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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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dass wir etwas unternehmen müssen.«
    Da die Kellnerin auf sie zukam, bedeutete Monk ihm, still zu sein. Die Frau stellte für jeden ein weiteres Bier auf den Tisch und kündigte an, gleich wiederzukommen, um die Essensbestellung aufzunehmen.
    Sobald sie außer Hörweite war, sagte Monk: »Hören Sie, John, ich wusste nicht, dass Ihre Frau krank ist. Ich fürchte, ich war ein wenig gefühllos. Tut mir Leid.«
    »Leid genug, um Ihre Forderung zu mindern?«, fragte Preston sofort.
    »Nein, so sehr nun auch wieder nicht.«
    »Also, machen Sie es nun oder nicht?«, fragte John ungeduldig.
    »Eine interessante Sache«, fand Monk. »Ich würde genau genommen ein gutes Werk tun, nicht wahr?«
    Er erkundigte sich genau, in welcher Verfassung die unglückliche Patientin war, und wollte auch Näheres über die Situation im Haus erfahren. Während John seine Fragen beantwortete, beugte sich Monk vor und legte die Hände auf den Tisch. Seine Fingernägel waren perfekt manikürt, die Haut glatt und ohne Schwielen. Er starrte nachdenklich vor sich hin, als ginge er die Einzelheiten des Auftrags im Geiste schon mal durch.
    Nachdem John den Grundriss des Hauses beschrieben sowie die Alarmanlage und den Tagesablauf des Personals erklärt hatte, wartete er angespannt auf weitere Fragen.
    »Die Dienstmädchen gehen also jeden Abend nach Hause. Was ist mit der Haushälterin?«
    »Rosa … Rosa Vincetti, so heißt sie«, sagte John. »Sie bleibt abends bis zehn, nur am Montag nicht, da bin ich für gewöhnlich daheim, und sie kann um sechs gehen.«
    »Irgendwelche Freunde oder Verwandten, um die ich mir Gedanken machen muss?«
    John schüttelte den Kopf. »Catherine hat den Kontakt zu ihren Freunden schon vor Jahren einschlafen lassen. Sie möchte keinen Besuch. Es ist ihr peinlich … wegen ihres Aussehens.«
    »Was ist mit Verwandten?«
    »Es gibt einen Onkel mit Familie, aber sie hat kaum Verbindung zu ihm. Sie sagt, er und sein Anhang seien Abschaum. Der Onkel ruft ungefähr einmal im Monat an. Sie bemüht sich stets, höflich zu sein, aber sie telefoniert nie lange mit ihm. Es ermüdet sie zu sehr.«
    »Kommt der Onkel denn schon mal unangekündigt zu Besuch?«
    »Nein. Sie hat ihn seit Jahren nicht gesehen. Seinetwegen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
    »Dann werde ich das auch nicht tun«, erwiderte Monk.
    »Ich will nicht, dass sie leidet! Ich meine, wenn Sie … ist das möglich?«
    »Selbstverständlich«, entgegnete Monk. »Ich bin ein mitfühlender Mensch, kein Monster. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich habe durchaus Werte und eine unbeugsame Moral«, rühmte er sich selbst, und keiner der vier Freunde wagte zu lachen oder zu widersprechen. Ein Auftragskiller mit Moral? Irrsinnig, aber sie alle nickten zustimmend. Wenn Monk ihnen weisgemacht hätte, dass er übers Wasser laufen könne, hätten sie ebenfalls vorgegeben, ihm zu glauben.
    Nachdem Monk also seine Tugenden angepriesen hatte, kam er wieder zum Geschäftlichen. Er erklärte John, dass er nicht viel für Brutalität übrig habe und den Opfern unnötige Schmerzen ersparen wolle. Und obwohl er versprach, bei Catherine äußerst vorsichtig vorzugehen, forderte er John auf, seiner Frau an dem bewussten Abend vorsichtshalber ein wenig mehr ihres Schmerzmittels einzuflößen als üblich. Ansonsten musste alles so laufen wie an jedem anderen Tag. Bevor John ins Bett ging, sollte er wie immer die Alarmanlage einschalten und sich dann in sein Zimmer begeben. Monk versicherte den vier Freunden mit einer Nachdrücklichkeit, die alle geradezu unanständig tröstlich fanden, dass Catherine am Morgen tot sein würde.
     
    Und er hielt Wort. Er tötete Catherine in jener Nacht. Wie er ins Haus und wieder hinaus gelangt war, ohne Alarm auszulösen, war John ein Rätsel. Im Haus gab es Laut- und Bewegungsdetektoren und draußen Videokameras, dennoch hatte der gerissene Monk das Grundstück unbeobachtet und vollkommen lautlos betreten und Johns Frau schnell und effizient von ihrem Leid erlöst.
    Zum Beweis, dass er da gewesen war, legte Monk eine Rose neben Catherines Kopf, genau wie er es John angekündigt hatte. Damit wollte er jeden Zweifel ausräumen, wessen Verdienst dieser Tod war und wem letztlich die Zahlung für den Mord zustand. Bevor John schließlich Hilfe herbeirief, ließ er die Rose unbemerkt verschwinden.
    Er stimmte einer Autopsie sogleich zu, damit später keine unliebsamen Fragen aufkamen. Im Bericht der Pathologie war zu lesen, dass Catherine an einer

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