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Götter des Meeres

Götter des Meeres

Titel: Götter des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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lachte laut.
    »Sie rufen mich. Alle - alle werden mir beistehen. Und Mergesa führt sie an… Mergesa!«
    Ein Schwall von Erinnerungen brach in ihm auf. Nicht allein Sosonas Magie erhielt ihn noch am Leben - es war die Aufgabe, der er sich verschrieben hatte.
    Sie galt es zu erfüllen, und keinen Atemzug mehr eher durfte er von dieser Welt gehen.
    Learges wußte, was Enttäuschungen bedeuteten. Er, der im Grunde seiner Seele stets der Einsame geblieben war, der er seit seiner Geburt gewesen, würde die nicht enttäuschen, die für ihn gestorben. Mergesa war die Hoffnung, an die er sich klammerte, war ihm Zuversicht und Ansporn zugleich…
    Sosona fühlte, wie fremde Erlebnisse sie in ihren Bann schlugen. Aber sie durfte dem nicht nachgeben, wollte sie nicht die Kontrolle über sich selbst und ihre Fähigkeiten verlieren.
    »Learges«, murmelte sie. »Sprich aus, was dich bedrückt. Wir sind deine Freunde - uns kannst du vertrauen.«
    Es fiel ihm schwer, sich vom Eindruck des Geschehens zu lösen.

3.
    Ich weiß, daß ich es schaffen muß. Aleoch, der mir wie ein Vater ist und sich Mühe gibt, mir auch die Mutter zu ersetzen, würde mein Versagen nicht überleben. Mittlerweile kenne ich ihn genau, um zu wissen, daß die Gram darüber ihn töten kann.
    Aber es ist schwer…
    Wie gerne würde ich stark sein und mutig, doch die Furcht schnürt mir die Kiemen ab, und das Herz pocht wild in meiner Brust. Wahrscheinlich ist sein Schlag in weitem Umkreis zu vernehmen. Meiden die Fische deshalb mein Versteck?
    Nur ein neugieriger Aal wagt sich in meine Nähe. Ich kann ihn zwischen den Stielen des Seemohns hindurch erkennen. Geradezu majestätisch langsam schlängelt er sich durchs Wasser.
    Soll ich ihn erlegen? Mit dem Dreizack wäre es mir ein leichtes, das fast eine Körperlänge messende Tier zu erwischen. Gleichzeitig käme ich vielleicht auf andere Gedanken.
    Mag sein, daß ich lange warten muß. Manche sagen, daß die Sepa jeweils für eine Gezeit irgendwo im Meer verschwinden, jenseits des Grundlosen Wassergrabens, wo auch die Erben des Alten Volkes ihre Städte haben, die nie einer von uns zu Gesicht bekam. Dreißig Tage…
    Aber heute ist Vollmond.
    Stets dann, wenn die silberne Scheibe auf den Wellen tanzt, steigt die Sepa aus der endlosen schwarzen Tiefe empor, um sich ein Opfer zu holen. Man glaubt, daß sie aus Feuer und Wasser geboren wurde, als vor nunmehr etwa fünfhundert Gezeiten Singara in den Fluten des Meeres versank. Viele haben versucht, sie zu töten, aber keinem gelang es. Indes wird nur der zum Mann, der durch seinen Angriff Mut beweist.
    Der Aal ist noch immer da, schwimmt auf mich zu in seiner schlängelnden Art, sich zu bewegen. Ich greife den Schaft des Dreizacks fester.
    Das Tier ist klug. Es bietet mir nicht einen Moment seine Längsseite dar. So ist es fast unmöglich, einen sicheren Stoß anzubringen.
    Golden schimmern seine Augen durch das Halbdunkel des Korallenriffs. Ich fühle, wie sich meine Schuppen abspreizen. Gold ist das Symbol für Glück.
    Aber die Zweifel lassen sich nicht verdrängen. Noch liegt der Schein der Sonne schräg auf den Wellen. Wenn ich den Kopf hebe, sehe ich es hoch über mir glitzern und funkeln. Vielleicht narrt mich nur dieser Schimmer.
    Wo mögen die Gefährten sein? Ich glaube, daß es ihnen nicht anders ergeht als mir.
    Der Aal verharrt plötzlich, treibt still im Wasser wie ein abgestorbener Ast. Ich sehe nur, daß er sein Maul öffnet. Dann, so schnell, daß ich ihm kaum mit den Augen zu folgen vermag, schießt er steil in die Tiefe und vergräbt sich im sandigen Untergrund zwischen leuchtend roten Korallen.
    Sein Verhalten bedeutet Gefahr.
    Angestrengt lausche ich. Die Flut läuft auf. Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig, doch zum Glück ist hier kaum etwas davon zu spüren. Nur Plankton trübt das Wasser und behindert die Sicht. Ich kann mich nicht erinnern, jemals solche Mengen davon gesehen zu haben.
    Wo Plankton ist, tummeln sich auch Schwärme von Fischen. Jetzt jedoch bleiben sie aus.
    Gedämpft höre ich das Rauschen, mit dem die Brandung gegen die Klippen schlägt. Bald wird die See schäumend über sie hinwegfegen, werden tückische Strudel entstehen, die schon manchem Unvorsichtigen zum Verhängnis gereichten.
    Da ist noch ein Geräusch, das ich aber nicht einzuordnen vermag, ein Gurgeln und Blubbern, als würde Wasser in einen sich öffnenden Hohlraum einströmen. Ich warte, harre darauf, daß die Sepa erscheint, darf mich aber vor dem, was in

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