Götter der Lust
hierher.
Nicht einmal zu ihm.
Er schlug die Hand vor den Mund und verbarg seine Gefühle. Der Gedanke, sie nie wiederzusehen, war wie ein Schlag in die Magengrube. Ein Schmerz, den nicht einmal bedeutungsloser Sex auslöschen konnte.
Er hätte sie in den Arm nehmen und küssen sollen. Er hätte sich entschuldigen und die Dinge zwischen ihnen richtigstellen sollen, bevor sie gegangen war.
Warum davonlaufen? Er wusste, warum das nicht ging.
Schließlich gelang es ihm, erst sein Glied und dann seinen übrigen Körper aus den Händen der Bacchantinnen zu befreien. Er trat zurück und hielt die beiden Frauen auf Distanz. «Meine Damen, sucht euch einen anderen, mit dem ihr spielen könnt. Ich muss jemanden retten.»
Abby schüttelte ihre Röcke aus und starrte quer durch das Untergeschoss des Tempels auf den faul herumliegenden Gott. «Hast du mich gerufen?», fragte sie provokant.
Dionysos erhob sich von seinen Kissen und richtete sich zu voller Größe auf. «Du wagst es, jetzt vor mich zu treten?», brüllte er.
Seine wenigen Jünger im Raum flohen vor seinem Zorn.
«Ich war gefesselt.» Abby zeigte ihm ihre Handgelenke, während sie auf ihn zuging. «Siehst du?» Sie fragte sich schon, wie oft sie diese Geschichte wohl noch erzählen musste. Auch wenn sie in ihre eigene Zeit zurückkehrte.
«Du wirst nicht in die Zukunft zurückkehren.» Der Gott trat von seinem Podest herab, traf auf halbem Weg mit ihr zusammen und nahm ihre Unterarme in seine großen Hände.«Fesseln hätten dich nicht davon abhalten dürfen zu kommen.»
«Ist das hier nicht Beweis genug, dass ich es versucht habe? Es war ein sehr schwerer Stuhl», erklärte sie mit flehendem Blick zu ihm hoch. War sie so weit gekommen, nur um hier und jetzt von einem Gott vernichtet zu werden?
«Wer tut denn meiner Liebsten so grausame Dinge an?» Die Wärme in seiner Stimme beruhigte sie und erfüllte sie mit Behagen.
Liebste? Abby senkte den Kopf, so sehr schämte sie sich einen Augenblick lang ihres Betruges. Als sie ihre Handgelenke sah, riss sie verblüfft die Augen auf. Die offenen Wunden schlossen sich, und zurück blieben lediglich blassrosa Linien.
Ihre staunenden Augen blickten auf in sein goldenes Gesicht.
Sein träges Lächeln ließ jedes Frauenherz höherschlagen, und ihres war da keine Ausnahme. «Ich verfüge eben über gewisse Kräfte.» Dann legte er den Kopf schief. «Warum bist du jetzt gekommen?»
Abby befreite sich aus seinem lockeren Griff und ließ ihre Fingerspitzen über seine kräftige Brustmuskulatur abwärtsgleiten. «Ich bin gekommen, weil ich bei dir sein und nicht bis zum Abend warten wollte.»
«Du bist gekommen, weil du mein Ende planst.» Sein Blick verfolgte jede ihrer Bewegungen.
Sie atmete tief ein, machte aber weiter, schmiegte sich an ihn und schlang ihm die Arme um den Nacken. «Willst du, dass ich gehe?»
Er strahlte auf sie hinab. «Warum sollte ich das wollen? Ich kann jeden deiner läppischen Versuche zunichtemachen. Außerdem gehörst du mir.» Seine Hände glitten über ihreArme nach unten und wieder hinauf zu ihren Schultern, wo seine Finger am Riemen ihrer Handtasche hängen blieben. «Was ist das?»
Sie grinste zu ihm auf. «Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.»
Seine grünen Augen weiteten sich. «Du … du … ein Geschenk? Für mich?»
Ihre Lippen zuckten. «Na hör mal, du bist schließlich ein Gott. Du müsstest es doch eigentlich gewohnt sein, Geschenke zu bekommen?» Sie streichelte weiter seine Brust und biss sich auf die Unterlippe, als sie merkte, wie sehr sie es genoss.
«Ein Gott zu sein ist nicht so einfach», erklärte Dionysos. «Es ist sehr lieb von dir, mir etwas mitzubringen. Was ist es denn?»
«Das erfährst du später», vertröstete Abby ihn und stellte sich auf die Zehenspitzen, um seinen Mund zu erreichen und ihm einen keuschen Kuss auf die Lippen zu drücken.
Sie hatte nie zuvor die Gelegenheit gehabt, die Personifizierung eines Gottes – oder einen echten Gott? – kennenzulernen, aber der flüchtige Eindruck von Verletzlichkeit, den er ihr soeben vermittelt hatte, ließ sie innehalten.
Wie nur konnte sie es schaffen, ihn wieder in sein Gefängnis zu sperren?
Das Wissen um ihre Gedanken ließ seine Augen glänzen. «Dann lass es doch einfach», flüsterte er.
Abby nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. «Dein Geschenk gebe ich dir später.» Sie streckte sich, um ihn zu küssen, und diesmal ließ Dionysos nicht zu, dass es ein unschuldiger Kuss
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