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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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    Jedes Opfer, sogar die Frau, die überlebt hat, hat für das Militär gearbeitet. Taktik-Spezialist, Führungsspezialist, Biowaffen-Techniker. Sie wurden eingefroren, weil sie wussten, wie man tötet – und wurden selbst umgebracht.
    Aber wieso ich? Wieso wurde ich aufgetaut? Ich habe damit nichts zu tun.
    Junior hat gesagt: Vielleicht solltest du gar nicht auftauen; vielleicht war das ein Unfall oder so was .
    Ein Unfall …
    Vielleicht hatte es der Mörder auf jemand anderen abgesehen …
    Jemanden vom Militär.
    Wie Dad.
    Ich springe auf und rase zur Tür. Mein Herz pocht wie verrückt. Wenn der Mörder Dad erwischen wollte, ergibt alles einen Sinn. Er tötet alle, die kämpfen können.
    Die Tür gleitet auf und ich renne in Orion hinein.
    Ich murmele eine Entschuldigung und will um ihn herumgehen, um möglichst schnell ins Kryo-Deck zu gelangen und Junior zu sagen, was ich herausgefunden habe, aber Orion packt mein Handgelenk so fest wie ein Schraubstock.
    »Lassen Sie mich los«, verlange ich. Er hält mich an genau derselben Stelle fest wie diese Männer, vor denen Harley mich gerettet hat, und seine Finger krallen sich in dieselben blauen Flecke.
    »Das hat Harley gemalt«, sagt Orion mit sanfter Stimme. Ich höre auf, mich gegen ihn zu wehren und betrachte die mit einem Tuch abgedeckte Leinwand. »Er hat mich gebeten, es dir zu geben, als er bei mir war, um sich etwas Draht zu holen.«
    »Was ist es?«, frage ich neugierig.
    »Ein Gemälde. Für dich.«
    Orion lässt mein Handgelenk los und drückt mir das Bild in die Arme. Noch während ich das Tuch anstarre, mit dem es verhüllt ist, verschwindet Orion wie ein Schatten.
    Ich kehre zurück in mein Zimmer, lege die Leinwand auf meinen Schreibtisch und nehme das Tuch ab, das ein wenig an der feuchten Farbe klebt. Es ist das schönste Bild, das ich je gesehen habe. Es ist ein Selbstporträt – Harley schwebt in der Mitte der Leinwand, umgeben vom Himmel und den Sternen, im Gesicht ein Strahlen absoluter Glückseligkeit, die Arme weit ausgebreitet, als wollte er mich umarmen. Zwischen den Sternen schwimmt ein kleiner Koi um seine Füße herum.
    Mit bebenden Fingern berühre ich Harleys gemaltes Gesicht, aber ich ziehe sie hastig wieder zurück, denn die Farbe ist noch nicht trocken. In seinem Gesicht sehe ich etwas, das ich erst ein einziges Mal dort gesehen habe, und das war, als er von Kayleigh gesprochen hat.
    Ich habe eine Ahnung, wieso Harley mir dieses Bild gegeben hat.
    Es ist ein Abschiedsgeschenk.
    Deshalb bin ich auch nicht überrascht, als Junior einen Moment später in mein Zimmer gestürmt kommt, um mir zu sagen, dass Harley sich umgebracht hat.

70
    Junior
    Amy nickt stumm, als wüsste sie es bereits. Als ich in ihr Zimmer trete, sehe ich das Bild.
    »Harley«, hauche ich. Meine Hände zittern.
    »Orion hat es mir gegeben«, sagt Amy. »Harley … ich denke, er hat es gemalt, bevor …«
    Es ist so realistisch, viel mehr, als Amy je erfahren wird. Als er durch die Luke hinausgesaugt wurde, war auch Schmerz in seinem Gesicht, aber in diesem Sekundenbruchteil, bevor sich die Luke wieder schloss und das Weltall ihn auslöschte, da hatte er genau diesen glückseligen Ausdruck im Gesicht.
    »Du kannst es haben«, sagt Amy. »Du standest ihm näher als ich. Ich weiß sowieso nicht, wieso er es mir gegeben hat und nicht dir.«
    Ich entdecke den kleinen Fisch, der zu Harleys Füßen schwimmt.
    Amy hat immer gedacht, Harley würde sie Kleiner Fisch nennen, weil ihr rotgoldenes Haar dieselbe Farbe hat wie der Koi, den er gemalt hat, als sie sich kennengelernt haben, aber er hat ihr nie verraten, wieso er den Koi überhaupt gemalt hat: Es war Kayleighs Lieblingstier.
    »Er wollte, dass du es bekommst«, sage ich. »Du hast ihn an jemanden erinnert.«
    Einen Moment lang stehen wir nur da, betrachten das Bild, versuchen zu begreifen, warum Harley uns verlassen hat. Er hat uns allein zurückgelassen, während er davongeflogen ist.
    »Ich habe es herausgefunden«, sagt Amy. Sie zeigt an die Wand und bringt mich damit in die Gegenwart zurück. »Die Verbindung zwischen ihnen. Es sind Leute, die beim Militär waren. Die sind es, die getötet werden.«
    Ich betrachte ihre Liste.
    »Mein Vater war beim Militär. Vielleicht hat der Mörder ja aus Versehen mich aufgetaut statt ihn?«
    »Als ich heute Morgen aufgewacht bin, hatte jemand Dutzende der kleinen Kryo-Kammertüren rot markiert. Ich dachte erst, dass es Harley war … aber vielleicht hat der

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