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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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hinterlassen. Er hat sich beim Verstecken jeder Nachricht solche Mühe gegeben, dass noch etwas da sein muss , ein weiterer Weg, der zum nächsten Schritt führt.
    Ich lasse meine Finger übers Regal gleiten und suche nach etwas, das mit Orions nächstem Hinweis zusammenhängen könnte. Ich blättere Dantes Inferno noch einmal durch und dann auch Paradiso und Purgatorio . Ich sehe auch in allen Werken von Lewis Carroll nach, sogar in dem blöden Gedicht »Jabberwocky«, das wir bei Mrs Parker ständig analysieren mussten.
    Es ist sinnlos. Vielleicht hat Orion den nächsten Hinweis in einem Buch hinterlassen, aber es ist auf jeden Fall keins, das er schon vorher benutzt hat.
    Ich lasse mich an dem Metalltisch in der Mitte des Raums auf einen der Stühle fallen. Auf dem Tisch liegt der Band mit den Sonetten von Shakespeare immer noch dort, wo ich ihn vor ein paar Tagen hingeworfen habe. Vermutlich ist der neue Archivar Bartie so sehr damit beschäftigt, Hetzreden zu verfassen und eine Revolution anzuzetteln, die niemand braucht, dass ihm für seinen Job keine Zeit mehr bleibt.
    Seufzend nehme ich das Buch in die Hand und steuere die Regale an, die die Autoren mit »S« umfassen. Es ist gerade genügend Platz, um die Sonette zwischen König Lear und Macbeth zu quetschen.
    Ich gehe zur Tür – ich kann ebenso gut nachsehen, ob der Hinweis vielleicht wieder an einem von Harleys Bildern verborgen ist.
    Doch dann zögere ich. Orion hatte für alles einen Notfallplan – würde er dann nicht auch dafür sorgen, dass die Hinweise dicht beieinanderliegen, für den Fall, dass einer gefunden oder verändert wird? Ich bin die Einzige, die sich wirklich intensiv mit den Büchern beschäftigt, und früher war er es. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein Buch versehentlich falsch einstellt – genau neben das, das den ersten Hinweis enthielt?
    Ich renne zurück zu den Werken mit »S« und greife mit zitternden Fingern nach dem Gedichtband. Die Seiten sind dick und glänzend und mit Illustrationen aus der Zeit von Königin Elisabeth versehen. Auf der ersten Seite ist ein farbiges Porträt von Shakespeare. Er schrieb von Liebe, die unter einem schlechten Stern stand, aber ich bezweifele, dass er sich je vorgestellt hat, dass seine Gedichte einmal durch die Sterne des Universums segeln würden.
    Ich runzle die Stirn. Also, segeln tun wir nicht gerade, oder?
    Eilig blättere ich das Buch durch, und ich weiß genau, dass Junior das Gesicht verziehen würde, wenn er sähe, wie ich die Seiten behandle. Aber … ich finde keinen Hinweis. Ich zwinge mich, ruhig zu bleiben, und lese jedes einzelne Gedicht, auch wenn viele davon gar keinen Sinn ergeben.
    Ich atme tief durch. Am liebsten würde ich das blöde Buch an die Wand werfen. Ich hatte mir solche Hoffnungen gemacht.
    Vielleicht hat Junior recht und das Ganze ist reine Zeitverschwendung.
    Aber ich nehme das Buch trotzdem mit in mein Zimmer auf der Station.
    Im Krankenhaus herrscht noch Betrieb, obwohl es beinahe Zeit für das Abschalten der Solarlampe ist. Der dritte Stock ist jedoch fast leer. Nur Victria sitzt im Gemeinschaftsraum und starrt aus dem Fenster. Ich will etwas zu ihr sagen, aber dann muss ich wieder an ihre wütenden Blicke denken, als sie mich in Harleys Zimmer und auf dem Kryo-Deck getroffen hat, und so gehe ich schnurstracks zu der Glastür, die auf den Flur mit den Zimmern führt. Sie schaut kurz auf, als ich vorbeigehe, aber diesmal funkelt sie mich nicht böse an.
    Sie hat geweint.
    Ich überlege, sie anzusprechen, aber ich schätze, dass sie nicht mit mir reden will. Ich höre sie schniefen, als ich nach dem Türdrücker greife.
    Ich lasse die Glastür wieder zufallen und gehe zur Couch.
    »Geh weg«, sagt sie.
    »Was ist los?«
    Sie dreht sich wieder zum Fenster.
    Ich hocke mich auf die Lehne und schlage die Beine übereinander. »Ich geh hier nicht weg, bis du es mir gesagt hast.«
    Sie schweigt eine ganze Weile, als wollte sie mich auf die Probe stellen. Als ich mich nicht rühre, fängt sie an zu sprechen. »Ich vermisse ihn so. Je schlimmer alles wird, desto mehr denke ich darüber nach, was er wohl getan hätte.«
    »Geht es um … Orion?«, frage ich.
    Sie lacht unter Tränen bitter auf und fährt sich mit dem Handrücken übers Gesicht. »Eigentlich ist es verrückt«, sagt sie und ist dabei immer noch mehr dem Fenster zugewandt als mir. »Er … er war viel älter als ich. Für ihn war ich nur ein dummes kleines Mädchen. Aber …

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