Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
packte ihn plötzlich jemand am Hals und hielt ihm den Mund zu.
»Wehr dich nicht und versuch nicht zu schreien, sonst schneid ich dir die Kehle durch.«
Der Anblick des Fleischermessers vertrieb ihm jeden Gedanken an Gegenwehr. Dann zerrte der Angreifer sein Opfer in eine Gärtnerhütte, in der sich sein Helfershelfer befand, der mit einem Knüppel bewaffnet war.
Vor lauter Angst hätte der Entführte beinahe das Bewusstsein verloren.
»Reiß dich zusammen, Mann, noch bist du nicht tot!«
»Ihr … Ich kenne Euch doch – Ihr seid ein Koch!«
»Ich war einer«, berichtigte ihn Bebon.
»Ich bin nicht reich und …«
»Wir wollen nichts von deinem Besitz«, unterbrach ihn Kel, »wir wollen zu deinem Freund Chechonq. Du sagst uns jetzt, wie wir am besten zu ihm kommen.«
»Ausgeschlossen!«
Bebon drohte mit dem furchterregenden Messer.
»Dann auf Wiedersehen.«
»Hört mich an, ich bitte Euch! Das Haus von Chechonq ist von Wachen umstellt. Richter Gem lässt den Haushofmeister streng überwachen und jeden überprüfen, der das Haus betritt oder verlässt. Obwohl sich Chechonq heftig gewehrt und seinen Zorn geäußert hat, kann er nichts gegen die Entscheidungen dieses Richters machen, den er verabscheut.«
»Den er verabscheut?«, wiederholte Kel erstaunt. »Stecken der Haushofmeister und der Richter denn nicht unter einer Decke?«
»Er ist sein ärgster Feind! Der Richter beschuldigt ihn, den Schreiber Kel zu schützen, diesen Mörder …«
Der Mann verstummte plötzlich und sah unruhig von einem zum anderen.
»Ihr … Seid Ihr etwa dieser Schreiber?«
»Ich habe niemand getötet.«
»Das ist die Wahrheit«, bekräftigte jetzt Nitis, deren Erscheinen den Freund von Chechonq vollends die Fassung verlieren ließ.
»Die Priesterin, der Schreiber und der Schauspieler … Ihr seid also doch noch am Leben!«
»Und Ihr erzählt uns hier erfundene Geschichten! Der Haushofmeister und der Richter stecken unter einer Decke und wollen uns in eine Falle locken. Und du dienst als Lockvogel!«
»Nein, ich schwöre Euch, das stimmt nicht.«
Das Messer näherte sich ihm bedrohlich.
»Chechonq will Euch treffen und Euch helfen. Er liefert dem Richter Unmengen falscher Aussagen, und die Bevölkerung von Theben weigert sich, dem Richter zu helfen, weil Chechonq sie dazu aufgefordert hat.«
»Ich glaube Euch«, sagte Nitis. »Wir müssen so schnell wie möglich zur Gottesdienerin, und der Haushofmeister ist der Einzige, der uns zu ihr bringen kann.«
»Das ist zurzeit völlig unmöglich. Richter Gem lässt ihn rund um die Uhr bewachen.«
»Kann er sich dieser Beobachtung nicht entziehen?«
»Ich fürchte, seine Möglichkeiten sind sehr beschränkt.«
Bebon hatte wenig Vertrauen in diesen verängstigten Gelehrten.
»Worüber redet ihr bei euren gemeinsamen Mahlzeiten, du und dein Freund Chechonq?«
»Über das Buch vom Heraustreten ins Tageslicht. Ihn beschäftigen die weisen Sprüche, für die ich ihm verschiedene Formulierungen anbiete. Schließlich sind die Hieroglyphen die Geheimnisse der Schöpfung, nicht?«
Nitis und Kel sahen sich an – sie hatten beide den gleichen Einfall.
»Gib mir deine Palette und einen Pinsel.«
Der Schreiber schrieb die verschlüsselten Wörter von dem Papyrus auf.
»Lies uns das laut vor.«
Der Gelehrte runzelte die Stirn.
»Ich … Ich verstehe kein Wort!«
»Und genau das ist der Grund für unser Unglück. Zeig diese Schrift dem Haushofmeister und sag ihm, er soll sie der Gottesdienerin geben. Sie kann sie mit Sicherheit entziffern.«
»Ist das denn so wichtig?«
»Ägyptens Zukunft hängt davon ab.«
»Ihr wollt natürlich eine Antwort – wo kann ich Euch finden?«
Kel beschrieb ihm die Lage der kleinen Wohnung, die Nitis in Theben gemietet hatte.
»Ich verspreche Euch, ich tue alles, was ich kann«, sagte der Gelehrte. »Darf ich jetzt gehen?«
Der Schreiber nickte, und Bebon sah zu, wie sich ihre kostbare Geisel entfernte.
»Ich wette, er verrät uns und hetzt uns Richter Gem und seine Meute auf den Hals«, versprach Bebon. »Jetzt haben wir unseren Auftrag erfüllt und sollten uns davonmachen, ehe es zu spät ist.«
»Ich bleibe«, beschloss Kel.
»Ich auch«, sagte Nitis.
»Ihr seid doch wahnsinnig!«
»Du darfst nicht vergessen, dass die Gottesdienerin die Einzige ist, die meine Unschuld ans Tageslicht bringen kann«, erinnerte ihn Kel. »Außerdem müssen wir uns zu ihrer Verfügung halten.«
Bebon gab es auf; diesem starrköpfigen Paar
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