Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
gleich noch nach Namen und Herkunft fragen.«
Er half Aurora, ihre Last durch die Tür zu tragen, und besorgte jemand zu ihrer Unterstützung.
Als er zu seinem Wachposten zurückkam, war Nitis verschwunden.
Als sie dann Richter Gem gegenüberstand, ließ sich Aurora nicht einschüchtern.
»Wie und wo habt Ihr diese Frau kennen gelernt?«
»Ich war bei meinen Bienenstöcken, als sie mich ansprach. Sie wurde vor Kurzem geschieden und hat Arbeit gesucht.«
»Wie heißt sie?«
»Achait, eine Syrerin. Sie hat drei Kinder und vor Kummer um sie geweint. Weil ich sowieso Hilfe gebrauchen konnte, hab ich sie angestellt.«
»War sie nicht in Begleitung von einem oder zwei Männern?«
»Außer ihr hab ich niemand gesehen.«
»Der Offizier hat mir gesagt, dass Ihr sie ›Freundin‹ genannt habt. Das ist doch merkwürdig, bei einer Angestellten.«
»Sie hat mir leid getan, und wir haben uns gleich gut verstanden.«
»Solltet Ihr mir Lügen erzählen, und seien sie noch so klein«, warnte sie der Richter, »werdet Ihr bestraft.«
»Ich habe alles gesagt.«
»Diese Frau ist weggelaufen«, sagte Gem, »sie hatte also offensichtlich kein gutes Gewissen.«
»Wahrscheinlich war ich zu gutgläubig«, bedauerte die Bienenzüchterin. »Aber wem darf man dann eigentlich noch trauen?«
»Ich rate Euch dringend, in Zukunft vorsichtiger zu sein und Euch zu erkundigen, ehe Ihr jemand anstellt. Ihr könnt jetzt gehen.«
Dieser Richter war genauso eingebildet wie die ganzen Würdenträger aus dem Norden – und er konnte Theben nicht leiden. Deshalb war Aurora sehr froh, gelogen zu haben, und hoffte, dass die nette Heilerin entkommen war.
»Es gibt Schwierigkeiten«, sagte der Koch zu Bebon, der gerade die Schüsseln spülte. »Kannst du außer deinem Suppentopf noch etwas anderes kochen?«
»Ja, Lammspieße.«
»Ausgezeichnet! An die Arbeit, ich gebe dir drei Stunden.«
»Und die Schüsseln …«
»Die kann jemand anders waschen. Ich bring dir gleich das Fleisch.«
Bebon schnitt das Lammfleisch in kleine Würfel und ließ es in einem leicht gesalzenen Sud aus Zwiebelsaft und Öl ziehen.
Dann spießte er die Stücke auf und briet sie über offenem Feuer.
Nordwind beklagte sich weder über seine neue Arbeit noch über sein Futter. Er musste Küchengerätschaften oder Säcke mit Gewürzen und feinen Kräutern tragen und durfte dafür verschiedene Essensreste verspeisen. Dass er so ruhig und zufrieden wirkte, beruhigte den Schauspieler; Nitis und Kel waren also wohl in Freiheit, aber war es ihnen auch gelungen, die Gottesdienerin zu sehen?
Was ihn betraf, war das Vorhaben völlig gescheitert, und es gab auch keine Aussicht auf Erfolg. Wegen all der neuen Sicherheitsmaßnahmen, die Richter Gem getroffen hatte, würde ein neuer Küchenjunge bestimmt überprüft und streng verhört.
Als es Mittag wurde, holte der Koch Brot in Form von Papyrusdolden aus dem Ofen.
»Was ist mit deinen Spießen?«
»Sind köstlich geraten.«
»Umso besser – unser Kunde ist ein Feinschmecker, der nur schwer zufriedenzustellen ist. Da setze ich meinen guten Ruf aufs Spiel.«
»Wer ist das denn?«
»Der beste Freund von Haushofmeister Chechonq. Er verfasst eine neue Ausgabe des Totenbuches für die ewigen Ruhestätten der hohen Würdenträger von Theben. Er soll überaus fähig sein! Nebenbei schätzt er aber auch die gute Küche und speist jede Woche einmal mit Chechonq. Heute sind wir es, die er auf die Probe stellt, das ist eine große Ehre, kann ich dir sagen.«
Der große Schreiber war ein strenger, aber begeisterungsfähiger Mann. Kaum hatte er sich gesetzt, als er auch schon ein Stück gebratenes Fleisch und etwas von dem Brot probierte.
Dem Koch stand vor lauter Aufregung der Schweiß auf der Stirn.
»Recht anständig«, meinte der Feinschmecker. »Morgen liefert ihr dem Haushofmeister sechs solche Spieße und zwei Brote.«
Der Koch verneigte sich tief vor seinem Richter und dachte an den Gewinn, den er mit diesem Erfolg haben würde. Jetzt war er vielleicht Hoflieferant für Chechonq und seinen besten Freund!
Bebon hatte allerdings anderes im Sinn.
Als er eine Pause machen durfte, ging er in den Stall.
»Bring mich zu Kel oder Nitis«, flüsterte er dem Esel ins Ohr.
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W as hältst du von ihm?«, fragte Pharao Amasis seinen Feldherrn Phanes von Halikarnassos. »Und gib mir eine ehrliche Antwort!«
»Euer Sohn Psammetich erweist sich als ausgezeichneter Soldat, Majestät. Selten habe ich einen unerfahrenen, jungen
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