Götter des Meeres
trug. Dennoch entwaffnete Gudun ihn mit einem heftigen Hieb.
»Was wollt ihr von uns?« heischte sie.
Langsam hob der Tritone den Kopf. Aber er sah nicht die Kriegerin an; sein Blick ging an ihr vorbei, streifte die anderen und blieb schließlich an Mythor hängen.
»Du…«, keuchte er. Die Umstellung von der Kiemenatmung bereitete ihm offenbar Schwierigkeiten. Außerdem blutete er aus mehreren Wunden. Er mußte ziemliche Schmerzen haben.
»Antworte!« fuhr Gudun ihn an. »Ich bin es nicht gewohnt, zu warten.«
Die Haltung des Tritonen versteifte sich. Erst jetzt konnte Mythor dessen Schulter sehen und die kaum verheilte Wunde, die von einer Pfeilspitze stammte.
»Learges«, rief er aus und wandte sich gleichzeitig an die Amazone. »Er ist ein Freund.«
»Ja«, nickte Gudun. »Ich glaube, ich kenne ihn ebenfalls.«
»Honga«, keuchte Learges. »Ertach wird mich töten.«
Wie zur Bestätigung brachen erneut die Öffnungen in der Wand auf. Von einer schäumenden Woge getragen, drangen mehrere Tritonen ein. Das Wasser ließ den Boden glitschig werden und machte es schwer, sich zu verteidigen.
Zwei der Fischmenschen stürmten auf Gerrek zu, in dem sie offenbar den stärksten Gegner sahen.
»Ho«, brüllte der Mandaler. »Kommt nur her. Ich hasse Wasser, es ist abscheulich.«
Einen Dreizack schmetterte er mit seinem Kurzschwert zur Seite. Dem anderen Angreifer schickte er eine Feuerlohe entgegen, daß dieser die Waffe fallen ließ und heulend davonlief.
»Du bist mir zu naß, Freundchen«, grinste Gerrek. »Aber eine gute Flamme hat noch alles getrocknet.«
Der erste nutzte die Gelegenheit, um sich wieder in den Besitz des Dreizacks zu bringen. Doch der Beuteldrache war schneller und trat auf die aus Fischknochen bestehenden Spitzen.
»Was ist? Hat dich plötzlich der Mut verlassen?« Er schob sein Schwert in die Scheide zurück. »Sieh her. Du kannst es wieder mit mir aufnehmen.«
Ob der Tritone ihn verstand, wußte er nicht, aber den flüchtigen Schatten in dessen Augen deutete er richtig. Der Fischmensch sprang Gerrek in dem Moment an, als dieser seine Fäuste hochriß. Hart prallten sie aufeinander. Der vorgereckte Schädel mit den spitz zulaufenden Hörnern verfehlte den Mandaler nur um Haaresbreite.
»Heimtückisches Biest…«
Gerrek suchte dem Griff des Tritonen zu entrinnen, doch an dessen Schuppenhaut glitt er ab. Der Geruch nach Salz und Fischtran, der dem Angreifer anhing, verursachte Übelkeit.
Bevor er sich’s versah, hatte der Fischmensch sich jedoch herumgeworfen und hetzte geradewegs auf die Wand zu. Erst jetzt fiel dem Mandaler auf, daß der Kampflärm verstummt war. Die Amazonen hatten ihre Schwerter gesenkt. Und Mythor lächelte.
Nur für einen Augenblick ließ Gerrek sich ablenken, doch diese Zeitspanne genügte dem Tritonen, um sich im Meer in Sicherheit zu bringen.
»Ein heldenhafter Kampf«, spottete Gorma. »Steckt sein Schwert in die Scheide, um mit den Fäusten zuzuschlagen.« Als könne sie nicht fassen, was sie gesehen hatte, schüttelte sie den Kopf.
»Aber ich habe gesiegt«, stellte Gerrek unumwunden fest.
»Glaubst du nicht, daß dein Gegner zurückkommen wird, um für diese Schmach Genugtuung zu fordern?«
»Soll er.« Gerrek zuckte die Schultern.
»Nimm es nicht so leicht, Drache«, ertönte eine rauhe Stimme. »Ertachs Jagdkommando kennt keine Niederlage.« Learges hatte sich während des Kampfes zurückgehalten, nun hob er die Waffen einiger Tritonen auf und nahm sie an sich. »Es war schwer, euch zu finden…«
Gudun stutzte. Aus ärgerlich zusammengekniffenen Augen musterte sie den Fischmenschen.
»Du hast uns gesucht?« fragte sie. »Warum?«
Learges schien ihr lauernder Tonfall keineswegs zu entgehen. Prompt wurde seine Haltung abweisend.
»Vielleicht wollten wir euch aus der Gewalt der Ptaath-Leute befreien«, meinte er.
»Learges ist ein Rebell wider die Meermutter und die Anemona«, erklärte Mythor schnell. »Wenn ich ihn richtig verstanden habe, kämpfen er und seine Gefährten für einen freundschaftlicheren Kontakt zu den Bewohnern der Oberwelt.«
»Dann soll er uns willkommen sein«, sagte Sosona und befahl den Amazonen Zaems mit einem stummen Wink, ihre Schwerter nicht länger auf den Tritonen zu richten.
In kurzen, hastig hervorgestoßenen Sätzen und immer wieder von Schwächeanfällen unterbrochen, begann Learges zu berichten. Erstaunt zog Gudun die Brauen hoch, als sie erfuhr, daß Honga ihm den Pfeil aus der Schulter entfernt und
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