Gnadentod
schmiegte sich aber auch nicht in seine Umarmung.
Ulrich sagte: »Bislang sind unsere Namen noch nicht in der Presse aufgetaucht. Das wird doch auch so bleiben, oder, Detective Sturgis?«
»Höchstwahrscheinlich«, sagte Milo.
»Wahrscheinlich, aber nicht mit Sicherheit?«
»Ich kann es nicht ausschließen, Sir. Offen gestanden, bei einem Fall wie diesem weiß man nie. Und wenn wir den Täter je zu fassen kriegen, könnte Ihre Aussage von Bedeutung sein. Ich werde Ihre Namen bestimmt nicht preisgeben, wenn Sie das meinen. Je weniger bekannt wird desto besser, zumindest halten wir es im Police Department so.«
Ulrich legte einen Finger auf das Stück bloßer Haut in der Mitte seines Schnurrbarts. »Und warum?«
»Datenschutz, Sir.«
»Ich verstehe … klar.« Er sah wieder Tanya Stratton an, die sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. »Wenigstens schenken Sie uns reinen Wein ein, dass Sie nicht in der Lage sind, unsere Namen da rauszuhalten. Haben Sie irgendetwas über den Täter herausgefunden?«, sagte sie.
»Noch nicht, Ma’am.«
»Und wenn, dann würden Sie uns nichts sagen, richtig?« Milo lächelte.
»Fünfzehn Minuten Ruhm. Dieser Spruch stammt von Andy Warhol, und man sieht ja, was mit ihm passiert ist«, sagte Paul Ulrich.
»Was ist passiert?«, sagte Milo.
»Er ging ins Krankenhaus, um eine ganz normale Operation machen zu lassen, und hat es in einem Leichensack wieder verlassen.«
Miss Strattons Brillengläser blitzten auf, als sie den Kopf abrupt abwandte.
»Ich will damit nur sagen, Schatz, dass Berühmtsein nervt. Je schneller wir hiermit fertig sind, desto besser. Sieh dir Prinzessin Di an - sieh dir Mate an.«
»Wir sind nicht berühmt, Paul.«
»Und das ist gut so, Schatz.«
»Also glauben Sie, dass Dr. Mates Berühmtheit etwas mit seinem Tod zu tun hat, Mr. Ulrich?«, sagte Milo.
»Ich weiß nicht - ich meine, ich bin kein Experte. Aber würden Sie das nicht auch sagen? Es scheint logisch zu sein, wenn man bedenkt, wer er war. Nicht dass wir ihn erkannt hätten, als wir ihn gesehen haben - nicht in dem Zustand, in dem er war.« Er schüttelte den Kopf. »Na, egal. Sie haben uns nicht mal gesagt, wer er war, als sie uns letzte Woche vernommen haben. Wir haben es erst aus den Fernsehnachrichten -«
Tanya Stratton legte ihre Hand auf seinen Oberarm.
»Das war’s dann wohl. Wir müssen ins Büro«, sagte er.
»Da Sie es zur Sprache bringen, gehen Sie immer vor der Arbeit wandern?«, sagte Milo.
»An vier, fünf Tagen pro Woche«, sagte Tanya Stratton.
»Um in Form zu bleiben«, sagte Ulrich.
Sie ließ ihre Hand sinken und wandte sich von ihm ab.
»Wir stehen beide früh auf«, sagte er, als müsse er eine weitere Erklärung liefern. »Wir arbeiten beide sehr lange, also können wir unser Fitnessprogramm vergessen, wenn wir nicht morgens dazu kommen.« Er beugte seine Finger.
Milo zeigte auf die unbefestigte Straße. »Kommen Sie oft hierher?«
»Nicht wirklich«, sagte Tanya Stratton. »Das hier ist eine von mehreren Stellen, an denen wir laufen. Im Grunde kommen wir selten hier herauf, außer sonntags. Weil es ziemlich weit ist und wir zurückfahren müssen, um zu duschen und uns umzuziehen. Meistens bleiben wir näher bei uns zu Hause.«
»In Encino«, sagte Milo.
»Auf der anderen Seite des Berges«, sagte Ulrich. »Wir waren an dem Morgen schon früh auf. Ich habe Mulholland vorgeschlagen, weil es so ein schönes Fleckchen ist.« Er schob sich näher an Tanya Stratton heran und legte wieder die Hand auf ihre Schulter.
»Wann waren Sie hier - um sechs, Viertel nach sechs?«, fragte Milo.
»Normalerweise brechen wir um sechs auf«, sagte Tanya Stratton. »Ich würde sagen, wir waren um zwanzig nach sechs hier, vielleicht etwas später. Die Sonne war schon aufgegangen, man konnte sie über diesem Gipfel dort sehen.« Sie deutete nach Osten, wo hinter dem Tor Ausläufer der Berge zu sehen waren.
»Wir erleben gern wenigstens noch einen Teil des Sonnenaufgangs. Wenn man einmal daran vorbei ist«, sagte Ulrich und wies mit einem Daumen auf das Tor, »fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Vögel, Rehe, Backenhörnchen. Duchess wird ganz wild, weil sie ohne Leine herumlaufen darf. Tanya hat sie schon seit zehn Jahren, und sie rennt immer noch durch die Gegend wie ein Welpe. Großartige Nase, sie hält sich für einen Drogenhund.«
»Zu gut«, sagte Tanya Stratton und verzog das Gesicht.
»Wenn Duchess nicht zu dem Lieferwagen gelaufen wäre«, sagte Milo, »wären
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