Gnade
wie John ihn nannte, nie getraut, aber sie brauchten einen verlässlichen Mann, und Monk schien dafür wie geschaffen zu sein. Er war genauso habgierig und korrupt wie sie, und wenn er nicht tat, was sie von ihm verlangten, hatte er einiges zu verlieren.
»Er arbeitet lange genug für uns, du kannst ruhig Vertrauen zu ihm haben, Cameron«, sagte Preston. »Außerdem, wenn er bei der Polizei singt, fällt er tiefer als wir.«
»Ganz recht«, murmelte John. »Hört mal, ich weiß, dass wir ausgemacht haben, nicht aufzuhören, bis Cameron vierzig ist, aber ich halte nicht mehr lange durch. Manchmal denke ich, mein Gehirn … ach, zum Teufel, ich weiß auch nicht!«
Er stand auf und ging zum Fenster, verschränkte die Hände auf dem Rücken und starrte auf die Lichter. »Habe ich euch eigentlich schon mal erzählt, wie ich Catherine kennen gelernt habe? Es war in einer Galerie für zeitgenössische Kunst. Wir wollten beide dasselbe Bild kaufen, und bei dem hitzigen Streit habe ich mich in sie verliebt. Mann, zwischen uns haben vielleicht die Funken gesprüht! Man konnte es wahrscheinlich sehen. All die Jahre über hat sich das nicht geändert. Und jetzt stirbt sie, und ich kann, verdammt noch mal, nichts dagegen tun!«
Cameron wechselte viel sagende Blicke mit Preston und Dallas, und als beide nickten, sagte er: »Wir wissen, wie sehr du Catherine liebst.«
»Aber mach sie nicht zur Heiligen, John! Sie ist nicht perfekt«, sagte Dallas.
»Menschenskind – das war jetzt aber gefühllos«, brummte Preston.
»Ist schon gut. Ich weiß selbst, dass Catherine nicht vollkommen ist. Sie hat ihre Macken, genau wie wir alle«, sagte John. »Sie macht sich eben Sorgen, dass sie einmal ohne irgendetwas dastehen könnte. Deshalb hat sie alles doppelt. Sie hat zwei Fernseher, die völlig identisch sind. Sie stehen nebeneinander auf einem Tisch vor ihrem Bett. Einer von ihnen ist Tag und Nacht eingeschaltet, aber weil Catherine Angst hat, dass er kaputtgehen könnte, braucht sie einen zweiten als möglichen Ersatz. Sie bestellt auch alles, was sie sich aus einem Laden oder einem Katalog liefern lässt, zweimal. Sie kauft immer alles zweimal, aber was ist daran so schlimm?«, fragte er. »Sie tut damit niemandem weh, und sie hat in letzter Zeit so wenig, worüber sie sich freuen kann. Und sie hält es mit mir aus – weil sie mich liebt.« Er senkte den Kopf und flüsterte: »Sie ist mein Leben.«
»Ja, das wissen wir«, stimmte Cameron zu. »Und wir machen uns große Sorgen um dich.«
John wirbelte zu ihnen herum. Sein Gesicht war wutverzerrt. »Ihr seid doch nur besorgt um euch selbst! Ihr befürchtet, dass ich etwas tun könnte, was euch alles vermasselt, stimmt’s?«
»Der Gedanke ist uns tatsächlich schon einmal gekommen«, gab Cameron zu.
»John, wir können es uns nicht leisten, dass du durchdrehst«, sagte Preston.
»Ich drehe nicht durch.«
»Ist ja gut«, beschwichtigte Dallas. »Wir machen es am besten folgendermaßen. John wird uns einfach sagen, wenn er Hilfe braucht. Das tust du doch, oder?«
John nickte. »Ja, klar.«
»Und wir werden immer für dich da sein.«
Die Freunde ließen das Thema fallen und verbrachten den Rest des Abends damit, das nächste Projekt zu planen.
Sie trafen sich auch fortan jeden Freitag, verloren aber kein Wort mehr über Johns Gemütsverfassung. Die drei waren ohnehin ratlos, was sie dagegen unternehmen sollten.
Monate vergingen, und Catherine wurde überhaupt nicht mehr erwähnt. Dann brach John zusammen. Er konnte es nicht länger ertragen, Catherine leiden zu sehen, und er gestand seinen Freunden, dass er Geldsorgen hatte – was schlichtweg lächerlich war angesichts der Millionen, die auf dem Konto des Sowing Clubs lagen, Millionen, die sie allerdings in den nächsten fünf Jahren nicht anrühren durften. John erklärte, dass die Krankenversicherung nur einen Bruchteil der Behandlung bezahlte, die seine Frau brauchte, und wenn Catherine weiterhin dahinsiechte, war ihr Treuhandvermögen bald aufgebraucht und er finanziell ruiniert. Es sei denn natürlich, die anderen waren damit einverstanden, dass er sich von dem Konto des Sowing Clubs bediente.
Cameron protestierte. »Ihr wisst alle, wie dringend ich Geld brauche wegen der Scheidung, die mir bevorsteht, aber wenn wir jetzt etwas abheben, ohne das Konto gleich ganz aufzulösen, hinterlassen wir eine Spur, und die Steuerbehörde …«
John schnitt ihm das Wort ab. »Ich weiß, es ist zu riskant. Ich hätte gar
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