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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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einzigen Mann verloren, und doch war es totenstill auf der Brücke der Lancelot, von der aus Colonel Farr und seine Stabsoffiziere die Satelliten-Übertragung verfolgt hatten. Der Angriff auf Pendragon Base hatte nur wenige Minuten gedauert, aber den Männern war es wie eine Ewigkeit erschienen. Und obwohl für sie selbst nie eine Gefahr bestanden hatte, zitterten ihnen die Knie.
    »Danke, Balinas«, flüsterte Farr unhörbar für die anderen. Wo auch immer du jetzt sein magst.
    Wenn Direktor Morcelli mit an Bord gewesen wäre, hätte er sich auch bei ihm bedankt und natürlich bei dessen »Spaßvögeln«. Aber die Zirkusstadt hatte zusammen mit dem Rest der Flotte längst den Transfer-Punkt passiert, vor dessen Portal die Lancelot jetzt mit abgeschalteten Triebwerken schwebte, um den weiteren Ablauf der Ereignisse zu verfolgen.
    Falls es überhaupt weitere Ereignisse gibt, dachte Farr und schämte sich gleichzeitig für seine Zweifel. Aber wie sollte der Inhalt einer Reisetasche, eine Metallkugel von kaum zehn Zoll Durchmesser eine ganze Sonne zur Explosion bringen?
    Die Wände der Kugel bestanden nach Miriams Aussage aus einer speziellen Wolfram-Rhenium-Legierung, die ein vorzeitiges Schmelzen verhindern sollte. Aber auch dieser Schutz würde nur Sekunden anhalten, wenn die Kugel die Sonnenoberfläche erreicht hatte. Und danach sollte der freigesetzte Inhalt tatsächlich eine Kettenreaktion auslösen?
    »Was, zum Teufel, war das?«, fragte Dr. Zimmermann heiser. Er sah blass aus, wie einige andere auch.
    »Ich weiß es nicht«, gab Farr zu. »Aber vielleicht ist es auch gar nicht mehr wichtig.«
    »Dafür haben wir nur Captain Katanas Wort«, erwiderte der Physiker skeptisch. »Und was, wenn diese Monster schon auf dem Weg hierher sind?«
    »Auch sie können sich nur mit planetarischer Geschwindigkeit bewegen«, versetzte Farr mürrisch. »Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren.«
    »Darf ich fragen, Colonel, welche Alternativen wir haben, wenn doch etwas schiefgeht?«, erkundigte sich Major Wang gewohnt verbindlich.
    »Sie meinen, einen Plan B?« Farr zögerte. »Ja, den gibt es natürlich. Rückzug und Verminung respektive Zerstörung des Portals. Was das für das Erste Geschwader bedeuten würde, muss ich Ihnen wohl nicht erklären, Gentlemen.«
    Die Männer schwiegen und warfen hin und wieder einen verstohlenen Blick auf den Monitor, der das Zentralgestirn des Systems aus Sicht eines Beobachtungssatelliten zeigte, der im Zweisekundentakt Bilder im Dirac-Modus übertrug. Sie konnten so auch von Ortegas Flottenverband empfangen werden. Wenn Miriams Berechnungen stimmten, dann würde der Satellit in diesen Minuten in die Photosphäre eintauchen. Beobachten ließ sich dieses Ereignis nicht. Sie konnten nur warten.
    Träge verrannen die Sekunden, reihten sich Minuten, ohne dass der kaum münzgroße kupferfarbene Fleck auf dem Monitor eine Veränderung zeigte. Noch war es nicht zu spät, aber Farr spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach und als klebriges Rinnsal den Nacken hinunterlief. Das Dröhnen des Pulses in seinen Schläfen wurde lauter, und das Atmen war beinahe ein Kraftakt. Zwei weitere Minuten vergingen, dann noch eine und wieder …
    Wie lange noch … falls überhaupt?
    »Eine Protuberanz!«, rief jemand aus dem Hintergrund. Koroljov war es, der wohl eine Art Bildverarbeitung mitlaufen ließ. Farr sah nichts, noch nichts, aber dieser Schwebezustand zwischen Hoffnung und Gewissheit währte nur Sekundenbruchteile. Dann sahen sie es alle.
    »Captain Strellson!«, kommandierte Colonel Farr und räusperte sich. »Lassen Sie die Triebwerke warm laufen und bereiten Sie den Transfer vor. Wir starten in X+10. Danke, meine Herren, bis später.«
      
    Niemand sah sie sterben.
    Bereits auf halber Strecke ihres Wegs zur Sonne hatten die Burgons ihre Schutzfelder deaktiviert, um unterwegs Energie aufnehmen zu können. Noch war die Strahlungsdichte relativ unbedeutend im Vergleich zu jener, die sie auf ihrer Umlaufbahn nahe der Sonnenkorona erwartete, aber selbst der geringste Energiezustrom wurde von ihnen als angenehm empfunden.
    Feindlicher Beschuss war nach der Vernichtung der Operationsbasis des Feindes kaum zu erwarten. Außerdem waren ihre verfeinerten Sinnesorgane imstande, selbst einzelne Schiffe aufzuspüren, bevor sie sich auf Schussweite nähern konnten. Doch mit Ausnahme eines halben Dutzends winziger Satelliten, deren Emissionen keinerlei Gefahr darstellten, hatten sie bislang nichts dergleichen

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