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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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ich habe Geschichten immer geliebt. Bücher. Und immer, wenn ich ins Archiv kam, war er da.«
    Meine Lippen verziehen sich zum Anflug eines Lächelns und ich muss wieder daran denken, was ich von Orion gehalten habe, bevor ich erfuhr, dass er ein Mörder war. Er hat mir einmal meine Tränen getrocknet, als ich geweint hatte, und fast wünsche ich, dasselbe jetzt auch für Victria tun zu können.
    »Am schlimmsten finde ich«, fährt Victria fort, »dass ich nie die Chance hatte, es ihm zu sagen. Ich meine, vermutlich hat er es gewusst, aber ich habe es nie ausgesprochen. Ich war jeden Tag im Archiv, und wir haben gelacht und Witze gemacht, aber … ich habe nie gesagt, was ich wirklich wollte. Und jetzt ist es zu spät.«
    Es ist traurig, wie viel Victria und ich gemeinsam haben – auch sie möchte ihre tiefgründigsten Geheimnisse jemandem anvertrauen.
    »Ich denke«, sage ich langsam, »wenn du ihn wirklich geliebt hast, wusste er das vermutlich, auch wenn du es ihm nicht gesagt hast.«
    Jetzt endlich sieht sie mich an und da ist der Hauch eines Lächelns in ihrem Gesicht. Auch ihre Tränen sind schon beinahe wieder getrocknet. »Ich wünschte nur, ich hätte eine Wahl gehabt«, sagte sie.
    »Eine Wahl?«
    »Wenn ich könnte, würde ich dafür sorgen, dass es mir egal ist.«
    Wir sitzen eine Weile schweigend beieinander.
    Wenn ich dafür sorgen könnte, dass mir meine Eltern, eingefroren auf dem Deck unter uns, egal wären, würde ich das wollen? Es würde die Dinge auf jeden Fall erleichtern. Ich hätte nicht jeden Morgen diese Sehnsucht.
    Und dann denke ich an Junior. Es ist diese Frage, die ich mir jedes Mal stelle, wenn er mich mit seinen sanften Augen ansieht: Liebe ich ihn? Ich weiß es nicht . Aber ich weiß, dass ich mir zumindest einreden kann, dass ich es nicht tue.
    »Ich glaube, Liebe ist, eine Wahl zu haben«, sage ich. Deswegen kann ich Junior nicht lieben. Weil es keine anderen gibt, zwischen denen ich wählen könnte.
    »Aber wer«, fragt Victria, »würde das hier wählen?«
    Wir schauen beide auf, als die Fahrstuhltüren aufgleiten.
    Mist.
    Das darf nicht wahr sein.
    Nach allem was geschehen ist, muss er jetzt auftauchen? Verfolgt mich der Typ, oder was?
    »Hau ab«, sage ich.
    Luthor grinst.
    »Meine beiden kleinen Vögelchen, zusammen in einem Raum.«
    »Hau ab«, sage ich noch mal.
    Er kommt auf mich zu. Ich springe von der Couch auf, aber Victria bleibt sitzen; sie zieht nur die Beine hoch und schlingt die Arme um ihren Bauch.
    »Wisst ihr«, sagt Luthor zufrieden, »das muss Schicksal sein. Euch beide hier zusammen zu sehen.«
    Ich stecke die Hand in die Tasche, weiche aber nicht zurück, als er auf mich zukommt. Ich kann ohnehin nicht weg – denn hinter uns sind die Fenster.
    Er greift nach mir. Er streichelt meinen linken Arm auf eine widerlich sanfte Art, bis seine Finger meinen Ellbogen erreichen, dann packt er zu und zieht mich mit einem Ruck an sich. Victria stößt einen Schrei aus, aber ich ziehe die Hand aus der Tasche und schlage ihm ins Gesicht.
    Es ist eine perfekte Ohrfeige, aber natürlich nicht stark genug, um einen ausgewachsenen, muskelbepackten Mann niederzustrecken. Jedenfalls nicht ohne ein bisschen Hilfe. Er kippt mit Getöse um, die Finger immer noch um meinen Ellbogen gekrallt. Meine Bluse zerreißt, bevor ich ihn abschütteln kann. Er liegt auf dem Boden und sieht mit ausdruckslosen Augen zu mir auf.
    »Was zum …?«, flüstert Victria. Sie sitzt immer noch zusammengekauert da, aber nun beugt sie sich vor und starrt Luthor an.
    »Kit hat mir eins von diesen neuen Medipflastern gegeben«, sage ich. Ich stoße Luthors Gesicht mit dem Fuß an, um ihr das hellgrüne Pflaster zu zeigen, das inmitten meines Handabdrucks in Luthors Gesicht klebt.
    »Du warst ziemlich schnell damit.«
    »Tja«, sage ich, »das liegt wohl daran, dass ich Luthor nicht traue.«
    »Hmm.« Pause. »Ich auch nicht.«
    Ich sehe sie an, blicke zum ersten Mal unter den harten Panzer, den sie immer mit sich rumträgt. Luthor hat uns beide mit dieser selbstzufriedenen Stimme angesprochen. Und auch jetzt, wo er hilflos auf dem Boden liegt, hat sie immer noch die Arme vor den Bauch geschlungen. Zum Schutz, aber nicht für sich selbst.
    »Bist du schwanger?«, flüstere ich.
    Blöde Frage. Fast alle Frauen an Bord sind schwanger – dafür hat die Paarungszeit gesorgt und Docs Spritzen haben den Rest erledigt. Aber die, die nicht unter Phydus standen, Leute wie Harley, Luthor, Junior und Victria

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