Gnadenthal
uns dat nich’ gesagt haben.»
Haferkamp wurde die Brust eng. «Weil ich Kai draußen gesehen habe bei der großen Löwenplastik, und … Dagmar stand auf der Terrasse.»
Janicki knirschte mit den Zähnen. «Weil Martin und Dagmar auch draußen waren, verdammt! Und Frieder lag im Pavillon. Von mir aus hätte der da verrecken können.»
«Was er dann ja auch getan hat», schloss Steendijk.
Dagmar wäre am liebsten nicht zurück in den Salon gegangen. Sie fühlte sich miserabel und war sicher, dass man ihr ihren Verrat ansehen konnte. Aber was hätte sie tun sollen?
Als sie hereinkam, hatten sich die anderen am Fenster versammelt. Irgendetwas schien draußen vorzugehen.
Sie zuckte zusammen, als sie hinter sich Toppes Stimme vernahm. «Fein», sagte er, «Sie sind vollzählig. Ich brauche Sie nämlich nachher alle zusammen.» Dann nahm er sich eine Kanne Kaffee und drei Becher und verschwand wieder.
«Dagmar», rief Maria, «guck dir das mal an, die pumpen den Teich leer.»
Sie schob sich leise zwischen Martin und Kai, die beide ihren Blick mieden.
Im Park wimmelte es von Feuerwehrleuten. Drei Männer bauten eine Art Schutzwehr zum Wassergraben hin, andere waren dabei, ein Feuerlöschbecken aufzubauen. Schläuche wurden verlegt und an zwei dickere Saugschläuche angekoppelt, die am Ende mit Körben aus Metallgeflecht versehen waren. An der rechten Seite des Teiches, dort, wo Frieder gelegen hatte, stand der Mann von der Spurensicherung in Overall und Gummistiefeln.
«Sie suchen immer noch die Tatwaffe», murmelte Möller.
Sibylle bibberte. «Was passiert jetzt? Wieso braucht er uns alle zusammen?»
Niemand antwortete ihr.
Es kann nicht sein, dachte Haferkamp, es darf nicht sein.
«Bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht …», betete Dagmar stumm.
Zwei Feuerwehrmänner hatten Wattstiefel angezogen und hielten Käscher bereit.
«Ich wusste gar nicht, dass da Fische drin sind», sagte Walterfang. «Ich habe jedenfalls noch nie welche gesehen.»
«Wie denn auch», brummte Rüdiger, «bei den ganzen Wasserlinsen.»
«Ich glaub nich’, dat wir die Lampen noch brauchen, die haben den ruck, zuck leer», hörten sie Ackermann auf dem Gang. «Müssen bloß zum Schluss inne Mitte vom Tümpel dranbleiben, weil dat Ding sons’ in Nullkommanix wieder voll Grundwasser läuft.»
«So.» Toppe stellte sich mitten in den Raum, die Hände locker verschränkt, und fixierte einen nach dem anderen. «Sie wissen, dass Herr Seidl erschlagen wurde, und Sie wissen vielleicht auch, dass Kopfwunden sehr stark bluten. Wir können also davon ausgehen, dass an der Kleidung des Täters Blutspuren zu finden sind. Und glauben Sie mir, selbst wenn sie mikroskopisch klein sind, sie lassen sich nachweisen, und das erfreulicherweise auch noch schnell. Die Kleider, die wir gestern mitgenommen haben, haben wir wieder in Ihre Zimmer gebracht, sie waren sauber. Aber ich möchte, dass Sie jetzt hinaufgehen und diesmal Ihre gesamte Kleidung zusammenpacken und herunterbringen.»
«Sollen wir etwa nackt rumlaufen?», giftete Maria.
Ackermann lachte. «Och nö, bitte nich’!»
Toppe überhörte beides. «Und ich möchte, dass Sie dieselben Kleider anziehen, die Sie am Montagabend getragen haben, und sich dann wieder hier versammeln.»
Kopfschütteln, Zaudern, schließlich standen sie auf und gingen.
«Sie bitte auch, Herr Walterfang», sagte Toppe.
Aber Heinrich Walterfang blieb auf seinem Platz. «Das hier sind die Kleider, die ich am Montag getragen habe, was anderes habe ich nicht bei mir. In meiner wirtschaftlichen Situation kann ich mir keine unnötigen Ausgaben leisten.»
Dann schaute er wieder hinaus. Das Feuerlöschbecken war mit frischem Wasser befüllt worden, und jetzt wurden die Pumpen angeworfen. Es brummte und gurgelte. Der Motor hörte sich an, als stammte er aus einem alten VW Käfer.
Seine Hände klebten, er musste irgendwo reingefasst haben. Er lüpfte sein T-Shirt, spuckte auf den Rand und rubbelte damit zwischen seinen Fingern herum. Meine Güte, wo blieben die denn? Wie lange konnte es dauern, ein paar Klamotten in eine Tasche zu werfen?
Was der Kommissar wohl vorhatte? Na endlich, die Ersten trudelten ein. Sie stapelten ihre
Taschen und Koffer neben der Tür.
«Nein», sagte Toppe, «bitte bleiben Sie stehen. Und Herr Walterfang, stehen Sie bitte auch auf.»
Sie schauten einander unbehaglich an.
«Rüdiger!», rief Dagmar, verstummte aber sofort wieder.
Draußen wurde der Motor abgeschaltet.
«Ja»,
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