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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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besitzen?
    IM VORLETZTEN K APITEL beschrieb ich Arthur Samuels sehr erfolgreiches Damespielprogramm — eben jenes, das seinen eigenen Schöpfer schlagen konnte. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, was Samuel selbst über das Problem „Computer und Originalität“ denkt. Die folgenden Auszüge sind einer Antwort (1960) auf einen Artikel von Norbert Wiener entnommen.
    Meine Überzeugung ist es, daß Maschinen keine Originalität besitzen können in dem Sinn, den Wiener impliziert, wenn er sagt, daß „Maschinen ein paar der Grenzen ihrer Konstrukteure transzendieren können und dies tatsächlich auch tun und daß sie dabei sowohl leistungsfähig wie auch gefährlich sein können“ ...
    Eine Maschine ist kein Geist, sie funktioniert nicht durch Magie, sie hat keinen Willen, und — entgegen Wieners Ansicht — es kommt nichts aus ihr heraus, was nicht vorher in sie hineingesteckt wurde, ausgenommen natürlich in seltenen Fällen von Funktionsstörungen ...
    Die „Absichten“, die die Maschine scheinbar zu erkennen gibt, sind von vornherein festgelegte Absichten des menschlichen Programmierers, oder es sind untergeordnete, von diesen, gemäß den vom Programmierer spezifizierten Regeln, abgeleitete Absichten. Wir können uns sogar noch höhere Abstraktionsstufen vorstellen, wie das ja auch Wiener tut, auf denen das Programm nicht nur die untergeordneten Absichten modifiziert, sondern auch die Regeln, die bei ihrer Ableitung verwendet wurden, oder die Art, in denen es die Regeln modifiziert usw. und auf denen eine Maschine sogar eine zweite mit größeren Fähigkeiten entwerfen und konstruieren kann. Indessen, und das ist wichtig: die Maschine kann und wird nicht [Hervorhebung durch den Verfasser] irgend etwas von diesen Dingen tun, bis man sie angewiesen hat, wie sie vorzugehen habe. Zwischen i) jeder letztmöglichen Ausdehnung und Verfeinerung in dem Prozeß, die Wünsche des Menschen auszuführen und ii) der Entwicklung eines der Maschine eigenen Willens besteht eine unüberbrückbare Kluft, und logischerweise muß es eine solche geben. Wer etwas anderes glaubt, glaubt entweder an Magie oder aber, daß der freie Wille des Menschen eine Illusion ist und daß die Handlungen eines Menschen so mechanisch sindwie die einer Maschine. Vielleicht sind Wieners Artikel und meine Antwort darauf beide mechanistisch determiniert, aber das zu glauben weigere ich mich. 1
    Das erinnert mich an Lewis Carrolls Dialog (die Zweistimmige Invention); ich will versuchen das zu erklären. Samuel stützt sein Argument gegen Bewußtsein (und Willen) von Maschinen auf die Vorstellung, daß jede Beschreibung des Willens in mechanischen Ausdrücken einen unendlichen Regreß mit sich brächte. In ähnlicher Weise argumentiert Carrolls Schildkröte, daß kein Schritt beim folgerichtigen Denken, so einfach er auch sein möge, getan werden kann, ohne daß man eine Regel auf einer höheren Stufe heranzieht, um diesen Schritt zu rechtfertigen. Da aber auch das ein Schritt folgerichtigen Denkens ist, muß man zu einer Regel auf noch höherer Stufe Zuflucht nehmen usw. Schlußfolgerung: Folgerichtiges Denken bedingt einen unendlichen Regreß.
    Natürlich stimmt etwas an dem Argument der Schildkröte nicht, und ich glaube, daß mit Samuels Argument etwas Analoges nicht stimmt. Um zu zeigen, in welcher Weise die Trugschlüsse einander analog sind, werde ich jetzt dem Teufel helfen, also den Advocatus Diaboli spielen. (Da, wie bekannt, Gott denen hilft, die sich selber helfen, wird der Teufel wohl denen — und nur denen — helfen, die sich nicht selber helfen. Hilft der Teufel sich selbst?) Hier nun meine teuflischen Schlußfolgerungen aus Carrolls Dialog:
    Die Schlußfolgerung „Folgerichtiges Denken ist unmöglich“ trifft auf Menschen nicht zu, denn wie jedermann klar ist, bringen wir es fertig, viele Denkschritte zu tun, ungeachtet aller höheren Stufen. Das zeigt, daß die Menschen handeln, ohne Regeln zu benötigen: Wir sind „nichtinformale Systeme“. Auf der anderen Seite, als ein Argument gegen die Möglichkeit einer mechanischen Exemplifizierung folgerichtigen Denkens ist sie gültig, denn jedes mechanische Denksystem müßte sich explizit auf Regeln verlassen, und so könnte es sich nicht vom Boden abheben, wenn es nicht Metaregeln hätte, die ihm sagen, wann seine Regeln anzuwenden sind, Metametaregeln, die ihm sagen, wann es die Metaregeln anwenden solle usw. Wir können schließen, daß die Fähigkeit, folgerichtig

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