Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt
recht.
»Ich bin froh, dass du diese Fragen stellst«, fährt der Älteste fort. »Dass du endlich anfängst zu denken wie ein Ältester.« Er nimmt den Korb in die Hände. »Ich muss sicher sein können, dass du bereit bist, alles zu tun, was nötig ist, um dieses Schiff und seine Menschen gedeihen zu lassen. Alles. Was. Nötig. Ist.«
»Tun Sie es denn?« Meine Stimme droht zu versagen.
»Ich habe es immer getan.« Der Älteste versichert mir das mit einer solchen Ernsthaftigkeit, dass ich es nicht anzweifle. »Ich habe jeden Augenblick meines Lebens darauf verwendet, dieses Schiff zu einem besseren Lebensraum für die Menschen zu machen. Ich weiß, dass du nicht immer einer Meinung mit mir bist, aber es funktioniert .«
»Jeden Augenblick?«, frage ich. Ich muss zugeben, dass mich diese Selbstgefälligkeit des Ältesten ärgert. Damit deutet er nämlich an, dass ich weniger verantwortungsbewusst bin als er.
»Jeden Augenblick.«
»Und wie haben Sie für das Wohlergehen des Schiffs gesorgt, als Sie vorhin im Kryo-Bereich waren? Welche große Führungsaufgabe haben Sie dort erledigt?«
Der Älteste richtet sich kerzengerade auf. »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Junge.«
Ich weiß, wie der Älteste tickt und wie ich ihn zum Reden bringe. »Ich dachte, die zweite Ursache für Unfrieden ist das Fehlen eines starken Anführers. Aber wie können Sie ein starker Anführer sein, wenn Sie Ihrem Nachfolger wichtige Fakten vorenthalten?«
Die Hände des Ältesten drücken gegen den Korb mit den Spritzen. »Warum sagst du mir nicht, was ich deiner Meinung nach dort getan habe?« Es ist weniger eine Frage als vielmehr eine Drohung.
»Soll ich nicht lieber sagen, was Sie dort nicht hätten tun sollen? Zum Beispiel noch mehr Leute aus den Kryo-Kammern zu holen. Der Mann ist gestorben. Und das wäre die Frau auch, wenn Amy sie nicht rechtzeitig gefunden hätte.«
Der Älteste wirft den Korb auf den Tisch. »Beschuldigst du mich, Kryo-Kammern geöffnet und den Tod eines weiteren Eingefrorenen verursacht zu haben?«
»Ich sage nur, dass Sie jedes Mal erstaunlicherweise in der Nähe waren, wenn einer von denen gestorben ist.«
»Diesen Unsinn werde ich mir von DIR nicht länger anhören!«, brüllt der Älteste. Er will zur Tür stürmen, aber sein krankes Bein lässt ihn stolpern. Als er gegen eine der großen Röhren mit dem blauen Glibber kracht, fangen die bohnenförmigen Dinger in ihren Blasen an zu wackeln.
»Toller Anführer«, murmele ich verächtlich.
Der Älteste richtet sich auf und funkelt mich erbost an.
»Die dritte Ursache für Unfrieden«, sagt er mit grässlich monotoner Stimme, »sind abwegige Gedanken. Keine Gesellschaft kann gedeihen, wenn ein Einzelner in der Lage ist, ihre Mitglieder zu Meuterei und Chaos anzustiften.« Er starrt mich immer noch an. »Und wenn diese Gedanken vom künftigen Anführer des Schiffs kommen und wenn der künftige Anführer des Schiffs auf so schwachsinnige Ideen kommt, wie mich der Tötung der Eingefrorenen zu beschuldigen, dann kann ich nur zu den Sternen beten , dass er etwas Intelligenteres in seinen dummen Schädel kriegt, bevor ich sterbe und er meinen Posten übernimmt.«
»Das ist typisch, mir nur wieder an den Kopf zu werfen, was für ein mieser Regent ich sein werde!«, fauche ich ihn an. »Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, was Sie da unten gemacht haben oder wie es dazu kam, dass Mr Kennedy auf der anderen Seite dieser Tür ertrunken ist!«
»Du bist ein Idiot«, wirft mir der Älteste an den Kopf und stürmt aus dem Raum. Als sie sich zu langsam öffnet, tritt er kräftig gegen die Tür.
»Vielleicht bin ich ein Idiot«, murmele ich, »aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, ob Sie es getan haben oder nicht.«
45
Amy
Es gibt etwas, das ich bedaure.
Ich weiß nicht, wieso ich ausgerechnet jetzt daran denke. Aber lieber denke ich daran als an das andere .
Es war unsere letzte Verabredung.
Ich hatte es Jason schon gesagt. Gesagt, dass ich bald fort sein würde. Für immer. Wir hatten uns schon früher an diesem Abend verabschiedet, allein in seinem Zimmer. Zusammen. Wirklich zusammen. Zum ersten – und letzten – Mal.
Danach hat er mich in dieses überteuerte italienische Restaurant namens Little Siena eingeladen. Und es war so wundervoll, dass ich nur noch heulen musste. Und natürlich trug ich keine wasserfeste Wimperntusche und das Zeug war total verschmiert. Es gab nur eine Toilette, vor der die Frauen Schlange
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