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Gößling, Andreas

Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tzapalil - Im Bann des Jaguars
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Haar. Die ganze Zeit schon hatten sie und Pedros Vater lethargisch gewirkt, und je länger sie hier zwischen den Opferdämpfen saßen, desto angeschlagener schienen die beiden.
    »Was heißt hier Gnade?«, schrie Carmen. Sie rüttelte an ihren Fesseln, aber die schnitten ihr nur umso ekliger in die Haut. »Wir haben eine Vereinbarung mit diesen verdammten Priestern! Pedro, jetzt mach doch endlich deinen Mund auf!« Die beiden jungen Priester machten Anstalten, ihn mit dem Rücken gegen die Maissäule zu drücken. Aber das konnte Pedro nicht zulassen! Wenn sie ihn erst mal da festgebunden hatten und sich tausend dieser scheußlichen Dornen in sein Fleisch bohrten, dann war doch wirklich alles vorbei!
    »Pedro, bitte, sag was! Sag ihnen einfach, dass wir das Zeug doch zurückgeben wollen. Die Maske haben sie ja schon!«
    Da endlich flüsterte Pedro irgendwas, ohne auch nur den Kopf zu heben. Carmen verstand überhaupt nichts, doch die beiden jungen Priester sahen ihn erschrocken an. Dann schauten sie zu den Ober-priestern herüber. Sie wirkten völlig durcheinander. Auch der riesige Mann im maisgelben Gewand schien zumindest irritiert. Er fauchte eine Frage zum Lahkin, doch der schüttelte nur grimmig den Kopf.
    »Er lügt!«, schrie Carmen. »Dieser Sonnengott-Opa lügt! Sag ihnen das, Pedro! Er hat die Maske des Maisgottes von uns zurückbekommen!« Noch während sie schrie, fing sie einen Blick von Ixkasaj auf. Die Mondpriesterin nickte ihr zu. Offenbar hatte sie einen Entschluss gefasst. Na, Gott sei Dank, dachte Carmen. Ihr Herz klopfte, als ob es gleich in tausend Fetzen zerspringen würde. Der Hals tat ihr weh, so wild hatte sie herumgeschrien.
    Ixkasaj wandte sich dem obersten Maisgottpriester zu. Sie fuchtelte mit beiden Händen und redete rasend schnell auf ihn ein. Die Wirkung war zuerst nicht besonders eindrucksvoll. Der Riese in der gelben Robe runzelte die Stirn. Der Lahkin drehte sich sogar von den beiden weg und fing an sich leise mit dem Priester im grauen Gewand zu unterhalten. Carmen wollte schon wieder losschreien, aber jetzt verlor sie ihren allerletzten Mut. Es half ja doch alles nichts.
    Diese grässlichen Kerle würden sie hier ganz einfach abschlachten.
    Sie an diesem monströsen Maiskolben verbluten lassen. Verloren, verloren, verloren, dachte Carmen wieder.
    Da drehte sich der Lahkin ganz langsam wieder um. Auf seiner flachen Hand lag die Maske des Maisgottes. Er murmelte einen Satz.
    Carmen konnte ihren Blick nicht abwenden von der verdammten Maske, die sie aus leeren Augenhöhlen anzustarren schien.
    »Einer von uns vieren.« Pedro stand immer noch vor der funkelnden Maissäule, zwischen den beiden jungen Priestern. »Er sagt, wir sind vier Leute und sollten vier Sachen zurückbringen. Weil wir nur die Maske gebracht haben, darf auch nur einer von uns gehen.«
    Aus riesengroßen Augen schaute er Carmen an, die sich den Hals verrenken musste, um ihn zumindest in den Augenwinkeln zu sehen.
    Auch Maria und Xavier wirkten auf einmal ziemlich wach und sahen angestrengt zu Pedro hinüber. Er lächelte Carmen an und hob die Schultern, soweit das bei seinen Fesseln überhaupt möglich war.
    Dann sah er zu seinem Vater und Maria hinüber. »Carmen soll gehen.«
    Sie starrte ihn nur an. In ihrem Kopf war nur noch ein Sausen.
    Mit einem Mal war ihr so schwindlig, dass die ganze riesige Pyramide unter ihnen zu wanken schien. »Du bist doch einfach verrückt, Pedro«, flüsterte sie. Sie starrte ihn an und dachte nur immer wieder, wie unglaublich das war, dass er für sie sein Leben opfern wollte.
    Und gleichzeitig wurde sie aus irgendwelchen Gründen immer wütender auf ihn. »Das kommt doch gar nicht in Frage!«, rief sie. Was bildete Pedro sich denn ein? Dass er hier so einfach den Helden spielen könnte und sie sollte ihr restliches Leben lang nach ihm heulen? Aber sie heulte ja jetzt schon, weinte und schniefte und konnte sich nicht mal die Tränen aus den Augen wischen, weil ihr die Hände hinter dem Rücken zusammengeschnürt waren. »Wenn sie uns
    nicht zusammen gehen lassen, Pedro«, sagte sie, »dann bleib ich auch hier.« Sie schluchzte auf, riss ihren Blick von ihm los und sah nach links, wo ihre Mutter am Rand der Mulde hockte. »Maria, bitte«, sagte sie, »geh du!«
    Die Priester sahen finster von Carmen zu Pedro, von Maria zu Xavier. Gleich würden sie die Geduld verlieren, gleich würde der riesige Mann im maisgelben Gewand seinen jungen Priestern befehlen Pedro doch noch an dem

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