Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
allein den Weg zurück ins Hotel in Caracas finden würde – auch wenn ihr der Gedanke nicht gefiel. Er war immer noch da draußen.
Sie ging zurück ins Wohnzimmer und zog einen Stuhl aus dem Esszimmer zum Schreibtisch neben Zak am Computer. Auf der Etage gab es noch vier andere Suiten, ein an ihre angrenzender Raum war für Gideon reserviert. Hin und wieder hörte sie schwach das Klingeln des Aufzugs oder die gedämpften Stimmen Vorbeigehender. Aber keine Schlüsselkarte klickte im Schloss. Kein Gideon.
»Irgendwas gefunden?« Acadia zog ihre nackten Füße auf die Querstange unter der Sitzfläche und lehnte sich an seinen gesunden Arm.
»Kein Bankkonto. Überhaupt nichts Finanzielles.«
»Was ist mit … verdammt. Ich weiß auch nicht. Lass uns einfach drauflosraten, bis irgendetwas Klick macht. Die Fibonacci-Zahlen?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie haben nicht die richtige Reihenfolge.« Er blätterte zu der Seite, wo er die Zahlen aufgeschrieben hatte, 558 362 328 59 675 625 355 565, damit sie sie sehen konnte.
»Trifft nicht annähernd zu. Okay. Was ist mit … dem Goldenen Schnitt? Stellen die Zahlen die Größe von irgendwas dar? Nein? Primzahlen?« Sie richtete sich auf, als er eine Liste mit Zahlen zur Ansicht tippte. »Wie wär’s mit noch einer Tasse Kaffee und ein bisschen von diesem … wie heißt es doch gleich? Bien me irgendwas?«
» Sabe «, führte er geistesabwesend zu Ende, während er tippte.
Acadia ging zum Tisch, wo für die Mahlzeit gedeckt worden war, die sie vorhin beendet hatten. Sie stellte die benutzten Teller zurück auf den Servierwagen und trug dann zwei Portionen eines in Likör getränkten Kuchens auf, gefüllt mit Schichten von Kokossahne und mit Baiser obendrauf.
»Ich roll den mal raus in den Flur«, rief sie ihm zu und schob den Wagen vor sich her.
Sie entriegelte und schloss die Tür auf, hielt sie mit ihrer Hüfte offen und schob den beladenen Wagen zur einen Seite, bevor sie wieder hereinkam.
Sie nahm die beiden Desserts, brachte sie zu Zak, stellte sie auf den Tisch neben dem Computer. »Wie wär’s, wenn wir den Zahlen mal eine Pause gönnen? Lass uns die Karte da drüben ausbreiten und sehen, ob wir rausfinden, wo Piñero haust und …«
Eine donnernde Explosion erschütterte das Gebäude. Sekunden später stieg eine gewaltige Säule aus Flammen und schwarzem Qualm von dem Parkplatz achtzehn Stockwerke weiter unten auf.
14
»Mann. War das laut«, Acadia streckte die Beine wieder aus und stand auf. »Ich frage mich, wa…«
Zak, dem das Geräusch vertraut war, sprang von seinem Stuhl auf. »Autobombe!« Er packte sie am Arm und schleuderte sie in Richtung des anderen Zimmers. »Zieh dich an. Sofort.«
Er hatte Autobomben in Irland, Jemen, verdammt, sogar in Bangkok gehört. Er hatte keinen Zweifel, dass der zweite Schuh, auf den er schon so lange gewartet hatte, gerade mit einem sehr lauten Knall und Schwaden von Rauch und Flammen gefallen war.
Sie warf ihm einen verdutzten Blick zu, stellte aber keine Fragen. Sie machte auf dem Absatz kehrt und sprintete so schnell ins Zimmer, dass er nur noch einen Blick auf lange nackte Beine erhaschen konnte, als ihr Bademantel wie Flügel hinter ihrem Körper herflatterte. Zak knipste die Schreibtischlampe aus, rannte zu den beiden anderen Lampen, um sie auszuschalten und den Raum in Halbdunkel zu tauchen.
Nachdem er gerade entführt und gegen Lösegeld festgehalten worden war und sein Bruder immer noch vermisst wurde, lag es nahe, dass Zak das Ziel war. Sein Bauchgefühl gebot ihm, nicht länger herumzutrödeln, sondern sich in Bewegung zu setzen, bevor derjenige, der hinter der Bombe steckte, in die Suite platzte, um ein für alle Mal zu Ende zu führen, was er begonnen hatte. Er schätzte, dass ihm weniger als fünf Minuten blieben, bevor sie ungeladenen Besuch bekamen.
Einen lebendig. Einen tot. Bedeutete das, dass sie Gid hatten und Zak zum Schweigen bringen wollten? Oder dass Gid ihnen entkommen war und sie stattdessen jetzt hinter Zak her waren? Er schaltete alle Lichter aus. Klick. Klick. Klick. Während sich die Augen eines Eindringlings erst an den Helligkeitsunterschied zwischen dem Flur und hier drinnen gewöhnen mussten, würde er durch die hereinscheinenden Lichter der Stadt genug sehen. Zak hätte etwa fünfzehn Sekunden, bis sich die Augen des anderen anpassten und er den Heimvorteil verlor.
Er schnappte sich zwei Stühle, warf sie auf die Seite und ließ sie mitten im Raum liegen, dann zog er noch
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