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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Auftrag, den ich erfülle. Mach es mir bitte nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist.«
    Es gab nichts, was Farr darauf entgegnen konnte, und so versuchte er es auch gar nicht erst.
    »Ich weiß, Miriam«, sagte er leise. »Pass gut auf dich auf.«
    »Du auch, Ray.« Sie lächelte tapfer in die Kamera, bevor sie die Verbindung trennte. Aber ihr war kalt.
      
    Zwei Tage später, eine halbe Stunde nach Mitternacht, begannen die Harpyien in ihrem Käfigwagen zu randalieren. Sie stießen schrille, wehklagende Laute aus und versuchten, ihre Körper durch die Gitterstäbe zu zwängen. Als das misslang, stießen sie sich die Köpfe an Stange und Holzwänden blutig. Die Zirkusleute mussten sie mit Betäubungspfeilen ruhigstellen.
    Unmittelbar nach Beginn des Aufruhrs erhielt Colonel Farr einen Anruf von Direktor Morcelli, und danach ging alles sehr schnell.
    Nachdem er Alarm ausgelöst und die Evakuierung angeordnet hatte, suchte Farr noch einmal die Kommandozentrale auf und schaltete das eigens zu diesem Zweck programmierte Kamerateleskop auf den Hauptmonitor. Der Satellit umkreiste die ferne Sonne des Systems in so geringer Entfernung, dass sie ihn ohne Miriams Positionsangaben niemals hätten orten können. Selbst in extremer Vergrößerung war er nicht mehr als ein schwacher Lichtpunkt auf dem Bildschirm, aber die Signale seines Peilsenders klangen klar und deutlich aus dem Lautsprecher.
    Farrs Hände zitterten nicht, als er die vorprogrammierte Steuersequenz auswählte und die Übertragung startete. Es dauerte endlose zwei Minuten, bis die Sendeeinheit des Satelliten den Empfang bestätigte. Colonel Farr konnte die winzige Triebwerksflamme nicht sehen, die die Umlaufgeschwindigkeit des Satelliten bremste und ihn damit zur Beute der Sonnenschwerkraft machte, aber die Tatsache, dass der Lichtpunkt aus dem Zentrum des Monitorbildes allmählich nach außen wanderte, war ihm Beweis genug.
    Wenn Miriam recht behielt, dann würde die explodierende Sonne in ein paar Stunden das gesamte Planetensystem verschlingen – auch Pendragon Base, die »stählerne Stadt« am Ende der Welt …
      
    Das Dauerfeuer aus einem halben Dutzend genau positionierter Flechette-Batterien hielt nun bereits knapp zwölf Stunden an, ohne dass sich der gewünschte Erfolg einstellte. Mit jeder Salve durcheilten Hunderte Projektile die anvisierten Planquadrate, die eigentlich »Planwürfel« waren, und explodierten schließlich beinahe gleichzeitig in einem exakt ausgerichteten geometrischen Muster. Zwar gab es hin und wieder einzelne Versager, die das Zielmuster störten, aber keine dieser Störungen ließ sich durch Wiederholung reproduzieren.
    Allmählich ließ auch die Anspannung auf der Brücke der Santa Esmeralda nach, von der aus ein halbes Dutzend Offiziere die »Silvesterknallerei« (Originalton Ortega) auf den Monitoren verfolgte. Allerdings war bislang auch erst ein Drittel des von den KIs berechneten Raumsektors abgearbeitet.
    In das aufkommende Gemurmel hinein ertönte in diesem Moment das Sondersignal für eine Prioritätsnachricht von der Basis. Als sich Colonel Farr Sekunden später mit sichtlich angespannter Miene aus der Kommandozentrale zu Wort meldete, verstummten alle Gespräche. Obwohl Miriam die Einzige im Raum war, die die Hintergründe kannte, spürte sie, wie sich ihr Pulsschlag beschleunigte.
    Die Botschaft des Kommandanten war ebenso kurz wie schockierend: Pendragon Base werde binnen Kürze von einer Burgon-Flotte unbekannter Stärke angegriffen und deshalb vorsorglich evakuiert. Die auf dem Stützpunkt verbliebenen Einheiten würden via N-Raum-Transfer an einen sicheren Ort verlegt. Es bestehe kein Anlass zur Sorge, da die Evakuierung planmäßig verlaufe und »angemessene Gegenmaßnahmen« eingeleitet seien. Abschließend wünschte er Kommandantin Ortega und dem Ersten Geschwader »kurzfristigen« Erfolg bei ihrer wichtigen Operation – Ortega sah in diesem Augenblick aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen – und verabschiedete sich mit einem knappen »Gott schütze Sie«, das Miriam eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
    Das Bild des Kommandanten auf dem Zentralmonitor war kaum verblasst, als jemand auf der Brücke laut rief: »Wir haben sie!«, und tatsächlich wies eines der eingeblendeten Zielmuster eine fast exakt kreisrunde Aussparung auf: ein »Loch« von etwa tausend Yards Durchmesser, in dem ein gutes Dutzend der abgefeuerten Geschosse verschwunden war.
    Es war kein Zweifel möglich: Sie hatten

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