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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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springe die Stufen hoch zu den großen braunen Türen, die so gestrichen sind, dass sie wie Holz aussehen. Mir ist das Archiv immer riesig vorgekommen, aber der Älteste hat mir versichert, dass die meisten Bewohner der Godspeed der Ansicht sind, dass es viel zu klein ist. Ich schätze, es liegt daran, dass ich immer allein oder mit dem Ältesten hingehe. Alle anderen gehen gemeinsam mit ihrer Generation hin, wenn sie noch jünger und in der Schule sind. Aber da auf dem Schiff niemand sonst in meinem Alter ist, gibt es für mich natürlich auch keine Schule. Ich habe nur den Ältesten, der mir Unterricht gibt.
    Der Älteste beobachtet mich auf den Stufen des Archivs. Natürlich nicht der echte Älteste – ein Gemälde von ihm, das vor meiner Geburt gemalt wurde, als der Älteste ungefähr in Docs Alter war. Das Gemälde ist riesig, etwa halb so groß wie die Tür, und es hängt in einer Nische neben dem Eingang.
    Irgendwann werden sie das Porträt des Ältesten abnehmen und es in einer staubigen Ecke des Archivs aufhängen, neben den Bildern aller anderen Ältesten.
    Und dann wird mein Porträt dort hängen und über mein kleines Königreich wachen.
    Der gemalte Älteste starrt an mir vorbei über die Felder und auf die entfernte Stadt, ein Gewirr aus bemalten Metallkästen, in denen die meisten Techniker und Arbeiter leben. Der Maler hat dem Ältesten gütigere Augen verpasst, als ich sie jemals in seinem runzligen Gesicht gesehen habe, und der Schwung seiner Lippen deutet so etwas wie Neugier, vielleicht sogar ein wenig Übermut an. Oder auch nicht. Vielleicht interpretiere ich zu viel in dieses Bild hinein. Dieser Älteste ist nicht der Älteste, den ich kenne. Dieser Älteste sieht aus wie ein Herrscher, zu dem ich aufsehen könnte. Niemand, der durch Angst regiert, sondern jemand, der den Menschen zuhört, sich dafür interessiert, was sie zu sagen haben, und ihnen eine Chance gibt. Wir haben die gleiche schmale Nase, die gleichen hohen Wangenknochen, die gleiche braune Haut – aber die Augen dieses Ältesten strahlen Autorität aus, sein vorgestrecktes Kinn Selbstsicherheit, und an seiner Haltung kann man seine Macht ablesen. Das alles kann ich nicht vorweisen. Der Älteste ist so geschliffen wie das Messer eines Jägers.
    Ich sehe mich um und folge dem Blick des gemalten Ältesten, aber ich kann die Godspeed nicht so wahrnehmen, wie er es offensichtlich tut. Der gemalte Älteste genießt das Herrschen – das lässt sich sogar aus der Ölfarbe herauslesen. Ich kann mir gut vorstellen, wie er für das Bild Modell gestanden hat. Ich wette, er stand genau dort, wo ich jetzt stehe, und hat über das Geländer geschaut. Der Maler war vor ihm auf dem Rasen – natürlich unter ihm – und hat dem Bild mit breiten Strichen seine Form gegeben. Als der Älteste die Godspeed betrachtete, wie ich es jetzt tue, sah er dasselbe wie ich: das Innere eines Raumschiffs, gestaltet wie ein Landstrich im Amerika der Sol-Erde, allerdings in Miniaturformat und eingefangen in der runden Form der Schiffswände. Auf der einen Seite befindet sich die Stadt mit ihren sorgfältig im Gittermuster angelegten Straßen, in der Mitte jedes Blocks die Kästen, in denen die Handwerker leben und arbeiten. Ein Block für die Weber wie die Eltern meines Freundes Harley. Ein Block für Färber, einer für Spinner, einer für Schneider. Drei Blocks für die Verarbeitung der Nahrung: in Dosen, getrocknet und gefroren. Zwei Blocks für die Schlachter. Vier Blocks, in denen die Wissenschaftler und Techniker aus dem mittleren Deck wohnen. Jedes Familienmitglied, Generation um Generation, wird im selben Block derselben Stadt auf demselben Raumschiff geboren und arbeitet dort bis zu seinem Tod.
    Ob der Älteste daran gedacht hat, als er hier für sein Gemälde posiert hat? Hat er auf seine Stadt geschaut und sich daran erfreut, wie effektiv sie ist, wie sorgsam geplant, wie produktiv?
    Oder hat er sie gesehen, wie ich sie gerade sehe: Menschen, eingesperrt in Metallboxen, eingesperrt in Blocks, eingesperrt in einen nachgemachten Landstrich, eingesperrt in ein Raumschiff, umgeben von Metallwänden?
    Nein. Der Älteste hat die Godspeed nie als einen Metallkasten gesehen. Für ihn war die Stadt nie ein Käfig. Das lässt sich an seinen Augen ablesen, an der Art, wie er auf die Stadt hinabsieht, als würde sie ihm gehören, was sie ja auch tut.
    Sogar hier, wo sich die Felder, Wiesen und Farmen bis an die weit entfernte Wand erstrecken, kann man den

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