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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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geht.
    Ich will nicht derjenige sein, der ihn von seinen Sternen wegzerrt.
    Wieder im Kryo-Bereich angekommen, suche ich mir ein paar Laborkittel und eine Decke und mache mir damit eine Art Bett zurecht. Ich kann bestimmt nicht die ganze Zeit wach bleiben, aber ich hoffe, dass meine Anwesenheit den Mörder abschreckt – und wenn nicht, wache ich hoffentlich vom Geräusch der Fahrstuhltür auf. Ich bin so erschöpft. Und die Last des Schiffs, die Sterne, die Hoffnungslosigkeit, Phydus, Amy, Harley – das alles bricht über mich herein.
    Der Geruch von Farbe weckt mich.
    Harley , denke ich.
    Ich kämpfe mit den Laborkitteln, auf denen ich liege. Ich habe mich in den Ärmeln verheddert, schaffe es aber schließlich, mich von ihnen zu befreien.
    »Harley?«, rufe ich halblaut und hole tief Luft.
    Ich drehe mich vom Fahrstuhl zu den Kryo-Kammern um.
    Im ersten Moment halte ich es für Blut, aber als ich mich den Kammern nähere, merke ich, dass es nur rote Farbe ist – dicke, noch nicht trockene rote Farbe. Ein großes tropfendes X markiert einige der Türen. Ich berühre die Tür Nummer 54 und hinterlasse einen roten Fingerabdruck in der Farbe. Ich schaue den Gang entlang: Hier sind sechs Türen mit einem X markiert; im nächsten sind es nur drei, aber in der übernächsten Reihe sind es zwölf.
    Mein erster Gedanke ist, dass dies das Werk des Mörders ist. Dass er die Leute markiert hat, die er als Nächstes auftauen will.
    Ich schüttele den Kopf. Kann der Mörder hier unten gewesen sein, während ich direkt vor dem Fahrstuhl geschlafen habe? Nein. Es muss Harley gewesen sein.
    Aber nur für den Fall …
    Ich schleiche durch einen Gang nach dem anderen, suche alles nach dem Täter ab und zähle dabei die markierten Türen. Es sind insgesamt achtunddreißig, und an keiner von ihnen findet sich ein Hinweis darauf, wer sie gekennzeichnet hat.
    Ich stelle mir vor, wie der Mörder hier herumgeschlichen ist, während ich geschlafen habe. Wieder schüttele ich den Kopf. Das ist bestimmt Harleys Rache für unseren Streit gestern Abend; er will mich damit nur erschrecken.
    Harley. Es muss Harley sein.
    Der Mörder kann unmöglich an mir vorbeigegangen sein, als ich schlief. Das ist undenkbar.
    »Harley?«, rufe ich.
    Nichts.
    Ich renne schnurstracks zur Luke, aber noch bevor ich dort bin, weiß ich schon, dass etwas nicht stimmt.
    Die mit dem Tuch bedeckte Leinwand ist weg. Überall ist Farbe verspritzt. Einen grässlichen Augenblick lang denke ich, dass die Farbflecke auf dem Boden und an den Wänden Blutspritzer sind. Aber dann schüttele ich diesen Gedanken ab, denn wenn das hier der Schauplatz eines Mords wäre, müsste Harley tot sein, aber er ist nicht da.
    Die Kontrolleinheit neben der Tür mit dem Bullauge ist beschädigt.
    Der Deckel über dem Tastenfeld ist aufgehebelt worden und dünne Drähte führen von dort durch die geschlossene Tür ins Innere der Schleuse.
    Harley befindet sich darin und hält das Tastenfeld in der Hand. Er tippt bereits den Code ein.
    Ich hämmere an die Tür. Harley lächelt mir zu.
    »Ich komme doch dichter heran«, sagt er.
    »Tu das nicht!«, schreie ich.
    Harley dreht sich zur Außenluke um. Er gibt den letzten Buchstaben ein. Die Luke schwingt auf.
    Einen Moment lang sieht er mich an und mit seinem Lächeln sagt er mir Lebewohl. Dann dreht er sich zu den Sternen um.
    Und ist weg.
    Die Außenluke knallt wieder zu.
    Harley ist weg.

69
    Amy
    Beim Aufwachen klebt mir der Pinsel im Gesicht. Wenn Harley mich jetzt sehen könnte, würde er lachen und mich seinen bemalten Fisch nennen.
    An der Tür blinkt ein rotes Licht. Es ist der Knopf, der zu dem kleinen Metallfach gehört, das sich neben dem Fach für das Essen befindet. Ich drücke auf den Knopf, das winzige Türchen zischt auf, und es liegt eine große blauweiße Tablette darin. Dafür ist es also.
    Die Psycho-Pille. Die Medizin, die mich geistig normal hält.
    Ich betrachte sie angewidert. Sie klebt mir im Rachen, als ich sie zu schlucken versuche. Sie hinterlässt ein Brennen im Hals und ein Ekelgefühl im Magen. Ich drücke auf den Knopf für das Türchen mit dem Essen und es erscheint eine Pastete. Nach einem Bissen habe ich genug. Ich habe dieses ekelige Zeug so was von satt.
    Ich kehre zu meiner Wand zurück und befolge Juniors Rat, meinen Namen nicht zu beachten. Wieso sollte mich jemand umbringen wollen?
    Ohne meinen Namen erkenne ich es sofort. Als wären die Worte in einer anderen Farbe an die Wand gemalt.
    Das Militär

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