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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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zurück zu ihren Eltern. Die einzige Ausnahme war Thalia, weil sich von ihr keine Verwandten in der Stadt finden ließen. Da wir sie nicht einfach in der Gosse zurücklassen wollten, blieb sie eben bei uns. Auf Andobras trafen wir dann zufällig Thalias Mutter, die als Arbeitssklavin dorthin verkauft worden war. Wir nahmen sie mit uns nach Seewaith, um ihr zu ermöglichen, hier ihr Kind wieder zu sehen. Das ist schon alles, da gibt es kein Geheimnis, das schwöre ich dir beim Leben meines Vaters. Also lass Rai bitte in Frieden.«
    Megas überlegte eine Weile, die Rai in banger Erwartung des nächsten Schlages wie eine Ewigkeit erschien. Der Dolch schmiegte sich so eng an seine Kehle, dass er nicht einmal wagte zu schlucken, weil er befürchtete, die Klinge würde dann seine Haut ritzen.
    »Fragen wir doch einfach die Mutter des kleinen Bastards«, meinte Megas, »die so freundlich war, mir bei eurer Ergreifung behilflich zu sein. Sie müsste eigentlich wissen, ob an ihrer Tochter irgendetwas Besonderes ist.« Sein erbarmungsloser Blick heftete sich auf die immer noch in ihrer Ecke kauernde Belena, die daraufhin langsam den Kopf hob.
    »Fangen wir mit etwas ganz Einfachem an«, sagte Megas. »Nenne mir den Namen von Thalias Vater. Das sollte doch machbar sein, oder warst du etwa eine kleine Dirne und kennst den Namen des Mannes nicht, der ihr Erzeuger war?«
    Doch Megas’ Spott schien an der jungen Mutter abzuprallen, denn sie zeigte keinerlei Regung. Sie beobachtete ihn nur still aus matten, empfindungslosen Augen.
    »Nun gut«, erklärte Megas und nahm die Dolchklinge von Rais Hals. »Dann fange ich jetzt an, eurem unglücklichen Gefährten hier die Finger der linken Hand abzuschneiden und mache weiter, bis ich beim Daumen angekommen bin, dann nehme ich mir die rechte vor, danach kommen die Zehen dran.« Er packte Rais linke Hand und spreizte dessen kleinen Finger ab. Der Tileter versuchte sich verzweifelt herauszuwinden, aber gegen die starken Arme der Wachen und Megas’ nicht minder festen Griff war alle Gegenwehr vergebens.
    »Mir wäre es wirklich lieber, ich müsste das nicht tun«, versicherte Megas mit gespieltem Bedauern in der Stimme, »denn ich bevorzuge es, jemanden in einem ehrlichen Zweikampf zu verwunden, aber ihr lasst mir keine Wahl.«
    »Belena!«, schrie Selira aufgebracht. »So sag es ihm doch, in Xelos’ Namen, du hast uns allen schon genug Schaden zugefügt.«
    Thalias Mutter blinzelte irritiert, schwieg aber weiter beharrlich. Daraufhin sprang Selira mit zwei Sätzen zu Belena hinüber, packte sie am Kragen und zerrte sie mit einer Kraft, die ihr keiner zugetraut hätte, aus ihrer Ecke. »Rede jetzt endlich! Was macht es schon aus, wenn jeder weiß, wer der Vater deiner Tochter ist. Ich werde nicht zulassen, dass Rai verstümmelt oder gar getötet wird, nur weil du deine Geheimnisse bewahren willst.«
    Meatril eilte herbei und zog die in rasendem Zorn entbrannte Selira mit einiger Mühe von Belena weg. »Ich kann es nicht sagen«, jammerte Belena vor sich hin, »sonst wird er auch Thalia töten. Ich kann nicht, versteht das doch! Mein Kind … mein Kind …«
    »Ein ergreifendes Schauspiel, das ihr hier bietet«, höhnte Megas, »aber ich glaube, ich habe bereits genug erfahren, um das Rätsel zu lösen.« Er ging neben der schluchzenden Belena in die Hocke, packte sie mit der Hand unter dem Kinn und zog auf diese Weise ihren Kopf nach oben, sodass sie ihm in die Augen sehen musste. »Du fürchtest also, ich könnte Thalia töten, wenn ich erfahre, wer ihr Vater ist? Aber warum sollte ich das wohl tun wollen? Ist sie etwa auch Artons Kind? Wohl eher nicht, es gibt nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen ihnen. Aber vielleicht glaubst du ja, mein Hass gilt allen Erenors. Und mit einem anderen Erenor hat deine Kleine auffallend große Ähnlichkeit, wenn ich so darüber nachdenke. Sie ist Ardens Tochter, habe ich recht?« Er beobachtete sehr genau Belenas Gesicht, als er diese Vermutung äußerte, und obwohl sie keinen Laut mehr von sich gab, ließ er sie plötzlich los und lachte.
    »Es stimmt! Deine Augen verraten dich.« Er kehrte ihr den Rücken zu und schritt zum Ausgang der Zelle. Im Türrahmen drehte er sich noch einmal um. »Ich möchte euch allen danken, das war ausgesprochen aufschlussreich. Die Gefangennahme dieser beiden Kinder wird mir nicht nur die Gelegenheit für eine späte Rache an Arton verschaffen, sondern auch noch ein Druckmittel gegen den König von Citheon, Arden

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