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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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dieser Räuber wird sein Geheimnis hüten.«
    »Aber mich kennt er nicht«, sagte Kel. »Bring mir teure Kleider und einen Silberbarren.«
    »Ihr wollt die Kanopen doch nicht etwa kaufen?«
    »Hast du vielleicht eine andere Lösung?«
    »Nein, aber ich warne Euch, dieser Verbrecher ist gerissen und böse! An Eurer Stelle würde ich das nicht machen.«
    »An meiner Stelle wärst du schon lange tot. Wenn ich die Gelegenheit nicht nütze, die mir die Götter bieten, bin ich verloren.«
    Nitis erhob keine Einwände.
    »Und ich«, erklärte Bebon ergeben, »ich spiele deinen Sandalenträger.«
    »Wie hast du das erraten?«
    »Wir kommen wahrscheinlich nicht einmal über den Nil!«
    Da mischte sich der Schreiber ein.
    »Die Soldaten können nicht alle kleineren Fähren überprüfen. Der Haushofmeister besitzt drei davon, von denen eine ausschließlich für auswärtige Gäste bestimmt ist. Ein libanesischer Ehrenmann in Begleitung seines Dieners und dessen Esels dürfte eigentlich nicht weiter auffallen.«
    Bebon stemmte die Hände in die Hüften und sah den Mann verdutzt an.
    »Du hast ja plötzlich richtig gute Einfälle! War das schon alles?«
    »Äh … nein. Der Fährmann wird von uns verständigt und soll den Wachmann an der Anlegestelle ablenken. Er wird ihm erklären, dass Ihr kaum Ägyptisch sprecht und die zugänglichen Teile des Millionenjahrhauses besichtigen wollt. Ein Führer, der ebenfalls verständigt ist, begleitet Euch. In Wirklichkeit soll er Euch zu dem Oberbalsamierer bringen. Der Rest ist Eure Sache.«
    »Vielen Dank für deine Hilfe.«
    »Wahrscheinlich sehen wir uns nicht wieder. Mögen Euch die Götter auch weiterhin beschützen.«
    »Was ist mit den Kleidern und dem Barren?«, fragte Bebon besorgt.
    »Der Haushofmeister nimmt ihn aus der Schatzkammer von Karnak. Seid morgen auf dem Markt am Hafen, wenn die Sonne am höchsten steht. Ein großer Nubier, der Besen verkauft, wird Euch die Sachen geben. Ich bin sehr froh darüber, Eure Bekanntschaft gemacht zu haben, und wünsche Euch alles Gute und viel Glück.«
    Als der Schreiber gegangen war, sprudelte Bebon los.
    »Wunderbar, eine wunderbare Falle! Schöne Worte, gute Absichten, ein schöner Plan und drei große Dummköpfe, die glauben, sie können das Unmögliche möglich machen.«
    »Das haben wir auch dir zu verdanken, dass wir uns allmählich daran gewöhnt haben«, meinte Kel. »Stünde der Freund des Haushofmeisters im Dienst des Richters, hätte man uns schon längst festgenommen.«
    »Auf frischer Tat beim Diebstahl eines Silberbarrens ertappt zu werden – vor den Augen der Bevölkerung von Theben –, wäre doch noch viel besser! Ich bitte euch, hört auf zu träumen! Wir sollten zusehen, dass wir endlich die Stadt verlassen.«
    »Wir haben gerade ganz genaue Anweisungen und entscheidende Hinweise erhalten«, wandte Nitis ein. »Willst du die etwa verwerfen?«
    »Das sind doch alles ganz bestimmt nur Lügengeschichten.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Bebon sank erschöpft auf einen Stuhl.
    »Und ich sage euch, es ist eine Falle.«

71
    D er Oberbalsamierer der Nekropole von Theben wurde beneidet und verabscheut zugleich. Beneidet, weil er sein Gehalt mit vielen Bestechungsgeldern aufbessern konnte; verabscheut, weil er eine schmutzige Arbeit machen musste, wenn er die Eingeweide aus den Leichnamen holte, was unumgänglich war, wenn man die sterbliche Hülle für ihre Auferstehung in einen osirischen Körper verwandeln wollte.
    Jedenfalls nützte er die Lage, die für ihn wegen der Knappheit an Gräbern besonders günstig war, weidlich aus. Er hatte die Erlaubnis, ganze Gräber oder Teile von Grabstätten an diejenigen zu verkaufen, die auf der Suche nach einer letzten Bleibe waren. Dabei verdiente er an jedem Verkauf gut und verlangte heimlich hohe Summen, wenn er seine Arbeit besonders hochwertig machte, wofür er dann auch viele verschiedene Mittel und Werkzeuge benötigte. Deshalb überließ er seinen Gehilfen die Armen und die weniger Betuchten. Sie wurden nur flüchtig balsamiert und dann im heißen Wüstensand getrocknet. Er aber konnte mit den Skalpellen umgehen und mit dem gebogenen Eisen, mit dem man das Gehirn aus dem Schädel holte, mit den zersetzenden und den haltbar machenden Mitteln und mit den Duftölen. Mit diesen kostbaren und oft sehr seltenen Stoffen wurde ein blühender Handel getrieben.
    Der Tod machte den Balsamierer reich, der sicher sein konnte, dass er immer genug Kunden haben würde, die sich eine vollkommene

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