere dich um deinen eigenen Kram.«
    »Vince sagte, du seiest in Jersey City umhergestreift. Hast du keine Menschen mitgebracht? Wir können unser Benzin nicht verschwenden, wenn es nicht wichtig ist.«
    Ich kann zwar nichts sehen, würde aber darauf wetten, dass Layton ganz nahe vor Cade steht. Vor meinem geistigen Auge fletscht er sogar die Zähne. Er ist ein widerlicher Kerl.
    »Nein, ich habe keine Menschen mitgebracht. Vince ja schließlich auch nicht.«
    »Vince hatte auch nur ein Motorrad! Kannst du mir sagen, wie er das hätte bewerkstelligen sollen? Du weißt genau, dass es in der Nähe keine Menschendörfer mehr gibt, und der Kleine, den wir auf freiem Feld wieder eingefangen haben, scheint plötzlich genauso ungeeignet zu sein wie das Mädel, das du beseitigt hast. Er hatte die Platine bei sich, aber was bringt uns das, wenn wir ihn nicht als Nahrungsquelle benutzen können? Ich werde ihn demnächst auch töten müssen. Wir brauchen dringend neue Vorräte.«
    Mir schießt Blut in den Kopf, ich höre es in meinen Ohren rauschen. Spricht er von Neal? Haben sie ihn etwa auch an die grässliche Maschine angeschlossen? Er will ihn töten? Okay, ganz ruhig bleiben. Das heißt immerhin, dass er zum jetzigen

Weitere Kostenlose Bücher