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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Versorgerdeck bin, bevor mir wieder einfällt, wie sie mich gestern angesehen hat – mit einer Mischung aus Wut, Schmerz und Trauer – und mir wird klar, dass sie mich vermutlich gar nicht sehen will. Meine Füße landen auf der Plattform unter der Schwerkraftröhre und genau in diesem Moment schaltet sich die Solarlampe ein. Ich trotte den Pfad entlang. Der Morgendunst löst sich vor meinen Augen auf.
    Ich gehe jedoch nicht zu Amys Zimmer im Krankenhaus, sondern biege nach links ab und steuere das Archiv an. Wenn ich Marae ein paar von den Büchern über Polizei und Sozialwissenschaften bringe, die ich gelesen habe, wird sie vielleicht besser verstehen, wie sie die Techniker an ihre neuen Aufgaben heranführen muss. Zumindest rede ich mir das ein. Aber in Wirklichkeit fürchte ich mich nur vor der nächsten Begegnung mit Amy, weil ich weiß, dass sie immer noch wütend auf mich sein wird. Wozu sie allen Grund hat.
    Beim Betreten des Archivs stelle ich überrascht fest, dass dort schon Leute sind, die vor den Wandfloppys in der Eingangshalle stehen. Die meisten drängen sich um den Wissenschaft -Floppy. Die Zweite Technikerin Shelby zeigt in einem Diagramm des Schiffsantriebs auf den Generator und erklärt den Anwesenden, was sie da sehen. Sie trifft meinen Blick und nickt mir zu. Ich weiß, das Shelby mit Maraes und meinem Einverständnis begonnen hat, interessierte Versorger über die technischen Aspekte des Schiffs zu unterrichten, aber ich hätte nie gedacht, dass dieser Unterricht bereits fünfzehn Minuten nach dem Einschalten des Taglichts beginnen würde.
    Ich zögere kurz, bevor ich in die Bibliothek hinübergehe. Sind Shelbys Lektionen nicht vergeudete Zeit? Der Antrieb ist tot, auch wenn die Versorger das bis jetzt nicht wissen. Verdammt, wir wissen nicht einmal, wie weit wir von der Zentauri-Erde entfernt sind. Selbst wenn die Versorger genügend Informationen sammeln, um das Schiff wieder in Bewegung zu setzen, können sie nicht damit rechnen, den Planeten in ihrem Leben jemals zu sehen.
    Eine der Frauen, die Shelby zuhört, reibt sich über den Bauch. Sie ist im dritten Monat schwanger, doch noch verbirgt ihre Tunika die Schwangerschaft. Ihre Bewegung, die sie vermutlich unbewusst ausgeführt hat, erinnert mich daran, warum wir das hier alles tun. Shelbys Unterricht dient nicht dazu, das Antriebsproblem zu lösen – jedenfalls nicht vorrangig –, sondern nur dazu, den Menschen Hoffnung zu geben.
    Das ist etwas, das der Älteste richtig gemacht hat. Zwar hat er die Leute angelogen, aber er hat ihnen zumindest einen Grund gegeben weiterzumachen.
    Genau das ist es, was jetzt allen fehlt.
    Ich husche schweigend durch die Halle und gehe zur Bibliothek. Mit Schwung stoße ich die Tür zur Abteilung mit den Büchern über Politik und Sozialwissenschaften auf.
    »Was zum …!«, schreit jemand erschrocken auf.
    Ich springe zurück. Mein Herz rast vor Schreck. »Verdammt, du hast mich zu Tode erschreckt!«, rufe ich und lasse mich gegenüber von Bartie auf einen Stuhl fallen.
    Bartie lacht so sehr, dass er nicht antworten kann. Einen Moment lang ist es wieder wie früher. Bartie und ich waren Freunde in dem einen Jahr, das ich vor meinem Umzug aufs Regentendeck im Krankenhaus verbracht habe. Wir waren eine ganze Clique: Harley, Bartie, Victria, Kayleigh und ich. Und ich habe meinem Glücksstern gedankt, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben echte Freunde hatte.
    Wir verbrachten unsere Tage im Krankenhaus oder im Garten. Harley hat gemalt, Bartie Gitarre gespielt und Victria geschrieben. Kayleigh war ständig in Aktion und hat an irgendetwas herumgebastelt. Sie hat einen Leinwandspanner für Harley gebaut, der ihm beinahe die Finger abgezwickt hätte, und einmal hat sie versucht, eine elektrische Gitarre von der Sol-Erde nachzubauen, die Bartie einen gigantischen Stromschlag versetzt hat.
    Damals haben wir nur gelacht und waren rundum glücklich.
    Das Lächeln verschwindet von meinem Gesicht und auch Barties Lachen verstummt. Ich muss ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass wir beide dasselbe denken: dass sich nach Kayleighs Tod alles verändert hat. Kayleigh war die Basis, die unsere Freundschaft zusammenhielt, und als sie nicht mehr da war, waren wir auch nicht mehr. Harley versank in einer Dunkelheit, aus der ihn nur Docs Medis zurückholen konnten. Als er anfing, sich zu erholen, zog ich aufs Regentendeck, und Bartie und Victria entwickelten andere Interessen. Victria verbrachte ihre Tage bei Orion im

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