Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Heilerin den Weg zu den Bienenkörben.
Dann wandte er sich in seinem unwirschen Ton wieder an Bebon.
»Um was für eine Hilfe handelt es sich da?«
»Ich möchte einem Freund, der Gärtner ist, helfen, eine Arbeit zu finden. Würdest du ihn dir mal anschauen?«
»Ist er auch so ein Wüstling wie du?«
»Nein, überhaupt nicht!«, rief Bebon. »Er ist eher von der ernsthaften Sorte.«
»Bring ihn her.«
Der Schauspieler ging Kel holen, und der Türsteher musterte ihn von Kopf bis Fuß.
»Sieht ganz gut aus«, fand er. »Hast du Erfahrung, mein Junge?«
»Bei meinen Eltern musste ich hart arbeiten.«
»Mein Freund, der Obergärtner von Karnak, sucht immer wieder Tagelöhner. Melde dich bei Sonnenuntergang am Nordeingang und sag, dass ich dich geschickt habe.«
Richter Gem gab die Berichte seinem Oberschreiber zurück.
»Räum sie auf.«
»Habt Ihr irgendetwas Wichtiges gefunden?«
»Nein, alles nur langweiliges Verwaltungsgeschwätz.«
Zwei Zeugenaussagen hatten im Laufe des Tages die Neugier von Richter Gem geweckt. Ein Bäcker wollte den Schreiber Kel in einem kleinen Haus am nördlichen Stadtrand gesehen haben, in Begleitung von zehn bewaffneten Männern. Und ein Landwirt war sich ganz sicher, dass er ihn in einem Palmenhain entdeckt hatte, wo er gerade Waffen aus einem großen Sack holte.
Endlich kamen die Soldaten zurück und erstatteten Bericht.
»Was habt ihr herausgefunden?«, wollte der Richter von ihnen wissen.
»Das war alles erfunden. Diese Leute haben sich über uns lustig gemacht.«
»Das ist Amtsbeleidigung, dafür werden sie bestraft!«
»Mit Verlaub, wir sollten die Sache lieber vergessen«, widersprach der Offizier, »sonst sagt keiner mehr etwas.«
»Gesetz ist Gesetz!«, entgegnete Gem wütend und knallte die Tür seines Arbeitszimmers zu.
Am Nordeingang von Karnak warteten mehrere Arbeitswillige auf den Obergärtner.
»Er soll ziemlich unausstehlich sein«, erzählte ein Rothaariger.
»Und sehr eitel«, fügte ein junger Mann hinzu. »Man darf sich nie beklagen.«
»Ich lass mir das jedenfalls nicht gefallen«, schimpfte ein magerer Kerl.
»Ich auch nicht!«, schloss sich sein Freund an.
Da trat ein stämmiger Mann mit kantigem Kopf aus der Reihe und sagte laut und deutlich: »Ihr vier da, ihr könnt gleich wieder gehen.«
Der Rothaarige wollte sich das nicht bieten lassen.
»So, meinst du! Wieso sollten wir dir gehorchen?«
»Weil ich der Obergärtner bin. Und was ihr da von euch gegeben habt, gefällt mir nicht.«
Die Männer verzogen sich, und der Rest bemühte sich, dem forschenden Blick ihres möglichen Arbeitgebers standzuhalten.
»Ihr beiden könnt auch gehen. Eure Köpfe gefallen mir nicht.«
Am Schluss waren nur noch Kel und eine ziemlich müde wirkende Bohnenstange übrig.
»Gefällt es euch, wenn ihr ein Joch tragen müsst, das euch den Hals verletzt, wenn ihr die ganze Nacht arbeiten, das Gemüse im Morgengrauen gießen, die Obstbäume wässern müsst und in der Abenddämmerung Heilkräuter sammeln sollt?«
»Und wann kann ich schlafen?«, wollte die Bohnenstange wissen.
»Wenn ich es dir sage.«
»Das ist mir zu anstrengend, da such ich mir lieber eine andere Arbeit.«
»Ich bin mit Euren Bedingungen einverstanden«, sagte Kel. »Der Pförtner aus dem Schatzmeisterhaus hat mich vorgewarnt.«
»Ja, das ist ein guter alter Freund, der weiß, worum es geht. Ich nehme dich, mein Junge. Allerdings schauen deine Hände nicht gerade so aus wie die von einem Gärtner.«
»Ich arbeite aber gern.«
»Dann nimmst du jetzt diese Tonkrüge mit Wasser und gehst mir nach.«
»In den Tempel?«
»Nein, heute Abend nicht. Wir müssen uns um die Gärten außerhalb der Tempelmauer kümmern, zusammen mit der ersten Nachtschicht. Ich hoffe, du enttäuschst mich nicht.«
Kel versuchte, seine eigene Enttäuschung zu überwinden, und wappnete sich mit Mut und Geduld.
Die Gottesdienerin betrachtete das Wahrzeichen von Abydos: einen langen Pfeiler, der mit einem Tuch bedeckt war. Das Tuch verhüllte den Kopf des auferstandenen Osiris, den nur diejenigen sehen durften, die in die Großen Mysterien eingeweiht waren.
Sie erkannte den schweren Schritt ihres Haushofmeisters.
»Ich hoffe, Ihr bringt gute Neuigkeiten?«
»Leider nein, Majestät. Der Bruch zwischen mir und Richter Gem ist nicht zu ändern. Er kann mich nicht ausstehen, und es wird mir nicht gelingen, etwas an seiner Einstellung zu ändern. Außerdem bewirkt sein Auftreten mir gegenüber den Zorn der
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