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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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taktmäßiges patsch … patsch … patsch auf dem harten Boden machen.
    In ihrer Reihe bleibe ich dann stehen und starre auf ihre nummerierten Türen: 40 und 41.
    Und dann renne ich zu ihnen. Ich falle auf die Knie, und in mir ist nichts außer einem Schrei, der in meinem leeren Körper verhallt.
    Lange Zeit hocke ich so auf den Knien.
    Ich will sie nur sehen. Sonst nichts , rede ich mir ein, sonst nichts .
    Ich stehe auf. Ich packe den Griff von Tür 40, schließe die Augen und drücke ihn herunter. Ohne den Eisblock anzusehen, der da zum Vorschein kommt, wirbele ich auf dem Absatz herum und reiße auch Nummer 41 auf.
    Da sind sie.
    Meine Eltern.
    Zumindest ihre Körper. Unter blau gesprenkeltem Eis.
    Der Raum ist so kalt, dass ich schaudere. Ich habe eine Gänsehaut auf den Armen. Die Glassärge sind kalt und trocken. Meine Fingerspitzen gleiten über das Gesicht meiner Mutter und rutschen über den Deckel.
    »Ich brauche dich«, flüstere ich. Mein Atem lässt das Glas beschlagen. Ich wische es weg und auf meiner Handfläche bleibt ein feuchter Schimmer zurück.
    Ich gehe in die Hocke, um auf gleicher Höhe mit ihr zu sein. »Ich brauche dich!«, wiederhole ich. »Hier ist es so … fremd und ich verstehe diese Leute nicht und … ich habe Angst. Ich brauche dich. Ich brauche dich!«
    Aber sie ist Eis.
    Ich drehe mich zu Dad um. Durch das Eis kann ich seine Bartstoppeln sehen. Als ich klein war, hat er oft seine Wange an meinem Bauch gerieben, und ich habe vor Vergnügen gekreischt. Ich würde alles dafür geben, das noch einmal zu fühlen. Ich würde alles dafür geben, nicht nur Kälte zu fühlen.
    Obwohl das Glas beschlagen und das Eis nicht kristallklar ist, kann ich trotzdem sehen, wo Dads Hand ist. Ich fahre mit dem kleinen Finger über das kalte Glas und stelle mir vor, wie sich sein Finger um meinen legt und damit sein Versprechen besiegelt.
    Ich merke erst, dass ich weine, als meine Tränen auf den Sarg tropfen. »Ich konnte nichts tun. Ich konnte nicht aufstehen. Sie waren so stark. Wenn Harley nicht gewesen wäre …« Meine Stimme bricht. »Du hast versprochen, mich zu beschützen! Du hast gesagt, du würdest immer für mich da sein! Ich brauche dich jetzt , Dad, ich brauche dich!«
    Ich schlage mit beiden Fäusten auf das Glas über dem Eis ein. Dabei schürfe ich mir die Hände auf und mein Blut verschmiert den Deckel.
    »ICH BRAUCHE DICH!«, schreie ich. Wie gern würde ich dieses Glas zerschlagen und das Leben in sein bartstoppeliges Gesicht zurückholen.
    Ich sinke zu Boden und rolle mich unter ihren kalten, leblosen Körpern zusammen. Ich ziehe die Knie an die Brust und schnappe verzweifelt nach Luft.
    Ein dicker Tropfen Kondenswasser fällt vom Glas und landet auf meiner Wange.
    Ich reibe die Stelle und die Wärme meiner Hände bringt das Leben in mich zurück.
    Ich bin zwar wach, und es mag unmöglich sein, mich wieder einzufrieren … aber das bedeutet nicht, dass ich meine Eltern nicht sehen kann.
    Ich stehe auf. Diesmal suche ich nicht nach den Gesichtern meiner Eltern. Diesmal wandert mein Blick zu den kleinen schwarzen Kästchen über ihren Köpfen. Denen mit dem blinkenden grünen Licht. Denen mit dem Schalter unter der Abdeckung.
    So schwer kann das nicht sein. Den Schalter umlegen. Mehr muss ich nicht tun. Ich werde hierbleiben und warten. Ich werde sie aus dem Kasten holen, wenn das Eis taut, damit sie nicht ertrinken. Ich werde ihnen aus ihren Särgen heraushelfen. Ich werde sie in Handtücher einwickeln und sie umarmen und sie werden mich fest drücken.
    Sie sind wichtig , meldet sich eine kleine Stimme in meinem Kopf. Ich sehe die Flaggenreihe am Rande der Tür, das Symbol der FRX, der Financial Resource Exchange. Sie sind Teil einer Mission, die wichtiger ist als ich.
    Mom ist Gentechnikerin – ein biologisches Genie. Wer weiß, welche Lebensformen uns auf dem neuen Planeten erwarten? Sie wird dort gebraucht.
    Aber Dad – er ist beim Militär, das ist alles. Er ist Feldanalytiker. Er ist der sechste in der Kommandokette. Sollen doch die fünf vor ihm unbedingt notwendig sein. Die können sich um die neue Welt kümmern.
    »Ich bin gewissermaßen die Feuerwehr der Mission.« Ich erinnere mich noch gut daran, wie stolz Dad das verkündet hat, und wie er gesagt hat, dass wir eine glückliche gefrorene Familie sein würden und ob das nicht toll wäre. »Das ist meine Aufgabe – wenn etwas schiefgeht, bringe ich es in Ordnung.«
    Er ist also Plan B. Sie brauchen ihn, falls

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