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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Kel.
    Er durfte auf keinen Fall auch nur einen kurzen Augenblick unachtsam sein; sein Führer hatte nämlich bestimmt nur eines im Sinn: sich seiner zu entledigen. Die Geschichte mit dem zweiten Barren hatte er wahrscheinlich nicht geglaubt und wollte sich mit dem so leicht gewonnenen Vermögen begnügen.
    Der Schreiber gelangte auf den Boden des zweiten Schachts, von dem ein enger Gang abzweigte.
    »Du bist gerade noch rechtzeitig gekommen«, sagte der Balsamierer. »Nächste Woche will ich den Schacht mit Sand füllen.«
    »Dann hättest du ja die Kanopen verloren?«
    »Für wie dumm hältst du mich? Ich habe mir natürlich ein anderes Versteck gesucht.«
    »Zeig sie mir.«
    Der Leichenbestatter drehte einen Stein zur Seite.
    »Sieh selbst.«
    Die vier Kanopen standen in einer kleinen Nische in der Wand. Sie waren aus Alabaster allerfeinster Güte und wahre Meisterwerke.
    Als Kel gerade das erste Gefäß aus der Nische nehmen wollte, lief der Balsamierer weg. Unvorstellbar schnell kletterte er die Strickleiter hinauf und zog sie zu sich herauf, als er am oberen Ende des Schachts angelangt war.
    »Du kriegst ein wirklich schönes Grab!«, rief er Kel zu. »Unter den Sandmassen, die dich gleich begraben werden, sucht dich bestimmt niemand.«
    Doch der Betrüger konnte seinen Erfolg nicht lange auskosten.
    Er bekam einen gewaltigen Schlag in den Nacken und ging ohnmächtig zu Boden.
    Der Schlag mit dem Knüppel, den ihm Bebon versetzt hatte, war gut gezielt gewesen. Jetzt schob er mit dem Fuß den leblosen Körper zur Seite und hängte die Strickleiter wieder an ihren Platz.
    »Bist du noch da unten, Kel?«
    »Ja, und ich habe die vier Gefäße!«
    »Komm ganz langsam herauf, damit sie dir nicht zerbrechen.«
    Das war bald geschafft.
    »Nordwind und ich mussten leider die beiden Gehilfen von diesem Kerl außer Gefecht setzen«, erklärte Bebon. »Sie waren etwas schwer von Begriff. Sie und ihr Herr werden ordentlich Kopfweh haben.«
    Bebon nahm dem bewusstlosen Mann den Silberbarren wieder weg.
    »Den bringen wir in den Tempel zurück«, entschied Kel.
    Das fand Bebon viel zu anständig, aber leider hatte er in dieser Sache nichts zu sagen.
    Vorsichtig verstaute der Schreiber die Gefäße in den Packtaschen von Nordwind, dann machten sich die drei auf den Weg zurück zur Anlegestelle.

72
    D ank der Unterstützung durch Chechonqs Leute verlief die Rückfahrt nach Theben unbeschwert. Am äußersten Ende des Hafendamms hatte Kel seine teuren Kleider gegen einen einfachen Lendenschurz getauscht. Und auf getrennten Wegen kehrten der Schreiber und der Schauspieler in Begleitung von Nordwind in ihre Bleibe zurück, wo sie von Nitis erwartet wurden.
    Als sie Kels Blick sah, wusste sie sofort: »Du hast es geschafft!«
    Die beiden umarmten sich leidenschaftlich, Bebon holte die Kanopen aus den Packtaschen und bat den Esel, draußen Wache zu halten.
    »Wenn ihr dann mit eurer Küsserei fertig seid, sollten wir uns an die Arbeit machen«, sagte der Schauspieler.
    Das erste Gefäß hatte einen Männerkopf auf dem Deckel und enthielt die Leber des Verstorbenen. Er trug den Namen Imset und öffnete der Seele den Weg zum Himmel des Südens. Auf der zweiten Kanope war ein Paviankopf für Hapi, der für eine glückliche Reise in den Westen sorgte – dieses Gefäß enthielt Magen und Milz. Im dritten Gefäß, das mit einem Schakalkopf für Duamutef verziert war, waren die Lunge und die Luftröhre aufbewahrt. Es stellte die Verbindung zum Licht des Nordens her. Die vierte Kanope schließlich, mit dem Falkenkopf von Kebechsenuef, schützte die Eingeweide und die Gefäße, die der Balsamierer aus dem Leichnam geholt hatte. Kebechsenuef sorgte dafür, dass die Seele im Osten leben durfte.
    Alle zusammen waren diese vier Horussöhne an dem Umwandlungsvorgang beteiligt, bei dem die sterbliche Hülle des Menschen in einen unsterblichen osirischen Körper verwandelt wurde. Gemeinsam setzten sie das Innenleben des osirischen Wesens neu zusammen und führten es in den Ritualfeiern zum Leben zurück.
    Jetzt mussten sie nur noch den Schlüssel für die Schrift finden, den diese vier Gefäße auch enthalten sollten.
    Kel las, was auf den Kanopen stand – es war klar und eindeutig.
    Diese wohlmeinenden Geister vertrieben sichtbare und unsichtbare Angreifer, wachten ständig über den ›Gerechten der Stimme‹, führten ihn zu einem neuen Erwachen und bewahrten sein Leben über den Tod hinaus.
    Nicht die geringste Andeutung eines

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