Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Thebaner, die sich deshalb weigern, den Wachleuten zu helfen.«
»Hat er die ganze Provinz besetzen lassen?«
»Ja, Majestät. Und was noch schlimmer ist, er lässt niemand nach Karnak und hat den Eindruck erweckt, ich wäre sein Verbündeter. Das bedeutet, dass Kel, Nitis und Bebon glauben müssen, ich stecke mit ihm unter einer Decke, und es nicht wagen werden, mich anzusprechen. Und ich weiß nicht, wo sie sich versteckt halten, ja nicht einmal, ob sie noch am Leben sind.«
»Das sind sie, Chechonq. Ich spüre, dass sie in der Nähe sind.«
»Dann müssen wir uns eben mit den Tatsachen abfinden: Es wird ihnen nicht gelingen, zu uns zu kommen.«
»Stehen sie etwa nicht unter dem besonderen Schutz der Götter, Haushofmeister?«
66
A m Rande der Wüste betreute Aurora, die Tochter des Pförtners, etwa dreißig Bienenstöcke – zur großen Zufriedenheit des Bienenzüchters. Die Bienenvölker lebten in aufeinandergestapelten Tongefäßen mit einer Öffnung, durch die die Bienen ein und aus fliegen konnten. Unter der aufmerksamen Pflege der jungen Frau stellten sie dort ihre Waben her, dann musste Aurora die Bienen einräuchern und den Honig sammeln.
Als sie gerade einen Honigtopf verschloss, der für Karnak bestimmt war, kamen zwei Leute auf sie zu.
»Bebon! Du bist also wieder in Theben?«
»Ich hoffe, du bist nicht allzu böse auf mich, Aurora?«
»Nein nein, ich habe dich in bester Erinnerung. Ist diese bezaubernde Frau deine Gattin?«
»Nein, sie ist eine Heilerin, die dich kennen lernen möchte.«
»Ich verwende sehr viel Honig, weil er große Heilkräfte besitzt. Deshalb würde ich Euch gern helfen, solange ich hier in Theben bin.«
»Warum nicht? Ihr könnt mir dafür ein bisschen was über die Heilkunst beibringen.«
»Sehr gern.«
Die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb, und Bebon kam sich etwas überflüssig vor.
»Bist du inzwischen verheiratet, Aurora?«
»Nein, damit hab ich's nicht eilig! Dich muss ich ja wohl gar nicht danach fragen.«
»Bei meinen beruflichen Sorgen kann ich leider kein guter Ehemann sein.«
»Warum, was ist denn los?«
»Ich hab den Schauspielerberuf an den Nagel gehängt: Immer unterwegs sein müssen, dafür bin ich zu alt. Ich würde mich gern in Theben niederlassen, vielleicht mit einer geregelten Arbeit im Tempel.«
Die Bienenzüchterin überlegte.
»Da wüsste ich vielleicht etwas … Aber das wäre keine einfache Aufgabe.«
»An Mut fehlt es mir nicht.«
Der Meister über die Küchen von Karnak musterte Bebon abschätzig.
»Aha, du willst also bei mir arbeiten?«
»Ja, Aurora, die Bienenzüchterin, schickt mich zu Euch.«
»Die brave Kleine! Ich suche tatsächlich einen Küchenjungen, aber keinen Faulpelz.«
»Schau ich vielleicht so aus?«
»Entweder du fängst gleich an, oder du brauchst nicht wiederzukommen.«
»Ich fange an.«
»Ich muss das Mittagessen für die Priester zubereiten. Putz die Küche und schleif die Messer.«
Die Küche war beeindruckend: Kessel, Schüsseln, Brotformen, Mahlsteine, Backöfen, große Kupferteller für das feine Gebäck, Holzkochlöffel. Mit einem Stück Basalt schärfte Bebon die Klingen der langen Messer.
Der Küchenmeister war angenehm überrascht.
»Du stellst dich gar nicht mal so dumm an, mein Junge.«
»Wisst Ihr, was ich am besten kochen kann? – Suppentopf.«
»Soll ich dir mal sagen, was ich überhaupt nicht leiden kann: Angeber! Und die Priester von Karnak essen gern gut.«
»Lasst es mich beweisen.«
Der Koch zögerte.
»Du darfst das Essen aber nicht verderben!«
Sofort machte sich Bebon an die Arbeit. Eine wunderbare Frau hatte ihm einmal verraten, wie man dieses Gericht zubereitet; dazu brauchte er Zunge, Lende und Rippe, Leber und Luftröhre vom Rind sowie verschiedene Gemüse. Das Ganze wurde dann auf kleinem Feuer geköchelt, ohne dass er es auch nur eine Sekunde aus den Augen ließ.
Nachdem der Oberkoch seine Runde durch die anderen Küchen gemacht hatte, kostete er.
»Ausgezeichnet«, musste er zugeben. »Das wird den Priestern schmecken.«
»Ich würde ihnen meinen Suppentopf gern selbst vorsetzen.«
»Das machen meine Gehilfen und ich. Stell genug von dieser Köstlichkeit für uns auf die Seite. Wir essen dann später.«
Es war sehr mühsam, das Joch zu tragen, an dessen beiden Enden große, schwere Tongefäße voll mit Wasser hingen; aber Kel beklagte sich nicht, weil er hoffte, so bald in den inneren Tempelbereich von Karnak zu gelangen.
Ob Nitis und Bebon Arbeit
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