Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götter des Meeres

Götter des Meeres

Titel: Götter des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
seine Wunde versorgt hatte.
    Learges war ein Wesen, das so völlig anders war als die Menschen, die an Land lebten. Aber er kannte Gefühle wie Dankbarkeit, und deshalb hatte er sich mit seinen Verbündeten in Verbindung gesetzt.
    »Leider mißlang unser Vorhaben gründlich«, keuchte er. »Doch wir durften nicht warten, bis sie euch der Anemona opfern.«
    »Was geschieht nun?«
    Learges zitterte. Offenbar hatte er viel Blut verloren; seine Verletzungen sahen böse aus. Mythor bemerkte, daß Sosona den Tritonen nicht aus den Augen ließ. Ahnte auch sie, daß Learges sich nur mit Mühe auf den Beinen hielt?
    »Ich… bin der einzige, der euch… lebend erreicht hat. Nur wenige konnten fliehen und… werden Verstärkung holen. Ich habe gesehen, daß… niemand ihnen folgte.«
    Mythor fiel auf, daß Learges Kiemen, normal von hellroter Farbe, sich langsam verfärbten. Schlaff fielen sie in sich zusammen. Der Gorganer wußte zwar nicht, woran man das Wohlbefinden eines Tritonen erkennen konnte, befürchtete aber, daß dies kein gutes Zeichen war.
    »Bis wann können sie zurück sein?« wollte Gorma wissen. »Und wie viele sind es, denen dieser Ertach befiehlt?«
    Learges verschränkte die Arme. »Ich… weiß… nicht…«, kam es tonlos aus seinem Rachen. »Hoffentlich…« Röchelnd brach er zusammen. Mythor kam zu spät, um den schweren Körper noch aufzufangen.
    »Helft ihm!« befahl Sosona den Kriegerinnen, die das Ganze nicht zu berühren schien.
    Learges atmete flach und unregelmäßig, sein Brustkorb bewegte sich kaum. Aus weit geöffneten Augen starrte er zur Decke empor, trotzdem schien er nicht wahrzunehmen, was um ihn herum geschah. Seine Verletzungen mußten viel schwerer sein, als es zunächst den Anschein gehabt hatte.
    »Geht weg.« Barsch stieß die Hexe Gorma und Kalisse beiseite, die sich ein wenig unbeholfen über den Tritonen beugten. Zu Mythor schien sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund mehr Vertrauen zu haben.
    »Steht es schlimm um ihn?«
    »Ich weiß nicht. Wenn keine Organe verletzt wurden…«
    »Er sieht kräftig genug aus, um von selbst wieder hochzukommen«, ließ Gudun sich vernehmen.
    »Solange können wir nicht warten.« Sosona zeigte sich ungehalten. »Ich brauche sein Wissen. Oder glaubt jemand, daß allein unsere Schwerter uns weiterhelfen werden?«
    Mythor sagte nichts dazu, und auch Gerrek blieb stumm. Der Mandaler wußte aus Erfahrung, daß es ratsam war zu schweigen, wenn Kriegerinnen und Hexen das Wort führten. Alles deutete darauf hin, daß sich unter Wasser eine entscheidende Schlacht anbahnte. Learges’ Anhänger würden es nicht leicht haben, gegen die Tritonen von Ptaath zu bestehen. Auf jeden Fall war es beruhigend, die kampferprobten Klingen der Amazonen hinter sich zu wissen. Nicht, daß dem Beuteldrachen der Mut gefehlt hätte, es zugleich mit mehreren der geschuppten Wasseratmer aufzunehmen, aber seine Vorstellungen von einem zuträglichen Element waren doch andere. Erde, Luft und Feuer genügten ihm vollauf. Alles weitere verursachte ihm Unbehagen.
    Sosona, Leibhexe Burras, der wohl gefürchtetsten Amazone der Zaubermutter Zaem, und Trägerin des gelben Mantels, rief ihre Zauberkräfte zu Hilfe. Sie war zu schwach, um Learges ein neues Leben zu schenken, doch ihre Kräfte spendeten Labsal. Sie beschwor die Diener der Weißen Magie, ihr beizustehen, rief die Namen längst Verstorbener, deren Stärke einst der Welt gebot und Bestand hatte gegen das Böse.
    Um Sosona versank alles in Bedeutungslosigkeit. Sie nahm nicht wahr, daß eine Handvoll Tritonen erneut angriffen, daß die Kriegerinnen sie zurückwarfen und ihnen Hohn und Spott nachschickten. Die Hexe fühlte jedoch, daß Learges’ Herz wieder stärker zu schlagen begann und gleichzeitig die Schwäche aus seinen Gliedern wich. In diesem Moment wurde Sosona eins mit dem Tritonen. Zumindest glaubte sie, durch seine Augen zu sehen und zu hören, was seine muschelförmigen Ohren wahrnahmen. Aber all dies verblaßte so schnell, daß es unmöglich war, zwischen Trug und Wirklichkeit zu unterscheiden.
    Sosona fand zu sich selbst zurück, als Learges ruckartig den Kopf hob. Sein erster Griff war der zu dem Schwert, das aus den nadelscharfen Zähnen eines Fisches bestand. Halb richtete er sich auf, und sein Blick huschte über die Wände des Stollens.
    »Ja«, murmelte er, »ich werde es schaffen.«
    Mit beiden Händen schwang er dann die Waffe. Die blitzschnelle Bewegung verursachte einen schrillen Pfeifton.
    Learges

Weitere Kostenlose Bücher