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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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nachdenklich über sein Kinn. Dann schnellte seine Hand völlig unvorbereitet nach unten und fuhr mit ganzer Wucht in Rais Magengrube. Stöhnend kippte dieser vornüber. Ihm wurde schwarz vor Augen und nur die starken Arme der Gardisten verhinderten, dass er zusammenbrach.
    »Rai!«, schrie Selira entsetzt auf und machte einen Schritt auf ihn zu. Im ersten Moment sah es so aus, als habe Megas seiner Geisel die Klinge des Dolches in den Bauch gerammt. Doch gleich darauf erkannte sie, dass Megas die Hand, in der er den Dolch hielt, während des Schlages blitzschnell umgedreht und so Rai nur mit dem Knauf der Waffe getroffen hatte.
    »Ich hatte euch gewarnt«, grollte Megas und zwang Rai trotz seiner Schmerzen wieder in eine aufrechte Position, indem er ihm unerbittlich die Dolchschneide gegen den Hals presste. »Das nächste Mal, wenn ich solch eine fadenscheinige Antwort bekomme, wird dieser Wicht hier die andere Seite meiner Waffe zu kosten bekommen. Davon wird er sich nicht mehr erholen, das kann ich euch versichern. Ich weiß ohnehin bereits, dass Arton kurz vor seinem Tod eine Nacht mit Tarana verbracht hat. Ist das also sein Kind?«
    »Ja, es ist Artons Kind«, gab sich Meatril geschlagen, »aber wir wissen nicht, ob es noch lebt oder wo es sich befindet.«
    Megas nickte zufrieden. »Na, das wird sich herausstellen, sobald Tarana meine Gefangene ist«, erwiderte er und etwas Dämonisches huschte dabei über seine Gesichtszüge. »Vielleicht bekomme ich ja doch noch die Gelegenheit, mich an Arton zu rächen, indem ich den einzigen Spross ausmerze, den er in dieser Welt zurückgelassen hat. Dann wird es sein, als hätte er nie existiert. Ich glaube, das würde mir gut gefallen.«
    Die Worte des Inselherrn breiteten sich wie ein schleichendes Gift in dem Kellerverlies aus und drangen bis in die Herzen aller Gefangenen. Rais Verstand begann erst jetzt wieder richtig zu arbeiten, nachdem die Schmerzwellen endlich abebbten. Aber er wollte einfach nicht wahrhaben, dass jemand allein aus Boshaftigkeit etwas so Grässliches wie einen Kindsmord begehen könnte. Megas schien wirklich ein Dämon in Menschengestalt zu sein. Rai konnte nun besser verstehen, warum die Ecorimkämpfer ihn so sehr hassten, aber dessen ungeachtet waren sie, wie die Dinge lagen, allesamt völlig machtlos. In diesem Augenblick wünschte sich Rai nichts sehnlicher, als Arton an seiner Seite zu haben, der von Megas offenbar immer noch für tot gehalten wurde. Der Krieger könnte mithilfe seiner Kampfkunst und den geheimnisvollen Kräften, über die er außerdem gebot, diesem Albtraum sicherlich ganz leicht ein Ende setzen. So wie er es bei Ulag getan hatte, würde er einfach kurzen Prozess mit dieser Ausgeburt der Zwischenwelt machen, die sie hier gefangen hielt. Damit wären auch die beiden Ecorimkämpferinnen und die zwei Kinder vor Megas’ Bosheit gefeit, sodass sich alles wieder zum Guten wenden könnte. Aber Arton hielt sich irgendwo weit entfernt von ihnen auf, wo er wohl immer noch etwas suchte, von dem er wahrscheinlich nicht einmal selbst genau wusste, was es war. Er ahnte weder etwas von Taranas Überleben noch von seinem Kind, dessen Schicksal nun in den Händen dieses skrupellosen Menschen lag.
    »Das war aber noch nicht alles«, setzte Megas unbekümmert seine Befragung fort. »Auch über dieses andere Kind namens Thalia habe ich mir so meine Gedanken gemacht. Im Nachhinein finde ich es äußerst merkwürdig, dass Arton sich persönlich um das Balg gekümmert hat, nachdem es in die Kriegerschule aufgenommen worden war, obwohl er die Ausbildung der jungen Schüler ansonsten doch immer anderen überließ. Zudem scheint sie die Einzige zu sein, die nach der Zerstörung der Schule nicht zurück nach Hause geschickt wurde, sondern bei Tarana und Daia bleiben durfte. Und sie war die Erste, nach der ihr gesucht habt, als ihr in Seewaith angekommen seid. Damit drängt sich mir die Frage auf, was es an dem Mädchen denn so Bemerkenswertes gibt, das euer großes Interesse an ihr erklärt.« Er zog ungeduldig die Augenbrauen in die Höhe. »Ich warte!«
    »Hör zu, Megas«, erwiderte Meatril nach kurzem Zögern und schien dabei jedes Wort mit Bedacht zu wählen. »Es mag dir als eine Schwäche erscheinen, dass wir Verantwortung für das Leben anderer übernehmen, dennoch ist genau das die einzige Erklärung, die ich dir für Thalias Verweilen in der Kriegerschule anbieten kann. Als die Schule abgebrannt war, schickten wir in der Tat alle Kinder

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