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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
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nahm seinen ersten Roman in Angriff: Götterdämmerung hatte 1884 beachtlichen Erfolg. Ein Jahr später folgte Sous la Hache ( Unter dem Beil ), ein historischer Roman über den bewaffneten Widerstand der Vendée gegen die Pariser Revolutionsregierung 1793.
    Eine kleine Erbschaft nach dem Tod der Mutter 1886 verschaffte Bourges eine gewisse Absicherung. Da er nicht mehr schreiben musste, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, blieb sein Œuvre schmal. 1893 folgte Les Oiseaux s’envolent et les fleurs tombent ( Die Vögel ziehen fort und die Blumen welken ), ein ziemlich wilder Kolportageroman über einen als Kind verschleppten russischen Großfürsten, der 1871 in Paris am Commune-Aufstand teilnahm und später in den Orient reiste; in seinen gelungensten Passagen erinnert das Buch an die Reiseerzählungen Karl Mays. Es enthält allerdings auch eine ausgesprochen gehässige Judenkarikatur, die auf widerliche Art die antisemitischen Stereotypen der Zeit ausbreitet.
    Viele Jahre arbeitete Bourges an einem hochpathetischen Lesedrama, La Nef ( Das Schiff ), das er in zwei Bänden 1904 und 1922 veröffentlichte. Wenn der an einen Felsen im Kaukasus geschmiedete Prometheus das Ende der Herrschaft des Zeus und eine neue Epoche in der Geschichte der Menschheit verkündet, erinnert das an den Weltenbrand am Ende des Ring des Nibelungen , nur fehlt Bourges völlig der Theaterinstinkt, mit dem Wagner in so außerordentlichem Maße begabt war. Außerdem wurzelt La Nef ganz und gar im Denken des 19. Jahrhunderts; mit diesem bemühten Tiefsinn konnte Cocteau gewiss nichts anfangen.
    Als Bourges seinen Roman Götterdämmerung konzipierte, kannte er von Wagners Musik sicher die Tannhäuser- Ouvertüre, das Duett Siegmund–Sieglinde aus dem ersten Akt der Walküre und den Trauermarsch aus der Götterdämmerung , die er an prominenter Stelle erwähnt; einer vollständigen Aufführung des ersten Walküre -Akts, wie sein Herzog Karl sie erst in Wendessen, dann in Paris initiiert, hat er mit Sicherheit nicht beigewohnt. Genau studiert hat er vor allem Wagners Ring- Dichtung; in Wotans Scheitern, im Untergang der germanischen Götter fand er den Zerfall seiner eigenen Welt, des alten Europa, vorweggenommen. Der Roman schildert aus dem Geist Richard Wagners die Dekadenz einer Dynastie und einer Regierungsform.
    Der Protagonist, Karl von Este Herzog von Blankenburg, ist ähnlich aus der Zeit gefallen wie der bayerische Märchenkönig Ludwig II . Die Französische Revolution scheint für den Autokraten nicht stattgefunden zu haben. Sein historisches Vorbild war der 1804 geborene und 1873 verstorbene Herzog Karl II . von Braunschweig, zu dessen Herzogtum seit 1735 die Grafschaft Blankenburg gehörte und dessen Lebensgeschichte Bourges manches anekdotische Detail lieferte: Auch Karl II ., der vierzig Jahre im Pariser Exil lebte, stellte gern seine Diamanten zur Schau, trug Perücken und hatte viele Mätressen. Während aber Karl von Este seinen Thron verliert, weil er sich im Deutschen Krieg 1866 auf die falsche, nämlich die österreichische, Seite geschlagen hat, wurde sein historisches Vorbild Jahrzehnte früher, 1830 , durch einen der Aufstände vertrieben, die überall in Europa durch den Erfolg der Julirevolution in Frankreich ausgelöst wurden und das Ende der Restauration besiegelten: Karl II . war nicht bereit, der Forderung der Braunschweiger Bürger nach einer Verfassung nachzugeben. Mit seinem Irrglauben, die Fürsten könnten da weitermachen, wo sie 1789 aufgehört hatten, stand er 1830 keineswegs allein da; 1866 war der fiktive Karl von Este wie der reale Ludwig II . ein flagranter Anachronismus.
    Der Prunk, den die Fürsten des Ancien Régime entfalteten, machte für alle Welt Rang, Macht und Reichtum nicht nur des Herrschers, sondern auch seines Landes augenfällig; deshalb betrachteten die Untertanen die höfischen Feste, bei denen sie nur Zaungäste waren, obwohl sie sie mit ihren Steuern finanzierten, nicht nur mit Neugier, sondern auch mit einem gewissen Stolz. Nach der Französischen Revolution ist die Formel Ludwigs XIV .: «Der Staat bin ich» obsolet geworden; Neuschwanstein repräsentiert nicht Bayern, sondern die Fantasien und Obsessionen einer gequälten Seele. Karl von Este spielt sich selbst und seiner engsten Umgebung den Souverän vor, der er längst nicht mehr ist. Die bürgerlich geprägte Gesellschaft im Paris Kaiser Napoleons III . nimmt den Exzentriker nicht ernst. Die äußeren Formen, an denen der

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