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Gnadenthal

Gnadenthal

Titel: Gnadenthal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Sie waren nämlich nich’ um zwei Uhr im Bett, Sie waren draußen, un’ wir wissen, dat der Frieder auch draußen war.»
    «Ach, Himmel Herrgott, jetzt hören Sie schon auf …»
    «Nein, Sie hören auf!» Ackermann donnerte beide Fäuste auf den Tisch, dass das Bandgerät hüpfte. «Ihnen scheint der Ernst Ihrer Lage nicht klar zu sein», sagte er in lupenreinem Hochdeutsch. «Wer hat um Viertel vor drei an Ihre Zimmertür geklopft?»
    Haferkamp spürte, wie alle Energie von ihm wich. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und die Stirn in die Hand. «Das war Dagmar», antwortete er leise, «ich meine, Frau Henkel.»
    «Ich weiß, wer Dagmar is’», meinte Ackermann ungeduldig. «Un’ wat?»
    Haferkamp schaute auf. «Wir haben miteinander geschlafen.» Er schluckte. «Danach war ich so aufgewühlt, dass ich Luft brauchte, und da bin ich raus in den Park. Ich habe gar nicht gemerkt, dass es geregnet hat …»
    Ackermann betrachtete ihn. «Et war nich’ bloß Vögeln im Suff, oder?»
    «Nein», antwortete Haferkamp langsam, «es war nicht nur Vögeln im Suff.»
     
    Die Kommissarin war ihm offensichtlich böse. «Aber wir wissen, dass Sie nach halb drei noch einmal draußen waren!»
    Janicki grinste. «Und woher, bitte schön?»
    Sie blieb gelassen. «Weil wir gestern Morgen in Ihrem Zimmer feuchte Kleider gefunden haben.»
    «Haben Sie?» So langsam reichte es ihm. «Kann sein. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich sehr betrunken war. Ich habe keine Ahnung, was ich wann getan habe. Es kann gut sein, dass ich noch einmal rausgegangen bin. Aber nageln Sie mich nicht auf eine Uhrzeit fest.»
    «Sie hinken.»
    Er lachte hart. «In Ordnung, ich ergebe mich! Ich bin die Treppe heruntergefallen, Herrgott nochmal. Eigentlich musste ich nur mal pinkeln, aber anscheinend habe ich mich in der Richtung geirrt. Jedenfalls fand ich mich unten im Flur wieder. Ich kann nicht ausschließen, dass ich nochmal nach draußen bin. Waren Sie noch nie sternhagelvoll?»
    Sie ging auf nichts ein. «Mir ist nicht ganz klar, warum Sie die Sache so auf die leichte Schulter nehmen, oder zumindest den Eindruck erwecken wollen. Und erzählen Sie mir bitte nicht schon wieder, Sie hätten kein Motiv gehabt, Frieder zu töten, denn das stimmt nicht. Herr Toppe hat sich gestern Abend lange mit Johanna Meinert unterhalten. Frieder Seidl hat Ihre Frau aus der ‹13› rausgeschmissen, um seine Freundin unterzubringen.» Sie fixierte ihn. «Ihre Frau leidet an einer psychosomatischen Krankheit, nicht wahr?»
    Bei Janicki brannte eine Sicherung durch. «Das ist doch völliger Blödsinn!»
     
    «Mir ist übel», jammerte Sibylle.
    «Darauf kann ich jetzt leider keine Rücksicht nehmen», sagte Toppe ungeduldig. «Sie waren Montagnacht noch draußen, nachdem der Regen eingesetzt hatte. Ihr Rock und Ihre Jeansjacke waren nämlich gestern Morgen noch klamm. Also bitte, warum haben Sie uns das verschwiegen?»
    «Aber ich …» Ihre Gedanken purzelten durcheinander. «Ich habe mir nur Aspirin geholt.»
    Toppe runzelte die Stirn und wartete.
    «Ich hatte schreckliche Kopfschmerzen. Als Rüdiger gegangen war, bin ich runter zu meinem Auto. Ich habe immer ein paar Tabletten im Handschuhfach. Das waren höchstens drei Minuten.» Sie merkte, dass ihre Unterlippe anfing zu zittern, aber sie konnte nichts dagegen tun. «Ich wusste doch nicht, dass das wichtig war.»
    «Natürlich ist das wichtig! Rüdiger Henkel hat ausgesagt, dass er Sie um Viertel vor vier verlassen hat. Wenn Sie danach zu Ihrem Auto gegangen sind, waren Sie ziemlich genau zur Tatzeit draußen. Ich will jetzt keine Ausflüchte mehr hören, ist das klar? Also, wen haben Sie gesehen?»
    «Niemand», wimmerte sie. «Ich bin zur Vordertür raus, zu meinem Auto gerannt und wieder zurück. Das müssen Sie mir glauben.»
    «Das muss ich keineswegs.» Toppe stand auf und fing an, im Zimmer auf und ab zu wandern. «Schauen Sie sich doch an, Sie sind immer noch ganz durcheinander und aufgewühlt. Wie mag es Ihnen da erst Montagnacht gegangen sein, als Ihnen wieder zu Bewusstsein kam, dass Seidl Ihren Verlobten in den Tod getrieben hat! Frau Langenberg, Rache ist eine starke Triebfeder.»
    Nun würde sie nicht länger den Mund halten. «Und was ist mit Dagmar?»
    Toppe setzte sich wieder. «Reden Sie.»
    «Ich bin nicht die Einzige, die durchgedreht ist. Dagmar ist wie eine Verrückte auf Frieder los und hat ihn geschlagen.» Jetzt sprudelte alles hervor. «Dagmar war schwanger, damals, kurz bevor

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