Go West - Reise duch die USA
letzte Pfiff von Phil. Wir streichelten die beiden noch einmal ausgiebig und kletterten dann aus dem Wasser, um Sandy und der Schweizer Mutter, die als Nächste dran waren, Platz zu machen.
Phil klatschte uns ab. »Na, Ladies , hat es euch gefallen?«
»Das werde ich nie vergessen«, sagte Liz mit einem zärtlichen Blick auf Pandora. »Schade, dass ich schon einen Job habe, sonst würde ich gleich hier anfangen!«
»Aber ich hab noch keinen!«, rief ich fröhlich. »Ich fang morgen an!«
»Na, dann kann ich ja aufhören«, entgegnete Phil. »So, Sandy und Maria, jetzt seid ihr dran!«
Ich wusste, wie aufgeregt Sandy jetzt sein musste, und war glatt ein wenig neidisch, dass sie das jetzt noch vor sich hatte. Liz und ich setzten uns an den Rand des Stegs, ließen die Beine baumeln und schauten zu, wie Sandy und Maria und danach auch der Rest der Familie aus der Schweiz den gleichen Spaß hatten wie wir.
Als wir uns an jenem Tag von Mary und Phil verabschiedeten und das DRC verließen, natürlich nicht ohne uns im Shop mit von Talon und Pandora selbst bemalten T-Shirts zu versorgen, hatte sich ein großartiges und kaum zu überbietendes Erlebnis in unsere Erinnerung gegraben. Ich weiß, es ist verdammt teuer, so eine Begegnung zu buchen, aber bucht sie. Auf jeden Fall müsst ihr das aber lange im Voraus tun, am besten ein halbes Jahr, denn die Warteliste ist lang. Aber sowie ich wieder nach Florida komme, werde ich das wiederholen.
Am Nachmittag und am Abend faulenzten wir und ließen die Eindrücke auf uns wirken. Wir lagen an unserem kleinen Motelstrand und blickten aufs Meer. Und ab und zu schien es uns, als würde am Horizont die eine oder andere Finne auftauchen. Aber vielleicht bildeten wir uns das auch nur ein.
Ich liebe Delfine.
Papas
E igentlich hatten wir vor, für ein paar Tage in Marathon zu bleiben, ganz einfach, weil es der beste Ort ist, um die Keys zu entdecken, ohne dass man sich jeden Tag aufs Neue ein Motel suchen muss. Das war also unser Plan. Doch als wir an jenem Dienstagmorgen beim Frühstück saßen, klingelte mein Handy. Normalerweise rief mich niemand auf dem Handy an, weil sie alle wussten, dass ich in den USA war. Ich holte das Telefon aus der Tasche, blickte aufs Display und nickte Gina zu. Unsere Eltern! Dann ging ich ran und stellte auf laut.
»Hi Daddy … äääh … hallo Papa! Was gibt’s? Ist was passiert?«
»Hallo, meine beiden Süßen! Nein, es ist alles okay. Nur schön, dass ich euch erreiche. Ihr habt ja lange nicht mehr angerufen.«
»Wir sind mit Delfinen geschwommen und haben eine Krokodilmama …« Im letzten Moment verschluckte ich den Rest, denn unsere Eltern mussten nicht unbedingt wissen, wie leichtsinnig wir gewesen waren. Die letzte Zeit über hatten wir recht unregelmäßig zu Hause angerufen. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen. Ein kleines. Aber es war schließlich auch alles okay. Mein Vater wollte etwas besprechen, das hörte ich sofort.
»Tja, Sandy, ich habe eine schlechte Nachricht für euch. Die Schule will euch nächsten Montag im Klassenzimmer sehen.«
»Ach du Sch…!«, entfuhr es mir. Gina schaute mich mit großen Augen an. Liz blickte ratlos von einer zur anderen, schließlich verstand sie nur Bahnhof.
»Warum denn?«
»Na ja …« Unser Vater druckste herum. »Ein bisschen sind wir schuld, ein bisschen die Lehrer, ein bisschen der Brand in der Schule …«
»Papa!«
»Ja, ja. Also, wir hatten vier Wochen vereinbart, die ihr bleiben dürft, und das hat man missverstanden. Wir haben gedacht, ihr könnt vier Wochen länger bleiben als der Rest der Klasse, und die Lehrer sind davon ausgegangen, dass ihr insgesamt vier Wochen in Amerika bleibt. Herr Lange und Frau Meyer haben Ärger bekommen, als sich das herausstellte. Die Schulleitung lässt sich nicht darauf ein, dass ihr noch zwei Wochen wegbleibt.«
Ich sah, wie Ginas Schultern runtersackten. Auch ich fühlte eine tiefe Enttäuschung in mir hochsteigen.
»Das heißt?«
»Das heißt, dass ihr am Wochenende nach Hause fliegen müsst.«
Während die Gedanken in meinem Kopf schwirrten, wie wir das hinkriegen sollten und dass unsere Traumreise so abrupt zu Ende gehen würde, übersetzte Gina Liz, was unser Vater gesagt hatte.
»Shit!«, fluchte sie leise.
»Sandy, bist du noch dran?«
»Ja.«
»Ich weiß, das ist doof. Aber ich kann es nicht ändern. Vielleicht kriegen wir es ja hin, dass ihr in den nächsten Sommerferien wieder zu eurer Freundin fliegen könnt. Aber ein
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