Go West - Reise duch die USA
euch durchs Wasser ziehen.«
Wir schauten uns fragend an. Durchs Wasser ziehen? Phil bemerkte unseren Gesichtsausdruck und nickte fröhlich. »Na klar! Talon und Pandora wollen ja nicht nur mit euch schwimmen, das würden sie wahrscheinlich eher langweilig finden. Ihr werdet wohl kaum fünfundreißig Meilen draufkriegen. Nein, sie werden euch ziehen, und ihr werdet mit ihnen ein paar Kunststücke ausprobieren.«
Ich zappelte auf meinem Stuhl herum. »Springen sie auch? So wie Flipper?«
»Ja, das lieben sie alle«, meinte Phil. »So ganz genau weiß man nicht, warum sie springen oder sich sogar in die Luft schrauben und Saltos machen. Die einen sagen, das ist reine Lebensfreude, die anderen meinen, dass es durchaus dazu dienen kann, sich über Wasser zu orientieren, zum Beispiel nach Möwen Ausschau zu halten, die anzeigen, wo es einen Fischschwarm gibt. Aber ich glaube, sie haben einfach Spaß.«
Phil deutete auf eine Trillerpfeife, die um seinen Hals hing. »So, jetzt erkläre ich euch, worauf ihr gleich zu achten habt. Akustische Signale und Zeichen lernen Delfine sehr schnell. Und sie machen unwahrscheinlich gern etwas nach. Wenn man das miteinander verbindet, zum Beispiel, du drehst dich im Kreis und pfeifst dabei gleichzeitig mit der Trillerpfeife, dann merken sie es sich und verbinden das nächste Signal mit der Bewegung. Ihr braucht euch keine Gedanken zu machen, wenn ihr gleich zu ihnen ins Wasser geht. Ich werde euch nachher sagen, was ihr tun sollt, und dann geht’s los!«
Phil blickte lächelnd in die Runde und sah, dass wir es kaum noch aushielten vor Aufregung.
»Seid ihr bereit?«
»Ja!«, kam es wie aus einem Mund.
»Na, dann los! Auf zu Talon und Pandora!«
Phil ging vor und führte uns zu einem großzügig bemessenen Becken, in dem uns die beiden Tiere bereits erwarteten. Sie zogen ihre Bahnen und steckten ab und zu die Köpfe aus dem Wasser. Als sie uns entdeckten, kamen sie sofort zu uns an den Steg, stellten sich im Wasser aufrecht und begrüßten uns mit den wohl allen Menschen bekannten Schnatterlauten.
»Hallo, ihr beiden!«, rief Phil fröhlich, machte eine kurze Handbewegung, und schon tauchten Talon und Pandora wieder ab und waren nicht mehr zu sehen. Wir suchten das Wasser ab, aber sie tauchten nicht mehr auf.
»Sie warten auf euch«, sagte Phil. »Wer möchte zuerst?«
Da jeder darauf wartete, dass sich ein anderer meldete, bestimmte er schließlich, wer als Erster ins Wasser durfte.
»Gina und Liz, ihr fangt an! Habt ihr Badeanzüge drunter?« Wir nickten. »Na, dann los!«
Fragend blickten wir Phil an.
»Nehmt die Leiter dort und geht einfach ins Wasser.«
Einfach ins Wasser? Ich sah Liz an. »Gehst du zuerst?«
»Nein, du!«
Phil grinste sich eins, erklärte aber nichts weiter. Von den Delfinen war keine Spur zu entdecken. Das Wasser war zwar nicht schmutzig, aber dennoch so trüb, dass man nicht weit hineinschauen konnte. Ich holte Luft und begann vorsichtig, die Holzsprossen hinabzuklettern. Als ich bis zur Brust im warmen Wasser war, ließ ich die Leiter los, um Liz Platz zu machen.
»Schwimmt zwei, drei Meter, und tretet dann Wasser, bis sie zu euch kommen«, erklärte Phil. Liz machte es mir nach, und einen Moment später war sie neben mir. Mit klopfendem Herzen hielt ich mich über Wasser. Ich war furchtbar aufgeregt, und dass mich von oben Sandy und die Schweizer Familie anstarrten, machte es nicht besser. Doch das sollte sich gleich legen.
Phil stieß einmal kurz in seine Trillerpfeife, und Augenblicke später spürte ich eine Bewegung neben mir. Direkt neben Liz und mir schoben Talon und Pandora ihre Köpfe aus dem Wasser! Ganz ruhig und ohne heftiges Schwanzschlagen hielten sie ihre Positionen.
»Hallo!«, entfuhr es mir. Ich kann euch nicht beschreiben, was für ein Gefühl es ist, neben einem Delfin zu schwimmen. Jedes mulmige Gefühl vergeht auf der Stelle und macht einem Glücksgefühl Platz. Sie scheinen tatsächlich zu lächeln, und auch wenn das nur an ihrer Anatomie liegen soll, bin ich mir seit diesem Tag sicher, dass sie das auch tun.
»Gina, du schwimmst mit Talon, und Liz, du schwimmst mit Pandora!«, sagte Phil, der auf dem Steg in die Hocke gegangen war. »Ihr dürft sie streicheln. Und redet ein bisschen mit ihnen, damit sie eure Stimmen aufnehmen.«
Ich brauchte meine Position nur ein wenig zu verändern, und schon war ich so nahe, dass ich Talon hätte umarmen können.
»Hi, ich bin Gina! Und du bist Talon? Schade, dass ich kein
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