Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
Kavallerie war eingetroffen, obwohl die Kavallerie in diesem Ausläufer der Urwälder genauso gut mit den bösen Jungs unter einer Decke stecken konnte.
Er war fertig mit Zuknöpfen und Reißverschlüssezuziehen. »Leer das meiste von dem Zeug in deinen Taschen aus. Es wird dich bremsen.«
Ausnahmsweise widersprach sie nicht. Er merkte, dass sie blasser aussah als sonst, aber mit schmallippiger Entschlossenheit legte Acadia die Pistole auf einen Stuhl neben sich und begann rasch, einiges aus ihren Taschen auszuräumen. Sie warf den schwersten Gegenstand – das Zelt – hinter den gepolsterten Stuhl in die Ecke. »Alles andere, was ich bei mir habe, brauche ich.«
»Klingt, als wäre derjenige, der die Guerillas angeheuert hat, Amerikaner. Und sie sind nicht froh darüber, uns gesund und munter vorzufinden – und nicht hier.«
»Hast du gehört, was der Amerikaner gesagt hat? › Vergewissere dich, dass die Ehefrau tot ist. ‹ «
»Ja. Hab ich mitgekriegt.« Dieses kleine Detail fügte dem Giftgemisch dieser ganzen Scheiße noch eine unangenehme Nuance hinzu. Wer sonst sollte von seiner »Ehefrau« wissen, außer dem Hotelpersonal, der Schwester in der Mission und dem Arschloch von einem Polizeichef, den sie beim Poker geschlagen hatte?
Sie machte einen tiefen, beruhigenden Atemzug. »Die spanische Stimme war einer der Guerillas.«
»Was? Wer denn?«
»Der Entführer im Hotelzimmer, der klang, als sei er erkältet. Der war es. Ich habe seine Stimme erkannt. So komisch hoch«, erklärte sie, »als müsste er durch die Nase sprechen.«
Oder als hätte er ein kleines Koksproblem , dachte Zak. Verdammt. Wenn es derselbe Typ war, und Zak tendierte dazu, das zu glauben, dann hatte Loida Piñero sie eingeholt. Wie sie ihnen auf die Schliche gekommen war – er hatte keinen blassen Schimmer.
»Okay. Wir schleichen uns raus, gehen nach links und rennen so schnell es geht durch den Flur zum Notausgang. Bleib nicht stehen, was auch passiert. Wenn wir getrennt werden …«
»Wir werden nicht getrennt.«
»Wenn wir getrennt werden«, wiederholte er und kämpfte gegen den blödsinnigen Drang zu lächeln an, »will ich, dass du dich irgendwo versteckst. Dann ruf Buck an und lass dich von seinen Sicherheitsleuten holen. Sie werden dafür sorgen, dass du wieder nach Hause kommst. Versprich mir das.«
»Gut.«
Zak packte sie vorne am Hemd und küsste sie schnell und heftig. Er berührte mit den Fingern ihre weiche, warme Wange. »Tu nichts Unüberlegtes. Hörst du, Acadia Gray?«
Ihr Kinn hob sich, auf ihren Augen lagen Schatten. »Dito, Mr Stark.«
»Lass die Waffe gezückt und sei darauf gefasst, zu schießen, ohne Fragen zu stellen. Mit diesen Arschlöchern ist nicht zu spaßen. Ich will nicht, dass du zusätzliche Löcher bekommst, verstanden?« Ihre Lippen zuckten, als finde sie das lustig. Sie nickte.
Zak öffnete die Tür und hielt die Hand hoch, damit sie hinter ihm blieb. Der Flur war menschenleer. An der Anzeige war zu sehen, dass sich alle Aufzüge in der Lobby befanden. Er winkte sie heraus. Zusammen blieben sie dicht an der Wand und rannten auf das Ausgangsschild zu. Niemand hielt sie auf, aber Zak rechnete ständig damit, dass ihm jemand auf die Schulter tippte. Oder, noch schlimmer, dass der schallgedämpfte Knall einer Feuerwaffe erklang.
Vorsichtig machte er die Tür zum Treppenhaus auf, und Acadia ging hindurch. Er schloss die Tür hinter ihnen und spähte dann durch das kleine Fenster, um nachzusehen, ob sie verfolgt wurden. Niemand zu sehen.
»Achtzehn Stockwerke«, erinnerte er sie. »Teil dir deine Kräfte ein.«
Sie musste unbedingt die Mitgliedschaft im Fitnessstudio erneuern. Achtzehn Stockwerke im Laufschritt führten bei Acadia zu Atemproblemen, bevor sie unten angekommen waren. Ihre Knie schmerzten. Ihre Beine fühlten sich an wie Gummi, und ihr war schwindelig.
»Komm wieder zu Atem«, sagte Zak. Er selbst atmete nicht mal schneller. Sie befanden sich an einem Absatz am Fuß der Treppe, immer noch drinnen, aber an der Metalltür stand Salida. »Ich besorge uns ein Transportmittel.«
Sie legte die Hand auf ihre stechende Seite. »I-ich b-brauche L-luft.«
Zak zögerte, dann stieß er die Tür nach draußen auf, wo schwüle Nacht war. Sie traten in eine schmale Gasse, wo aufleuchtende rote und blaue Lichter verschiedener Einsatzfahrzeuge wie Diskobeleuchtung von einer nahen Mauer zurückgeworfen wurden, aber glücklicherweise wurden sie von einem niedrigen Nebengebäude verdeckt.
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