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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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hintereinander, und es war nicht einmal herauszufinden, ob sie überhaupt Schaden verursachten.
    Zum Glück, und das war auch das einzig Positive, das die Kommandantin der Situation abgewinnen konnte, war die Feuerkraft des Feindes gering. Offenbar hatte er nach der Niederlage vor Joyous Gard nicht nur seine Tarnung perfektioniert, sondern auch seine Kampfführung entsprechend modifiziert. Jedenfalls setzte er keinerlei energetische Strahlenwaffen mehr ein, sondern griff mit großkalibrigen Explosivgeschossen an, die keine Treibladung besaßen, sodass ihre Flugbahn nicht verfolgt werden konnte. Im Moment detonierten sie allerdings relativ wirkungslos beim Aufprall auf die Schutzfelder der Santa Esmeralda.
    Die Patt-Situation missfiel der Kommandantin dennoch, zumal der Feind das Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte. Solange er unsichtbar blieb, waren ihnen die Hände gebunden, vor allem, was den Einsatz der Nemesis anbetraf.
    Im Augenblick konnten sie sich nur in Schadenbegrenzung üben und auf den einen oder anderen Zufallstreffer hoffen. Aber auch die zweite Welle Combees verebbte wirkungslos. Zwei unbedeutende Explosionen jenseits der Peripherie blieben die gesamte Ausbeute. Allerdings ließ das gegnerische Feuer ebenfalls jegliche Zielstrebigkeit vermissen. Die Einschläge im Bereich der vorderen Gefechtsfelder erfolgten inzwischen nur noch alle zehn bis fünfzehn Sekunden.
    Mit besorgter Miene aktivierte die Kommandantin die Engstrahlverbindung zur Wallenstein: »Major Forrester?«
    »Auf Position, Lieutenant Colonel«, meldete sich der Kommandant des Schwesternschiffes.
    »Schließen Sie bitte auf der Backbordseite auf, Major. Die Sache gefällt mir nicht.«
    »Zu Befehl, LC. Manöver eingeleitet.«
    Langsam schob sich der gedrungene Bug der Wallenstein seitlich in das Blickfeld der Kommandantin, bis beide Schiffe schließlich Parallelposition erreicht hatten.
    »Gefechtsfelder synchronisieren!«
    Das bläuliche Flimmern um den Rumpf des Schwesternschiffes erlosch, nachdem Forrester den Befehl bestätigt hatte. Die beiden Kreuzer bildeten jetzt einen geschlossenen Kampfverband, dessen verstärkte Abschirmung Überraschungsangriffe erschwerte.
    Roberta Ortega war dennoch beunruhigt. Die Passivität des Feindes war verdächtig. Entweder er wartete noch auf Verstärkung, oder er war schon dabei, seine Kräfte für den entscheidenden Angriff umzugruppieren.
    Sie durften nicht weiter abwarten …
    Ortega winkte den Waffenoffizier zu sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Mann wurde blass, fing sich aber sofort wieder, salutierte und zog sich zurück.
    »Vamos, perros cobardes!«, murmelte die Kommandantin zwischen den Zähnen, griff zum Bedientableau und feuerte aus einen Impuls heraus einen weiteren Schwarm Combees ab. Diesmal allerdings nicht frontal, sondern in fast rechtem Winkel Richtung Steuerbord.
    Sekunden später leuchteten zwei orangefarbene Feuerbälle auf und verglommen in einem Funkenregen. Ihr Instinkt hatte Ortega nicht getrogen. Die Burgons waren dabei, sie einzukreisen. Und was noch beunruhigender war: Sie waren inzwischen nur noch wenige Hundert Meilen entfernt.
    »Forrester!«
    »LC?«
    »Wir müssen ausbrechen. Kurs ein Uhr, Maximalbeschleunigung bei null. Feuern Sie mit allem, was sie haben, in einem 20-Meilen-Radius. X+30 – jetzt!«
    »Zu Befehl, Countdown synchronisiert!«
    Mit nervtötender Behäbigkeit zählte die Automatik die Sekunden herunter, während sich die Offiziere auf der Brücke bereit machten und die Schutzfelder aktivierten.
    X+20.
    Roberta Ortega spürte durch Uniform und Sitzpolster hindurch die Vibration der unter Volllast laufenden Generatoren. Bei X+10 schaltete sie die Akustiksteuerung zu. Die Vibration wurde stärker. Der Boden begann sich wie unter einer Wellenbewegung zu heben und zu senken.
    Das sind nicht die Generatoren!
    Doch bevor die Kommandantin reagieren konnte, presste sie der Andruck der startenden Triebwerke in ihren Sessel zurück. Die Kompensationsfelder dämpften den Druck auf ihren Brustkorb, sodass sie wieder frei atmen konnte.
    Doch selbst unter dem Druck der Beschleunigung spürte sie die fremde Kraft, die an- und abschwoll und das Schiff in ihren Rhythmus zwang.
    Eine Schwerkraftwaffe!
    Noch hielten Hülle und Spanten der zerstörerischen Kraft stand, aber die Pulsationen wurden stärker, und selbst das Brummen der unter Volllast laufenden Triebwerke vermochte das Knirschen des überbeanspruchten Materials nicht zu

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