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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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Lügen über mich verbreitet. Ich weiß außerdem, dass du Firmengelder unterschlagen hast, um deine Schulden zu bezahlen.«
    Woher wusste sie das?
    »Und ich habe mich unterdessen mit Robin O’Conner unterhalten«, sagte Jones. »Ich weiß, was Sie ihr angetan haben.«
    Die Türen des Aufzugs öffneten sich, und zwei Uniformierte traten heraus, ein großer, schlaksiger Schwarzer und eine kleine, zierliche Blondine. Beide hatten eine Hand an die große halbautomatische Waffe gelegt, die sie an der Hüfte trugen. Dahinter erschien die Rezeptionistin und ein weiterer Mann, offenbar der Hotelmanager.
    »Das ist er«, sagte Caroline. Das Lächeln und der schmachtende Blick waren verschwunden.
    »Bitte halten Sie Ihre Hände so, dass ich sie sehen kann«, sagte die Polizistin.
    Kevin hatte solche Momente schon erlebt, hässliche, finstere Momente, in denen er mit dem Rücken zur Wand gestanden hatte. Das tiefe Loch in seinem Herzen öffnete sich, jene Quelle, der seine multiplen Persönlichkeiten entsprangen. Und darunter, dort, wo der eigentliche Kevin hätte sein müssen, war – nichts.

SECHSUNDDREISSIG
    A ls sie nach Hause kam, wartete Ray bereits in der Einfahrt. Eloise parkte neben seinem Wagen und sah, dass er eingeschlafen war. Der Motor und die Heizung liefen, sein Kopf war nach hinten gekippt und sein Mund stand weit offen. Er hätte ins Haus gehen können. Sie hatte nicht abgeschlossen.
    Sie stieg aus, ging zu Rays Cadillac und klopfte an die Seitenscheibe. Ray fuhr erschreckt auf, sah sie und runzelte die Stirn. Er kurbelte das Fenster herunter.
    »Wo warst du? Mit deinem neuen besten Freund Jones Cooper unterwegs?«
    »So ähnlich«, sagte sie. »Möchtest du reinkommen?«
    Ray stellte den Motor ab und folgte ihr ins Haus. Sofort sprang ihnen Oliver entgegen. Schnurrend strich er Eloise um die Beine. Sie hatte vergessen, ihn zu füttern.
    Während sie eine Dose Katzenfutter öffnete und Oliver frisches Wasser hinstellte, erzählte sie Ray vom Abend. Er setzte Kaffee auf, obwohl es dafür eigentlich viel zu spät war.
    »Ich dachte, du wolltest dich zur Ruhe setzen?«, sagte Ray. Während sie erzählte, hatte er sie kein einziges Mal angesehen, sondern an der Schranktür herumgefummelt, die immer wieder aus der Angel rutschte. Er hatte ein Schweizer Armeemesser aus der Tasche gezogen und mit konzentriert gerunzelter Stirn versucht, die Schrauben nachzuziehen.
    »Urlaub ist nicht dasselbe wie Ruhestand«, erklärte Eloise. Sie überprüfte, ob Hintertür und Küchenfenster verschlossen waren. »Wie dem auch sei. Ich hatte keine Wahl. Ich konnte ihn ja nicht einfach ertrinken lassen.«
    »Ich dachte, einer deiner Grundsätze wäre, über deine Visionen zu sprechen, aber niemals selbst einzugreifen. Du weißt schon, wegen der Sache in Kansas damals.«
    Eloise sprach nicht gern über Kansas.
    »Ich bin von meinem Grundsatz abgewichen«, erklärte sie, »nur dieses eine Mal.«
    »Maggie Cooper zuliebe?«
    Vor Ewigkeiten hatte Eloise der Mutter von Maggie, Elizabeth Monroe, etwas prophezeit. Möglicherweise hatte sie Maggie damit das Leben gerettet. Das war schwer zu beurteilen. Möglicherweise hatte das Gespräch auch bewirkt, dass ein Verdächtiger im Gefängnis Selbstmord beging und Jones Cooper sein Leben auf einem schrecklichen Geheimnis aufbaute. Nach dem Studium in New York kehrte Maggie nach The Hollows zurück und heiratete Jones. Eloise hatte immer gewusst, dass Maggie ihr eines Tages Fragen stellen würde. Letztes Jahr war es dann so weit gewesen, und seither fühlte Eloise sich mit Maggie wie durch ein unsichtbares Band verbunden. Später dann hatten die Visionen mit Jones eingesetzt. Ray wusste davon. Eigentlich, dachte Eloise, wusste Ray alles über sie.
    Sie setzte sich an den Küchentisch. Oliver rieb sich an ihrem Schienbein, bevor er sich auf seinen Futternapf stürzte.
    »Mag sein«, sagte sie. Ray trat hinter sie, legte seine Hände auf ihre Schultern und begann, die verspannten Muskeln zu massieren. Eloise spürte, wie ihr Rücken warm wurde und sich entspannte.
    »Wie war es bei Claudia Miller?«, fragte sie.
    »Wollte nicht mit mir reden. Ich war auch im Haus der Holts. Habe mich ein bisschen umgesehen. Der reinste Albtraum, ich wollte so schnell wie möglich wieder weg.«
    »Manches klärt sich nie.«
    Eloise wusste nicht, ob Ray schon von Michaels Geständnis erfahren hatte. Sie wollte nicht diejenige sein, die die Nachricht überbrachte. Auf dem Nachhauseweg vom Wald hatte sie Michael auf

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