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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Umschlag aus seinem Wagen. »Das sind Kopien - die Originale sind in der Mordakte.«
    Lose Fotos in Farbe, zu viel Farbe, der Innenraum des Lieferwagens aus jedem Winkel aufgenommen. Eldon Mates Körper war klein und Mitleid erregend im Tod. Sein rundes weißes Gesicht hatte diesen ganz bestimmten Ausdruck - stumpf, öde, den Ausdruck dümmlicher Überraschung. Er stand im Gesicht jedes Ermordeten, den ich gesehen hatte. Die Demokratie der Auslöschung.
    Das Blitzlicht hatte die Blutflecken an den Rändern grünlich verfärbt und die Spritzer aus den Schlagadern bildeten ein zweitklassiges abstraktes Gemälde. Von Mates Selbstgefälligkeit schien nichts mehr übrig zu sein. Das Humanitron war hinter ihm zu sehen. Das Foto reduzierte seine Maschine auf ein paar gewundene Streifen Metall von der Übelkeit erregenden Zartheit einer soeben geschlüpften Kobra. Vom oberen Rahmen hingen die beiden gläsernen Infusionsflaschen herab, die ebenfalls blutüberströmt waren.
    Bloß eine weitere Obszönität, menschliches Fleisch in Abfall verwandelt. Daran würde ich mich nie gewöhnen. Jedes Mal, wenn ich damit konfrontiert wurde, sehnte ich mich nach dem Glauben an die Unsterblichkeit der Seele.
    In dem Umschlag befanden sich auch einige Aufnahmen des braunen Ford Econoline, aus der Nähe und aus ein paar Metern Entfernung. Der Aufkleber der Mietwagenfirma war unübersehbar auf dem Rückfenster angebracht. Man hatte nicht den Versuch gemacht, das vordere Kennzeichen zu verdecken. Die Vorderseite des Lieferwagens sah so normal aus … die Vorderseite.
    »Interessant.«
    »Was meinst du?«, fragte Milo.
    »Der Lieferwagen ist zurückgesetzt worden, nicht einfach vorwärts hineingefahren.« Ich reichte ihm ein Foto. Er musterte es, ohne ein Wort zu sagen.
    »Den Wagen zu wenden war mit einem gewissen Aufwand verbunden«, sagte ich. »Der einzige Grund, der mir dafür einfällt, ist, dass das die Flucht erleichtert hätte. Es war wahrscheinlich nicht die Entscheidung des Mörders. Er wusste, dass der Lieferwagen nicht wegfahren würde. Obwohl er vermutlich die Möglichkeit in Betracht gezogen hat, unterbrochen zu werden und schnell verschwinden zu müssen … Nein, als sie ankamen, hatte Mate das Sagen. Zumindest glaubte er das. Am Steuer, buchstäblich und im psychologischen Sinn. Vielleicht hat er gespürt, dass irgendwas faul war.«
    »Das hat ihn nicht davon abgehalten, die Sache durchzuziehen.«
    »Könnte sein, dass er seine Bedenken überwunden hat, weil er für ein bisschen Gefahr nicht unempfänglich war. Lieferwagen, Motels, nächtliche Geheimtreffen - all das spricht in meinen Augen dafür, dass er auf diesen Mantel-und-Degen-Blödsinn abgefahren ist.«
    Ich gab ihm die restlichen Fotos, die er wieder in den Umschlag schob.
    »Bei all dem Blut«, sagte ich, »ist es kaum vorstellbar, dass man keinen einzigen Fingerabdruck gefunden hat.«
    »Jede Menge glatte Oberflächen in dem Lieferwagen. Der Gerichtsmediziner hat wirbeiförmige Schmierspuren gefunden; er meint, das ließe auf die Verwendung von Gummihandschuhen schließen. Wir haben vorn im Wagen eine offene Schachtel gefunden. Mate war ein Opfer wie aus dem Bilderbuch; er hat alle Zutaten für das Abschlussbankett dabeigehabt.« Er sah wieder auf seine Uhr.
    »Wenn der Mörder an chirurgisches Besteck rangekommen ist, könnte er auch Schwämme mitgebracht haben - praktisch und saugfähig, perfekt zum Saubermachen. Gab es irgendwelche Spuren in dem Wagen, die auf Schwämme schließen lassen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was habt ihr sonst noch an medizinischen Artikeln gefunden?«, fragte ich.
    »Eine leere Injektionsspritze, das Thiopental und das Kaliumchlorid, mit Alkohol getränkte Tupfer - das ist der Knüller, oder? Du tötest gerade jemanden und machst dir die Mühe, ihn mit Alkohol abzutupfen, um eine Infektion zu verhindern.«
    »Das machen sie auch in San Quentin, bevor sie jemanden hinrichten. Vielleicht fühlen sie sich dadurch wie Pflegepersonal. Dem Mörder hätte das Gefühl gefallen, etwas Rechtmäßiges zu tun. Was ist mit einer Tasche für all die medizinischen Instrumente?«
    »Nein, nichts dergleichen.«
    »Keine Tragetasche irgendwelcher Art?«
    »Nein.«
    »Es muss irgendeine Tasche da gewesen sein«, sagte ich. »Auch wenn es Mates Instrumente waren, hätte er sie nicht lose in dem Lieferwagen herumfliegen lassen. Außerdem hatte Mate zwar seine Zulassung verloren, aber er hielt sich immer noch für einen Arzt, und Ärzte haben nun mal

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