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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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marschiere die Stufen hoch. »Mit solchem Gerede werdet ihr noch eine Rebellion vom Zaun brechen.«
    Der Mann in der Mitte der Gruppe dreht sich zu mir um, aber anscheinend stört es ihn nicht sehr, dass ich ihn belauscht habe. Ganz im Gegenteil, er scheint stolz auf sich zu sein.
    »Hier geht es nicht um Rebellion«, erklärt er ruhig. »Hast du Barties Manifest schon gelesen?« Er hält mir einen Floppy hin, aber ich ignoriere ihn. »Es geht darum, was am besten für das Schiff ist. Darum, dass jeder sicher und zufrieden ist.« Er hält kurz inne. »Das Schiff ist wichtiger als ein einzelner Mensch. Sogar wichtiger als Junior.«
    »Zufrieden?«, fauche ich. Je freundlicher der Kerl klingt, desto mehr bringt er mich auf die Palme. »Was hat Junior denn getan, das euch unzufrieden gemacht hat?«
    Die Frau mit der tiefen Stimme schüttelt den Kopf. »Junior ist ja nicht schlecht . Es ist nur so, dass wir ihn nicht gewählt haben.«
    »Bartie erstellt im Archiv eine Bücherliste«, sagt der Mann und wedelt mit dem Floppy schon wieder vor meiner Nase herum. Ich ignoriere ihn immer noch. »All diese Regierungen auf der Sol-Erde. Die hatten Systeme. Wahlen und Parlamente und so was. Da konnten die Leute wählen, was sie wollten, und hatten eine Stimme .«
    »Trotzdem ist es nicht richtig, Junior das Schiff wegzunehmen«, widerspreche ich. Diese Leute wirken so – ich weiß nicht – so abgeklärt , dass ich das Gefühl habe, ich müsste ihnen nur in Ruhe erklären, wie hart Junior arbeitet und wie sehr er sich bemüht. Dann würden sie ihn vielleicht besser verstehen.
    »Tut mir leid«, sagt der Mann. »Aber wir können dir auch nicht trauen.«
    »Und wieso nicht? Schließlich lebe ich auch hier!«
    Er schüttelt den Kopf. »Aber du bist keine von uns.« Sein Blick geht zu meinen roten Haaren, die unter der Kapuze hervorgekrochen sind. Ich versuche, sie wieder zurückzustopfen. Der Mann grinst überheblich. Er sieht vollkommen gelassen aus, als hätte er alles unter Kontrolle. Ich dagegen spüre, wie mein Gesicht glüht. »Ich weiß nur«, sagt er, »dass wir vor deinem Auftauchen keine Polizei gebraucht haben. Da war noch alles in Ordnung.«
    Ich weiche zwei Stufen zurück. »Vielleicht wäre Junior der Anführer, den wir brauchen, wenn ihn nicht dauernd jemand ablenken würde«, sagt die Frau mit der tiefen Stimme so abgebrüht, als ginge es gar nicht darum, die Ablenkung – mich ! – zu eliminieren.
    Ich weiche noch zwei Stufen zurück. »Mit ihr hat alles angefangen«, sagt die andere Frau.
    Ich umklammere das Phyduspflaster in meiner Tasche, doch mir ist bewusst, dass ich mit einem einzigen Pflaster nicht die ganze Gruppe außer Gefecht setzen kann. Wieso musste ich mich auch einmischen? Ich hätte es besser wissen sollen.
    Orions Liste streift meinen Handrücken.
    Nein. Ich werde mir von denen nicht die Chance nehmen lassen, den nächsten Hinweis zu finden.
    Also stürme ich die Treppe hinauf und dränge mich grob an der Frau mit der tiefen Stimme vorbei. Der Mann geht mir zwar aus dem Weg, aber er hat ein höhnisches Lächeln im Gesicht, als er mir zusieht, wie ich die Tür zum Archiv aufstoße und eintrete. Ich kann diesen Blick nicht leiden. Er erinnert mich zu sehr daran, wie Luthor mich angesehen hat – als wäre ich kein Mensch, sondern nur irgendein Ding .
    Innen ist das Archiv fast leer. Ein einzelner Mann – groß und dünn – liest am Literatur -Floppy eine Erzählung von Henry David Thoreau, und vier weitere Leute stehen dicht beieinander und lesen etwas über den Boxeraufstand. Aber vor dem Wissenschaft -Wandschirm steht keiner. Das ist merkwürdig. Es ist das erste Mal, seit Junior das Phydus abgesetzt hat, dass niemand das Antriebsdiagramm studiert und versucht, eine Möglichkeit zur Leistungssteigerung zu finden – ohne zu ahnen, dass sich das Schiff seit Jahren nicht mehr bewegt hat.
    Ich haste in die Bibliothek. Ich glaube zwar nicht, dass mir die Gruppe von der Veranda folgen wird, aber ich will hier so schnell wie möglich fertig werden.
    Ich gehe an den Räumen mit den Sachbüchern vorbei. Orion hat mir diesen Hinweis hinterlassen, und selbst wenn ihn jemand anders versteckt hat, denke ich doch, dass meine Chancen bei Literatur oder Kunst am größten sind.
    Hoffentlich finde ich etwas. Ich muss.
    Wahrscheinlich hat jemand den letzten Hinweis verändert – Teile gelöscht und vielleicht auch den Text hinzugefügt – aber Orion hat mir eine wesentlich komplexere Spur

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