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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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konnten entscheiden, ob sie sich fortpflanzen wollten oder nicht.
    Sie nickt.
    Ich steige über Luthors bewegungslosen Körper und setze mich zu ihr auf die Couch. »Was hat er dir angetan?« Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern.
    Sie starrt Luthor an. Er blinzelt zur Decke hinauf. Die Phyduspflaster sind stärker als das Zeug, das im Wasser war. In diesem Zustand würde er alles tun, was ich ihm sage. Er würde vom Dach des Krankenhauses springen, wenn ich ihn an die Kante brächte. Was für ein netter Gedanke.
    Bisher hatte Victria geweint. Aber jetzt sind ihre Augen trocken, obwohl die Tränenspuren auf ihren Wangen noch zu sehen sind. Doch nun hat sie ihre Tränen unter Kontrolle – aber was passiert ist, kann sie nicht mehr kontrollieren.
    Sie rollt sich noch enger zusammen und zieht die Knie bis ans Kinn.
    »Das war er«, sagt sie mit fest geschlossenen Augen.
    Ich fürchte mich vor dem, was sie damit meint, obwohl ich die Wahrheit eigentlich schon vermutet habe. Ich berühre ihre Schulter. Ihr ganzer Körper sinkt gegen mich, aber ihre Knie lässt sie nicht los. Sie ist immer noch zu einem kleinen Bündel zusammengerollt. Ich lege die Arme um sie.
    »Das war er«, sagt sie noch einmal. Ihre Stimme klingt wie ein weit entferntes Echo. »In der Paarungszeit.«
    »Luthor?«, wispere ich. Mir stockt aus Angst vor dem, was sie sagen wird, der Atem.
    »Ich wollte es nicht«, sagt sie. »Er war so brutal .« Sie schaut kurz zu mir auf, mit verweinten und roten Augen. »Er hat dich erwähnt. Weil er dich nicht haben konnte …«
    Weil er mich nicht haben konnte, hat er sie genommen.
    »Ich habe versucht …« Ihre Stimme bricht. Es spielt keine Rolle, was sie versucht oder nicht versucht hat. Das verstehe ich nur zu gut.
    Ich erinnere mich an den Moment, in dem ich aufgegeben habe. Als ich nur noch darauf gewartet habe, dass es vorbei ist.
    Aber ich wurde gerettet.
    Sie hatte nicht so viel Glück.
    Kein Wunder, dass sie mich hasst: Weil ich verschont blieb und sie nicht.
    Und jetzt, wo sich ihr Körper schützend um ihr Baby zusammenrollt, erkenne ich, dass es für sie noch nicht vorbei ist, sondern dass es schon drei Monate dauert.
    Was für mich nur wenige Minuten waren, ist immer noch in ihr, wächst in ihr heran, und ich vermute, dass sie es gleichermaßen liebt und hasst.
    Ich schlinge die Arme um Victria und ziehe sie dicht an mich. »Es ist vorbei«, flüstere ich, obwohl ich natürlich weiß, dass es das nicht ist und nie sein wird.
    Ich berühre Victrias linke Hand, bis sie den Klammergriff um ihre Knie löst. Sie mustert mich neugierig, als ich ihre Finger umfasse. Ihre Hand ist kalt und feucht, aber wenigstens zittert sie nicht mehr. Ich schlinge meinen kleinen Finger um ihren.
    »Dies ist ein Versprechen«, sage ich und drücke ihren kleinen Finger mit meinem. »Ein Versprechen, dass du mit diesem Geheimnis und deinem Schmerz nicht länger allein sein wirst.«
    Ihr Finger windet sich immer noch um meinen – sie glaubt mir nicht. Sie starrt den bewegungsunfähigen Luthor an.
    Ich glaube, wir hatten beide gleichzeitig denselben Gedanken. Unsere Blicke treffen sich. Luthor kann sich nicht bewegen – er ist hilflos.
    Zum ersten Mal haben wir die Chance, ein bisschen von dem zurückzuholen, was er uns Monate zuvor genommen hat.
    Und das tun wir.
    Victria lässt ihre Beine von der Couch gleiten. Erst zögert sie, aber dann steht sie langsam und zielstrebig auf. Sie baut sich vor Luthor auf.
    Und tritt ihm in den Bauch, so hart sie kann.
    Er stöhnt dumpf auf, bewegt sich aber nicht.
    Sie tritt ihn wieder und wieder. Tränen strömen ihm aus den Augen, aber er protestiert nicht und macht auch keine Anstalten, sich zu schützen, nicht einmal, als Victria ihm mit voller Wucht zwischen die Beine tritt.
    Sie lässt sich auf die Knie sinken und bearbeitet seine Brust mit den Fäusten. »Wie konntest du nur«, faucht sie. »Ich kannte dich schließlich!«
    Ich hocke mich neben sie. »Lass ihn«, sage ich. »Komm schon.« Ich berühre ihre Schultern und will ihr aufhelfen, aber sie fährt zurück – nicht, um weiter auf ihn einzuschlagen, sondern um ihr Gesicht in den Händen zu vergraben und erneut loszuschluchzen.
    Ich kann nicht mit ansehen, wie sie leidet. Ich kann mir gut vorstellen, dass er auf sie oder auf mich losgehen wird, sobald die Wirkung des Pflasters nachlässt.
    Ich lasse mich neben seinem Gesicht auf die Knie sinken. Seine Augen starren zwar immer noch stur geradeaus, aber das kurze Zucken

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