Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
und …«
    »Dann weck ihn.«
    Der Hausangestellte ließ sich nicht länger bitten.
    Ungeduldig lief Gem in einem Vorzimmer mit Säulen und Wandmalereien auf und ab, auf denen die verschiedensten Vögel abgebildet waren, wie sie fröhlich über Papyrusdolden herumflatterten.
    Chechonq erschien in einem Hausgewand und mit zerzaustem Haar.
    »Ich bin äußerst unzufrieden«, begann der Richter.
    »Ich auch«, gab der Haushofmeister schroff zurück. »Wieso ist mein Haus von lauter Wachmännern umstellt?«
    »Sie sind zu Eurem Schutz da.«
    »Schickt sie weg!«
    »Ich fürchte, Ihr habt nichts begriffen, Haushofmeister. Ich erteile Euch hier die Befehle im Namen des Pharaos, und Ihr habt zu gehorchen.«
    »Wollt Ihr mir etwa verbieten, zu kommen und zu gehen, wie es mir beliebt?«
    »Versteckt Ihr vielleicht Mörder?«
    »Durchsucht doch mein Haus und sämtliche Nebengebäude.«
    »Genau das hatte ich vor.«
    »Danach müsst Ihr Euch aber bei mir entschuldigen.«
    »Die Aufklärung eines Verbrechens ist mit vielen Untersuchungen verbunden, von denen die meisten ergebnislos bleiben.«
    »Also bitte, fangt schon an.«
    »In Eurer Stellung werdet Ihr wohl kaum so wahnsinnig sein und Verschwörern Unterschlupf bieten, auf die die Todesstrafe wartet. Trotzdem möchte ich gern von jedem, der in Eurem Haus ein und aus geht, wissen, wer er ist. Auf diese Weise könnt Ihr gar nicht auf dumme Gedanken kommen, und Theben bleibt vielleicht viel Ärger erspart.«
    »Ich glaube, Ihr habt den Verstand verloren, Richter Gem!«
    »Ich verdächtige Euch, Urheber der zahlreichen falschen Aussagen zu sein, die bei den Wachmannschaften eintreffen. Sie zu überprüfen, kostet uns viel unnütz vertane Zeit.«
    »Die Thebaner wollen Euch nur helfen.«
    »Nein, sie wollen mich in die Irre leiten. Aber so leicht hält man mich nicht zum Narren. Hört sofort mit diesem albernen Spiel auf, oder Ihr werdet es bitter bereuen.«
    »Eure Drohungen sind eines Richters unwürdig, außerdem beeindrucken sie mich nicht.«
    »Das ist aber ein Fehler, denn ich mache keine Scherze. Hier handelt es sich um eine Angelegenheit, bei der es um das Wohl des Landes geht – und jeder, der sich gegen das Gesetz auflehnt, wird vernichtet.«
    »Dann kann mir ja nichts geschehen, ich will mich nämlich gegen nichts auflehnen.«
    »Wisst Ihr etwas über den Schreiber Kel, die Priesterin Nitis und den Schauspieler Bebon?«
    »Nein, nichts.«
    »Falls Ihr etwas erfahren solltet, möchte ich, dass Ihr mich unverzüglich davon in Kenntnis setzt.«
    »Musstet Ihr das wirklich noch einmal sagen?«
    Gem verließ ihn wütend.
    Theben hatte sich gegen ihn und seine Leute verbündet. Und er konnte unmöglich jedes Haus durchsuchen und jeden Winkel ständig überwachen lassen. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als auf einen Fehler der Flüchtigen zu warten.

69
    D er Fachmann, der sich mit dem Totenbuch beschäftigte, freute sich auf ein ausgezeichnetes Essen mit seinem besten Freund, dem Haushofmeister Chechonq, mit dem er über den Schluss dieser Sammlung sprechen wollte. Der erste Teil war den Bestattungen gewidmet, der zweite der Reise des Verstorbenen ins Jenseits, der dritte dem Gericht der Gottheiten und der Offenbarung der Mysterien an die ›Gerechten der Stimme‹, der vierte schließlich war eine Zusammenstellung von Sprüchen der Weisheit, die mit der Macht des Wortes ausgestattet waren. Die Begünstigten wählten eine bestimmte Anzahl an Kapiteln aus, die mit sehr schönen Zeichnungen verziert wurden, und dieser Auszug galt dann als Ersatz für das Ganze. Als geistlich gebildeter Mann war Chechonq für jede Einzelheit empfänglich und lieferte dem Gelehrten immer wieder neue Formulierungen für diese uralten Gedanken. So unterstrich er zum Beispiel die große Bedeutung der sinnbildlichen Verschmelzung von Re, der Sonne des Tages und dem schöpferischen Licht, mit Osiris, der Sonne der Nacht und dem Licht der Auferstehung.
    Wer denken wollte, musste auch gut essen! Nahmen nicht auch die Gerechten an einem unendlichen Festmahl teil, zu dem Sonnenbarken die Speisen brachten? Der gelehrte Schreiber trug ein makelloses Leinengewand und neue Sandalen und duftete angenehm, als er in Gedanken an den Papyrus, den er bald fertigstellen wollte, sein Haus verließ. Diese sehr genaue Arbeit verlangte eine umfassende Kenntnis der Schriften und eine ruhige Hand.
    Ganz in Gedanken versunken durchquerte er einen kleinen Palmenhain in der Nähe von Chechonqs stattlichem Haus.
    Da

Weitere Kostenlose Bücher