Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
atmungsaktiven Jacke und der Baumwollhose mit allem vollzupacken, was ihr einfiel. Die zusätzlichen neun Kilo waren ihr gestern noch übervorsichtig vorgekommen, selbst für ihre Verhältnisse, aber jetzt war sie dankbar, dass sie sich in weiser Voraussicht so gut vorbereitet hatte.
Die Soldatin, die ihren Angreifer erschossen hatte, hatte nicht erwähnt, warum die Männer ihre Finger von Acadia lassen sollten. Die Reifen rumpelten über eine Reihe so heftiger Bodenwellen, dass sie sich zweimal auf die Zunge biss. Voller Mitgefühl kniff sie die Augen zusammen, als die Köpfe der Männer auf dem geriffelten Metallboden aufschlugen.
»Auf die Gefahr hin, politisch nicht korrekt zu sein«, murmelte sie und krabbelte auf allen vieren zwischen die beiden, »seid ihr nicht diejenigen, die mich retten sollten?« Sie hob behutsam Zaks Kopf und positionierte ihren Körper so, dass sein Kopf und Nacken auf ihrem Oberschenkel ruhten. Er trug dieselbe Leichtgewicht-Khakihose und das blassblaue Hemd, das er auf den Boden geworfen hatte, bevor er eine Nummer mit ihr geschoben hatte … und es war eine spektakuläre und bemerkenswerte Nummer gewesen. Acadia wurde rot bei der lebhaften Erinnerung und biss sich dann auf die Lippe, denn auf seinem Hemd war Blut von seiner Kopfwunde, und es war nicht die Zeit, pornografische Erinnerungen wiederaufleben zu lassen.
Sie war nicht stark genug, um den anderen Mann herzuziehen, also spreizte sie die Beine, und mit viel Gekeuche gelang es ihr in dieser Bullenhitze, seinen Kopf vom Boden hoch und auf ihren anderen Oberschenkel zu hieven.
Wenn ihre Freunde sie jetzt sehen könnten, dachte sie und streckte den Rücken durch. Die sicherheitsbewusste und übervorsichtige Acadia Gray, gefangen in einem rasenden, von Kidnappern gefahrenen Lieferwagen, nicht nur mit einem, sondern gleich mit zwei gut aussehenden Männern, die auf ihr lümmelten.
Sie betrachtete Zaks stoppeligen Kiefer und seine geschlossenen Augen, während sie den Klettverschluss der Tasche über ihrer linken Brust öffnete und ein versiegeltes Päckchen Desinfektionstücher hervorholte. Sie musste ihm das Blut aus dem Gesicht wischen, um seine Verletzungen einschätzen zu können. In dem Lieferwagen war es unheimlich stickig, und sie hielt kurz inne, um wieder zu Atem zu kommen. Da sie kaum qualifiziert war, um Wunden zu versorgen, die über einen Splitter hinausgingen, war sein Zustand der Bewusstlosigkeit ganz hilfreich, dachte sie, während sie sanft um den Schnitt herum wischte.
Qualifiziert – ha! Dass sie die einzige Person hinten im Van war, die bei Bewusstsein war, machte sie quasi zu einer Ärztin.
Sie umfasste Zaks borstiges Kinn mit der Hand und inspizierte ihn aus nächster Nähe im schmalen Streifen heißen, weißen Sonnenlichts, das zwischen den Türen hereindrang. Die meisten Menschen wirkten verletzlich, wenn sie schliefen. Aber dieser Kerl nicht. Er wirkte noch robuster und kantiger. Was in Gottes Namen hatte sie sich gestern Abend gedacht ? Er war kein zahmes Haustier zum Streicheln, er war ein wildes, exotisches Tier aus dem Dschungel.
Starker, starrsinniger Kiefer, scharf geschnittene Nase. All diese Narben … Ein Kämpfer. Acadia konnte sich nicht beherrschen, nicht sanft mit einem Finger über die breite Fläche seiner Brust zu streichen, durch das blaue Baumwollhemd hindurch. Innerlich zogen sich als Reaktion darauf ihre Muskeln zusammen, die sie erst vor Kurzem entdeckt hatte.
»Wie ist dein Nachname, Soldat?«, flüsterte sie und fuhr den harten, dünnen Spalt seines Mundes entlang, der fest verschlossen war, als kämpfe er selbst im Traum. Vielleicht war es so. Nach der Art zu urteilen, wie er sich im Hotelzimmer geschlagen hatte, war er es vielleicht nur allzu gewohnt, an gefährlichen Orten gegen Fremde zu kämpfen.
Acadia erinnerte sich lebhaft, wie sie sich ihren Weg über seine leichte Brustbehaarung und den Pfeil hinunter geküsst und geleckt hatte bis zu … ihre Wangen wurden tiefrot.
So viel zu ihrer Voraussage, dass er, nachdem sie sich geliebt hatten, ihr Zimmer verlassen würde, wenn sie schlief. So viel zu ihrer Sicherheit, dass sie ihn nie, nie wiedersehen würde. War es nicht normalerweise so bei One-Night-Stands?
Es gibt diesen Spruch: › Pass auf, was du dir wünschst, es könnte wahr werden! ‹ , dessen Ironie ihr noch nie gefallen hatte. Sie wischte behutsam um die Beule herum und bearbeitete vorsichtig das verkrustete Blut an seiner Schläfe mit dem brennenden Tuch.
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