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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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nicht davon anfangen sollen. Mir wird schon was anderes einfallen.«
     
    Am folgenden Freitagnachmittag waren die vier in ihrer Lieblingsbar, im Dooley’s, verabredet. Während es draußen donnerte und in Strömen regnete und Jimmy Buffet aus den Lautsprechern von Margaritaville schwärmte, beugte sich John über den Tisch und flüsterte seinen Freunden seinen finsteren Plan zu.
    Er wollte sich umbringen und seine Qual beenden.
    Seine Freunde waren entsetzt und außer sich. Sie schalten ihn, weil er überhaupt an so etwas dachte, aber sie brauchten nicht lange, um zu begreifen, dass ihr Widerspruch zu nichts führte. Im Gegenteil – sie stürzten John nur noch tiefer ins Elend und in seine Depression. Ihre harschen Worte wichen flehenden Bitten. Was konnten sie bloß tun, um ihm zu helfen? Es musste doch irgendetwas geben.
    Aufgebracht redeten sie aufeinander ein, steckten die Köpfe über dem Ecktisch zusammen, um zu beraten, wie sie die verzweifelte Situation ihres Freundes verbessern konnten. Kurz vor Mitternacht, nachdem sie stundenlang debattiert hatten, war einer von ihnen mutig genug, John das vorzuschlagen, was alle dachten. Seine arme Frau stand bereits auf der Schwelle des Todes. Wenn schon jemand sterben musste, dann die bedauernswerte, vom Leid gezeichnete Catherine, und nicht John. Wenn es doch nur so käme …
    Später konnte sich keiner von ihnen mehr erinnern, wer den Vorschlag, Catherine zu töten, als Erster geäußert hatte.
    An den darauf folgenden drei Freitagnachmittagen diskutierten sie über die verschiedenen Möglichkeiten. Nachdem sie einmal den Entschluss gefasst hatten, gab es kein Zurück mehr. Die Entscheidung war eindeutig. Keins der Club-Mitglieder hatte Bedenken oder Zweifel.
    Die vier Freunde betrachteten sich keineswegs als Unmenschen, und sie gestanden sich auch nicht ein, dass ihre eigentliche Motivation Habgier war. Sie sahen sich als Besserverdienende mit weißen Westen, die schwer arbeiteten und auf Nummer Sicher gingen. Sie waren risikobereit und wurden von anderen aufgrund ihrer Macht gefürchtet. Sie waren als echte Draufgänger bekannt – ein sehr schmeichelhaftes Wort, wie sie fanden. Doch trotz ihrer Arroganz und Unverfrorenheit hatte keiner von ihnen den Mut, ihr Vorhaben als das zu bezeichnen, was es letztendlich war: Mord. Und deshalb sprachen sie stets nur von »dem Ereignis«.
    Sie hatten wirklich Nerven wie Drahtseile, wenn man bedachte, dass das Dooley’s nur einen halben Block vom Polizeirevier entfernt war. Während sie ihr Verbrechen planten, waren sie geradezu von Detectives und Polizisten umzingelt. Ein paar FBI-Agenten gingen ebenfalls oft ins Dooley’s, genau wie jene aufstrebenden Anwälte, die hier wichtige Kontakte zu knüpfen hofften. Die Angehörigen der Polizei sowie die Rechtsanwälte der Stadt betrachteten das Dooley’s als ihre Kneipe, aber das taten die überarbeiteten und unterbezahlten Medizinalassistenten vom Charity Hospital offensichtlich auch. Die einzelnen Gruppen blieben jedoch meist unter sich.
    Die Mitglieder des Sowing Clubs hielten sich abseits und saßen stets in derselben Ecke. Jeder wusste, wer sie waren, und bevor ihr Besäufnis in Gang kam, wurden sie ständig von ihren Kollegen oder anderen Speichelleckern gestört, die sie überschwänglich begrüßten.
    O ja, sie hatten wirklich starke Nerven, denn mitten unter New Orleans’ Gesetzeshütern redeten sie vollkommen gelassen über einen »Gnadentod«.
    Die Diskussion wäre nie so weit gediehen, wenn sie nicht bereits die Verbindung gehabt hätten, die sie brauchten. Monk hatte schon oft für Geld getötet, und er hatte sicher keine Skrupel, dies noch einmal zu tun. Dallas hatte seinerzeit Monks Potenzial und die Vorteile für sie sofort erkannt und ihn vor einer Strafverfolgung durch die Behörden bewahrt. Und Monk wusste, dass er Dallas etwas schuldig war. Er versprach, alles zu tun, solange das Risiko einigermaßen kalkulierbar war und die Bezahlung stimmte. Der Killer war vor allem ein Geschäftsmann.
    Die Freunde trafen sich schließlich mit ihm, um die Einzelheiten zu besprechen, und zwar in einem von Monks Stammlokalen, im Frankie’s, einem heruntergekommenen Schuppen neben der Interstate 10 auf der anderen Seite von Metairie. In der Bar roch es nach abgestandenem Zigarettenrauch, nach den Erdnussschalen, die die Gäste einfach auf den Holzdielenboden schmissen, und nach verdorbenem Fisch. Monk schwor, dass Frankie die besten gebackenen Shrimps im gesamten Süden

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