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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Boden anzuleuchten. Hinzu kommt, dass er auch bei der Operation im Lieferwagen Licht benutzt hat. Irgendjemand hätte vorbeifahren, es durch die Fenster sehen und entweder selbst nachgucken oder es melden können.«
    »Das Licht im Lieferwagen war vielleicht kein so großes Problem. Wir haben Stücke aus dicker Pappe gefunden, die auf die passende Größe zurechtgeschnitten waren, um die Fenster auf der Fahrerseite abzudecken. Da sie auch mit arteriellem Blut verschmiert sind, wurden sie bei der Operation benutzt. Pappblenden statt Vorhängen hört sich nach einer Lösung an, die typisch für Mate ist, also schätze ich, dass Dr. Death sie selbst mitgebracht hat. In der Annahme, dass er jemanden an seinen Apparat anschließt, und nicht umgekehrt. Dasselbe dürfte für die Matratze gelten, auf der er lag. Ich glaube, Mate war darauf eingestellt, zum einundfünfzigsten Mal den Todesengel zu spielen, und jemand hat gesagt: Ich hab dich! Du bist es.«
    »Der Mörder hat die Pappe benutzt und sie dann von den Fenstern entfernt«, sagte ich. »Er wollte, dass die Leiche entdeckt wird. Demonstration, genau wie bei den geometrischen Wunden - derselbe Grund, aus dem er den Lieferwagen an einer Stelle stehen lässt, an der er gut zu sehen ist. Seht, was ich getan habe. Seht, wem ich es angetan habe.«
    Ich starrte auf die Erde, grimmig, erschöpft. Ich stellte mir die Szene bildlich vor. Wütender Blitzangriff, gefolgt von einer wohlüberlegten Operation neben einer pechschwarzen Straße. Der Mörder schweigsam, fest entschlossen, konstruiert einen improvisierten Operationssaal in dem beengten Laderaum. Die Stelle gut ausgewählt, wenig Verkehr. Er arbeitet schnell, effizient, nimmt sich die Zeit, das zu tun, weswegen er hergekommen ist - um seine Fantasien in die Tat umzusetzen.
    Nimmt sich die Zeit, zwei Infusionsschläuche anzulegen. Legt Mates Daumen auf den Druckknopf.
    Schwimmt in Blut, schafft es aber zu entkommen, ohne das kleinste rote Fleckchen zu hinterlassen. Fegt die Erde … Noch nie war mir eine vorsätzlichere Tat untergekommen.
    »In welcher Position ist die Leiche gefunden worden?«
    »Rückenlage, der Kopf lag in Richtung der Vordersitze.«
    »Auf der Matratze, die er mitgebracht hat«, sagte ich. »Mate bereitet den Lieferwagen vor, und der Mörder benutzt ihn.«
    Darüber dachte er lange nach. »Es gibt etwas, das nicht an die Öffentlichkeit dringen darf: Der Mörder hat eine Notiz hinterlassen. Einfaches weißes Papier, zwanzig mal achtundzwanzig, das an Mates Brust geheftet war. Ins Brustbein genagelt, um genauer zu sein, mit einem rostfreien Stift. In Computerschrift: Glückliche Reise, Du kranker Mistkerl.
    Plötzlich hörten wir Motorenlärm hinter uns und drehten uns um. Ein Wagen erschien aus Westen auf der Steigung, die nach Encino Hills hinunterführte. Eine große weiße Mercedes-Limousine. Die Frau mittleren Alters, die am Steuer saß, fuhr mit fünfundsechzig Stundenkilometern an uns vorbei, während sie ihr Make-up nachbesserte, ohne uns einen Blick zuzuwerfen.
    »Glückliche Reise«, sagte ich. »Mates Euphemismus. Die ganze Sache riecht nach einer Farce, Milo. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass der Mörder Mate bewusstlos schlug, bevor er ihn mit dem Messer bearbeitet hat. Er hat ein Drama in zwei Akten arrangiert, um Mates Technik zu parodieren. Erst ruhig stellen, dann töten. Ein Stück Rohr anstelle des Thiopental. Eine brutale Travestie von Mates Ritual.«
    Er blinzelte. Die Morgendämmerung trübte seine blassgrünen Augen und ließ sie wie ein Paar Cocktailoliven aussehen. »Willst du damit sagen, dass dieser Typ Doktor spielt? Oder dass er Ärzte hasst? Dass er eine Art philosophische Stellungnahme abgeben will?«
    »Die Notiz ist vielleicht zurückgelassen worden, damit du denkst, er hätte sich aus philosophischen Gründen mit Mate angelegt. Vielleicht redet er sich sogar selbst ein, das sei der Grund, aus dem er es getan hat. Aber das ist nicht der Fall. Klar, es gibt eine Menge Leute, die mit dem, was Mate getan hat, nicht einverstanden sind. Ich kann mir sogar einen Fanatiker vorstellen, der aufs Geratewohl auf Mate schießt oder versucht, ihn in die Luft zu jagen. Aber was du gerade beschrieben hast, geht weit über eine Meinungsverschiedenheit hinaus. Dieser Typ hat den Vorgang an sich genossen. Das Theater des Todes inszenieren und aufführen. Und angesichts dieses Ausmaßes an Brutalität und Berechnung würde es mich nicht überraschen, wenn er es schon mal getan

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