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Gößling, Andreas

Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tzapalil - Im Bann des Jaguars
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    Hi Lena,
     
    heute kann ich dir endlich erzählen, wie die Geschichte ausgegangen ist. Na ja, sie geht natürlich immer noch weiter, aber ein paar neue Schnipsel gibt es mittlerweile schon.
    Also erst mal zu diesem Cingalez. Maria hat gemeint, es würde gar nichts bringen, wenn wir den anzeigen, weil er ja mit dem Polizeipräsidenten von Flores so dick verbandelt ist. Das läuft hierzulande einfach anders, sagt zumindest Maria. Wahrscheinlich ist es ihr aber auch lieber so. Jedenfalls hat sie Cingalez gezwungen sein Lügen-Gutachten zu zerreißen. Stattdessen hat sie selbst das Tal von Oxamac untersucht und dann ein neues Papier aufgesetzt, in dem jetzt alles ganz korrekt aufgeführt ist: Tempel, Gräber, Königspaläste. Oxamac scheint eine der größten Maya-Städte zu sein, die jemals im Dschungel von Guatemala entdeckt worden sind. Sagt Maria und ist natürlich in allerbester Stimmung, weil sie von ihren Fachkollegen als die Entdeckerin von Oxamac gefeiert wird.
    Paolo Cingalez ist gefeuert worden. Maria ist jetzt die Direktorin dieses Archäologenladens und soll die Ausgrabungen leiten. In ihrem Institut unten am Marktplatz wird schon über sie gewitzelt: die neue Göttin von Oxamac!
    Ich hatte kein so gutes Gefühl bei diesem Deal, aber schließlich hab ich trotzdem zugestimmt. Zu der Abmachung mit Paolo Cingalez hat nämlich auch gehört, dass wir niemandem irgendwas von der Entführungsgeschichte sagen. Ich war einverstanden, weil wir sonst ja der Polizei hätten von Tzapalil erzählen müssen. Und du kannst dir wohl vorstellen, was das bedeutet hätte: Sofort hätten sich ganze Hubschrauberladungen voll mit Medientypen da draußen auf die verborgene Stadt gestürzt. Und das war ja das Ende für Ixkasaj, Ixkulam und Ixpalim, für ihren Tempel der Mondgöttin und für diese verrückte Traumwelt da draußen im Wald.
    Außerdem war das die einzige Möglichkeit, Pedros Vater vor dem Knast zu bewahren. Xavier hat ja wirklich massenhaft Maya-Heiligtümer aus diversen Ruinen geklaut, um sie an weiße Sammler zu verscherbeln. Maria hat ihm zwar keinen Quetzal dafür bezahlt, aber illegal war die Sache natürlich trotzdem. Und du glaubst doch wohl nicht, dass ich schuld sein will, wenn Pedro und seine vier kleinen Schwestern ihren Padre verlieren? Da konnte ich doch gar nicht anders, als in Marias superschlauen Deal einzuwilligen. Obwohl ich dadurch mein Versprechen gebrochen hab, das ich damals den Zwillingen gegeben habe: Cingalez läuft immer noch frei rum und bestimmt versucht er jetzt erst recht sich durch Raubzüge zu irgendwelchen Maya-Ruinen draußen im Dschungel über Wasser zu halten.
    Apropos Dschungel und Wasser: Georg ist natürlich vollkommen traurig, weil aus seinem Riesenprojekt jetzt doch nichts geworden ist. Kein Stausee, also auch kein Kraftwerk. Stattdessen buddelt Maria in seinem schönen Tal bald schon Pyramiden und Paläste aus.
    Und Georg sitzt hier zu Hause rum und hat auf einmal wahnsinnig viel Zeit für mich und für den Garten und für mein nagelneues Notebook, an dem ich dir grad diese Mail schreibe. Er hat mir den Internet-Anschluss eingerichtet und fragt mich dauernd, ob ich nicht mal einen Ausflug mit ihm nach Mexiko oder Miami machen will.
    Aber ich hab einfach keine Zeit, das muss Papa allmählich einsehen, so Leid es mir für ihn tut. Während ich dir schreib, hockt Pedro hinter mir auf meinem Bett und ich kann mich immer schlechter konzentrieren, weil ich die ganze Zeit seinen Blick auf mir spür.
    Weißt du, Lena, er schielt so ein winzig kleines bisschen, na ja, eigentlich ist das gar kein Schielen, er guckt nur manchmal so nach innen wie – na ja, so halt, dass ich Herzklopfen kriege.
    Wahnsinn, wie die Zeit vorbeirast, wenn man verliebt ist! Heut fängt schon der Dezember an. Liegt bei euch vielleicht schon Schnee? Hier ist es irrsinnig heiß, aber glücklicherweise nicht mehr so schwül wie im Sommer. In drei Wochen haben Pedro und ich Weihnachtsferien, dann fahren wir wieder raus nach Tzapalil. Ixkulam hat uns eingeladen, ich kann es kaum mehr erwarten, sie und ihre kleine Oma-Tochter wiederzusehen. Vorher schreib ich dir bestimmt noch mal, aber jetzt geh ich erst mal mit Pedro runter zum See. Gleich schreien wieder die Vögel!
    Adiós, Ixcarmen
     
    PS: Wie findest du eigentlich meinen Nickname? Ix spricht sich übrgiens Isch und bedeutet Frau  ;-).

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